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Bildungsforscher forderte Lehrstuhl für Frühpädagogik

Salzburg - Beim ersten Österreich-Kongress „Frühe Bildung - große Chance“  ortet der Münchner Bildungsforscher Wassilios Fthenakis Defizite im österreichischen System. Er fordert einen Lehrstuhl für Frühpädagogik und  einen bundesweiten Bildungsplan.

„Das vorschulische System ist in Österreich chronisch unterfinanziert. Eine große Schwäche liegt im Bereich der wissenschaftlichen Forschungstätigkeit zur frühen Kindheit“, kritisierte der Mitautor der OECD-Studie „Starting Strong“. Die Bundesregierung sollte mehr investieren und im Vorschulbereich eine proaktive Rolle einnehmen, sagte der Entwicklungspsychologe.

Erfahrungen aus anderen Ländern zeigten, dass nationaler Rahmenbedingungen für alle Bereiche der frühkindlichen Bildung, Erziehung und Betreuung notwendig seien. Die entsprechenden Landesgesetze sollten angeglichen und auf allen Ebenen und für alle Beteiligten verbindlich sein, schlug Wassilios vor.

Die Ausbildung der Kindergartenpädagogen sah der Bildungsforscher im Hinblick auf die aktuellen Ansprüche der Frühpädagogik „reformbedürftig“. Die Fortbildungsmaßnahmen stünden weder in einem systematischen Zusammenhang mit beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten, noch könnten sie für weiterführende Ausbildungen angerechnet werden.

Österreich scheine das einzige Land in der EU zu sein, das Kindergartenfachkräfte nur auf der Sekundarstufe ausbildet. Eine universitäre Beteiligung fehlt, so Wassilios. Die beruflichen Fortbildungsmöglichkeiten für die Fachkräfte bezeichnete er als unverbindlich, schwach und innerhalb der Bundesländer sehr unterschiedlich.

Es sei sehr wichtig, die Eltern, Träger der Kindergärten und die Pädagogen in die Entwicklung eines Bildungsplanes einzubeziehen, wurde bei der anschließenden Podiumsdiskussion im Renaissance Kongress Center betont.

Der Fortbildungskongress wurde von der Salzburger Verwaltungsakademie – Zentrum für Kindergartenpädagogik – in Zusammenarbeit mit den Fachstellen für Fortbildung der Bundesländer Kärnten, Oberösterreich, Steiermark und Tirol rund um die Themenbereiche „Frühe Bildung“ und „Bildungsplan in der Frühpädagogik“ veranstaltet. Mehr als 300 Vertreter aus der Kindergartenpraxis, Verwaltung, Politik und Wissenschaft nahmen daran teil.

„Bildung passiert, in dem neurologische Vorgänge der Gehirnreifung provoziert werden. Für die Qualität dieses Prozesses und somit für erfolgreiches, lebenslanges Lernen ist die soziale Umgebung der Kinder, insbesondere der Austausch mit den Bezugspersonen, entscheidend“, umriss die Salzburgerin Christina Gastager-Repolust, Bibliothekarin in der Erzdiözese Salzburg, in einer Aussendung vom Sonntag die zentrale Aussage des Kongresses.

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