AA

Bestseller-Autor Rolf Dobelli ruft zum absoluten News-Verzicht auf

Rolf Dobelli propagiert, für ein "besseres Leben" keinerlei Nachtrichten mehr zu konsumieren
Rolf Dobelli propagiert, für ein "besseres Leben" keinerlei Nachtrichten mehr zu konsumieren ©Bodo Rüedi / PIPER Verlag
Mit höchst provokanten Thesen macht Bestseller-Autor Rolf Dobelli in seinem aktuellen Buch "Die Kunst des digitalen Lebens" von sich reden. VIENNA.at hat für Sie gelesen, warum er den vollkommenen Verzicht auf jegliche Nachrichten für absolut erstrebenswert hält.

Sie befinden sich aktuell auf einer News-Seite, die Sie mit den neuesten Nachrichten aus Politik, Kultur, Chronik, Stadtgeschehen und vielem mehr versorgt. Wir nehmen einmal an, dass Sie aus gutem Grund hier sind: Um sich zu informieren, an Ihrer Umgebung Anteil zu nehmen, auf dem Laufenden zu bleiben, etc. Alles Nonsens, wenn es nach Rolf Dobelli geht.

Bestseller-Autor propagiert News-Verzicht: "Zeitverschwendung"

Der Schweizer Bestseller-Autor, aus dessen Feder Werke wie "Die Kunst des guten Lebens", "Die Kunst des klaren Denkens", "Die Kunst des klugen Handelns" und viele mehr stammen, hat jüngst seinen vielleicht radikalsten Ratgeber vorgelegt: "Die Kunst des digitalen Lebens. Wie Sie auf News verzichten und die Informationsflut meistern".

Darin vertritt Dobelli in klaren Worten und unter Anführung zahlreicher Argumente die zentrale Ansicht, dass der Konsum von News sich generell ausschließlich nachteilig auf den modernen Menschen auswirkt. News rauben uns seiner Meinung nach Zeit, Geld und Ressourcen, Sie machen uns unglücklich und lähmen unsere Willenskraft.

Rolf Dobelli: "News is bad for you"

Dobelli selbst praktiziert, was er predigt: Nach eigenen Angaben verzichtet er seit zehn Jahren auf den Konsum von News - und schwärmt gut 200 Seiten lang davon, welch "beglückende" Wirkung die daraus gewonnene Freiheit seiner Erfahrung nach habe.

Wogegen er sich genau verwehrt, sind in erster Linie die "kleinen Häppchen trivialer Geschichten", die schreienden Bilder und medial aufgebauschten "Fakten" die ihm zufolge in einem Nachrichtenmedium an jeder Ecke lauern. "News is bad for you", lautet seit Jahren seine ehrliche Überzeugung, die den renommierten britischen "Guardian" bereits 2013 zu einem Artikel inspirierte, der im selben Jahr paradoxerweise einen der meistgelesenen Zeitungsartikel darstellte.

"Nachrichten-Sucht" als problematisch dargestellt

"Die Kunst des digitalen Lebens" enthält Gründe gegen den News-Konsum, Forschungsergebnisse über die nachteiligen Auswirkungen desselben sowie Tipps, wie man die regelrechte "Sucht" nach reißerischen News in den Griff bekomme. Der Schweizer bricht demgegenüber eine Lanze für gut recherchierten Journalismus. Fachmagazine statt News-Headlines, Sachbücher statt Schlagzeilen, so sein Credo.

"Keine News ist so wichtig, dass Sie nicht ohne sie leben könnten", lautet seine Überzeugung. Um sich selbst davon zu überzeugen, ruft er im Buch zu einigen Gedankenexperimenten auf - wie etwa, dass man auch nur fünf Nachrichtenmeldungen nennen solle, die einem geholfen hätten, bessere Entscheidungen für das eigene Leben zu treffen. Man ahnt schon, wohin die Reise hier geht.

Dobellis wichtigste Argumente gegen den News-Konsum

"News sind für den Geist, was Zucker für den Körper ist", so eine der Behauptungen Dobellis. Weitere Argumente, die er in seinem Buch anführt, inkludieren unter anderem die Folgenden:

News sind irrelevant: Weder News-Konsumenten noch Journalisten sind Dobelli zufolge in der Lage, relevante Infos zu beurteilen und von Irrelevanten zu unterscheiden.

News gehören nicht in Ihren Kompetenzkreis: Laut Dobelli soll man sich ganz aufs eigene Fachgebiet beschränken und darin zur Meisterschaft finden - News gehören nicht dazu.

News bewerten Risiken falsch: Durch News entsteht Dobelli nach eine falsche Einschätzung von tatsächlichen Risiken.

News schränken das Verständnis ein: Nachrichten helfen Dobelli zufolge nicht, die Welt besser zu verstehen - im Gegenteil.

News bestätigen unsere Irrtümer: Durch Nachrichten, die zufällig der eigenen Meinung entsprechen, fühlt man sich in seinen Irrtümern laut Dobelli noch bestärkt.

News sind Gift für den Körper: Nachrichtenmeldungen setzen uns dem Bestseller-Autor nach nur unter Stress.

News verändern unser Gehirn: Nachrichtenkosum fördert, so Dobelli, nur das rasche Überfliegen von Infos, nicht das tiefgehende Verständnis.

News manipulieren: Dobelli verweist auf die Unmenge an Fake News, aus denen es uns kaum gelingt, die "Wahrheit" herauszufiltern.

News machen uns passiv: Man kann ohnehin nicht beeinflussen, was auf der Welt geschieht - darüber Bescheid zu wissen, bringt uns Dobelli zufolge kein Stück weiter.

"Die Kunst des digitalen Lebens": Zum Nachdenken inspiriert

Wie kaum ein anderer aktueller Ratgeber regt "Die Kunst des digitalen Lebens" jedenfalls zum Nachdenken an - und auch wenn so manches Argument beim Lesen sofortigen innerlichen Widerspruch zeitigt, lohnt es, sich auf die Gedankenexperimente einzulassen, die Dobelli uns darin vorführt.

Die wenigsten von uns werden nach der Lektüre des Buches tatsächlich bereit sein, den News-Konsum vollends aus ihrem Leben zu verbannen - der vielleicht wichtigste Take-Away des Ratgebers ist aber vielleicht der Appell, seinen Fokus auf Qualitätsjournalismus zu legen und regelmäßig Bücher zur Hand zu nehmen, um tatsächlich Wissen und vielleicht sogar Weisheit in sein Leben zu lassen. Sehr wahrscheinlich ist es dafür gar nicht nötig, sämtliche News radikal aus seinem Leben zu verbannen. Oder? Bilden Sie sich selbst eine Meinung dazu! Die Lektüre von "Die Kunst des digitalen Lebens" kann dabei jedenfalls bestimmt nicht schaden.

Rolf Dobelli: "Die Kunst des digitalen Lebens. Wie Sie auf News verzichten und die Informationsflut meistern". Gebundene Ausgabe, 256 Seiten mit farbigen Illustrationen. Piper Verlag. EURO 20,60. ISBN 978-3-492-05843-8

  • VIENNA.AT
  • Bücher
  • Bestseller-Autor Rolf Dobelli ruft zum absoluten News-Verzicht auf
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen