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Bilder gehen unter die Haut

Ein kurzer Werbespot: Er zeigt das bubenhafte Gesicht von Michael J. Fox verzerrt. Der Körper des früheren Hollywoodstars wird von heftigen Zuckungen geschüttelt.

Fox appelliert mit ruhiger Stimme an seine Landsleute, sich für die Stammzellenforschung einzusetzen. Der 45-Jährige leidet unter der Parkinsonschen Krankheit. Sie gehört zu jenen schweren Leiden, die Mediziner einmal mit Hilfe embryonaler Stammzellen behandeln oder sogar heilen zu können hoffen.

Die Bilder des populären Film- und Fernsehstars („Zurück in die Zukunft“, „Jede Menge Familie“, „Spin City“) haben nach Einschätzung von US-Medien Amerika erschüttert. Die „New York Times“ bewertete den halbminütigen Fernsehauftritt des 45-Jährigen als „einen der eindrucksvollsten und meist diskutierten Werbespots seit Jahren“. Eine Umfrage der Zeitung „Los Angeles Times“ und der US-Nachrichtenagentur Bloomberg ergab, dass 58 Prozent der befragten US- Bürger für die Freigabe der Stammzellenforschung sind.

Mit seinem Spot unterstützt Fox eine demokratische Kandidatin, die sich bei den Wahlen am 7. November um einen Sitz im US-Senat bemüht. Claire McCaskill aus dem US-Bundesstaat Missouri will im Kongress für die Stammzellenforschung kämpfen. Der hatte US-Präsident George W. Bush schon vor Jahren den Geldhahn zugedreht.

Bush lehnt jede Forschung mit den Zellen wenige Tage alter Embryonen aus ethisch-religiösen Gründen ab. Er legte im Juli das erste Veto seiner knapp sechsjährigen Amtszeit gegen einen Gesetzesentwurf ein, der das Verbot von staatlichen Geldern für die Stammzellenforschung aufgehoben hätte. Dabei hatten sich selbst namhafte Mitglieder seiner republikanischen Partei auf die Seite der Befürworter gestellt.

Auch die US-Bevölkerung ist mehrheitlich seit längerem dafür, nach Stammzellentherapien für einige der schwersten Leiden zu suchen: Herz- und Kreislaufkrankheiten, Diabetes, Parkinson und Alzheimer sowie möglicherweise sogar Krebs. Dass Fox mit seinem Appell etwas ausgelöst hat, zeigt die Reaktion des ultrakonservativen Radio-Kommentators Rush Limbaugh. Er warf Fox vor, entweder seine Medikamente nicht zu nehmen oder aber zu schauspielern.

Dieser Kommentar heizte die Debatte noch weiter an. Patti Davis, die Tochter von Ronald und Nancy Reagan, empörte sich in einem Beitrag für das Nachrichtenmagazin „Newsweek“. „Fox könnte seine Krankheit vor uns verbergen. Niemand würde ihm das übel nehmen“, schrieb Davis. „Stattdessen aber nutzt er sein Unglück, um die Türen zu einer besseren Zukunft für uns aufzustoßen, eine Zukunft, in der es vielleicht eine Heilung für Parkinson, Diabetes, (…) gibt“.

Michael Fox ist nicht der erste Hollywood-Schauspieler, der sein Leiden zur Schau stellt, um das Gewissen des Landes wachzurütteln. Vor ihm hatte schon Christopher Reeve, der ehemalige „Superman“-Darsteller, gegen die Stammzellenpolitik des Weißen Hauses rebelliert. Reeve war nach einem Reitunfall querschnittgelähmt. Auch er hatte sich von Stammzellen Hilfe erhofft. Er starb 2004, bevor ihm eines der im Tierversuch erfolgreichen Experimente mit Stammzellen das Leben erleichtern konnte.

Fox weiß seit 1991 von seiner unheilbaren Krankheit. Er gab seine Parkinson-Diagnose 1998 bekannt und zog sich zwei Jahre später aus der TV-Serie „Spin City“ zurück. Seitdem ist der Schauspieler politisch aktiv, gründete die Michael J. Fox Stiftung für fortgeschrittene Stammzellenforschung und unterstützte den Demokraten John Kerry bei der Präsidentschaftswahl 2004.

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