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Beste Freundin in Wien-Favoriten erstochen: "Sie hat mich erniedrigt"

Beim Mord-Prozess in Wien
Beim Mord-Prozess in Wien ©APA
Am Mittwoch fand am Wiener Straflandesgericht ein Prozess gegen eine 16-Jährige statt, die ihre beste Freundin in Wien-Favoriten erstochen haben soll. "Sie hat mich erniedrigt. Sie hat mich verletzt", so die Angeklagte. Sie sei von ihrer besten Freundin Melissa M. gehänselt worden, als diese mit ihrem Ex-Freund zusammenkam.
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“Hahaha, er hat dich verlassen. Ich bin schöner”, soll die ein paar Monate ältere von der Angeklagten zu Tode gebrachte Melissa M. gefeixt haben. Auf die Frage, weshalb sie dann den Kontakt nicht abgebrochen habe, entgegnete die Angeklagte: “Sie war meine beste Freundin. Ich habe sie geliebt. Ich habe sie zu gern gehabt, um sie loszulassen.”

Freundinnen gaben einander Halt

Die beiden hatten einander schon in der Volksschule kennengelernt. Die zwei Mädchen wuchsen in schwierigen Verhältnissen auf und gaben einander halt, wie Staatsanwältin Isabelle Papp in ihrem Eingangsplädoyer dargelegt hatte: “Sie haben Kummer, Sorgen, das tägliche Leid miteinander geteilt.” Beide hätten sich “in einem schwierigen Alter, mitten in der Pubertät” befunden, gab die Anklägerin zu bedenken.

Drogen-Erfahrungen der Angeklagten

Die Angeklagte war ihrer Darstellung zufolge mit 13 mit Drogen in Kontakt gekommen: “Am Anfang war’s Gras. Dann ist MMC dazu gekommen.” Im Jänner 2013 habe sie nach einem Trip “einen Filmriss gehabt” und sich danach im AKH in Behandlung begeben. Die verordneten Medikamente habe sie aber “eher schlampig” genommen: “Die Drogen waren interessanter.”

16-Jährige hatte paranoide Schübe

Am Abend vor der inkriminierten Tat habe sie MMC gesnieft. Wie schon öfters zuvor habe sie “paranoide Schübe, Wahnvorstellungen” bekommen: “Ich habe immer Männer gesehen, die mich verfolgen.” In der Früh, als Melissa vor ihr stand und – angeblich – “Du weißt, dass ich schöner und besser bin” sagte, habe sie “wirklich Angst bekommen”, versicherte die Angeklagte. Um nach einer kurzen Pause schluchzend “Und dann habe ich hingestochen” hinzuzufügen, worauf die im Publikum anwesende Mutter Melissas in Tränen ausbrach.

“Ich wollte, dass sie wieder lebt”

“Ich hab’ mich so gehasst in dem Moment. Ich wollte, dass sie wieder lebt”, setzte die Angeklagte fort, was weitere Besucherinnen der Verhandlung – darunter auch Melissas Schwester – zum Weinen brachte. Sie habe erfolglos Mund-zu-Mund-Beatmung gemacht, erinnerte sich die Angeklagte: “Ich weiß nur noch, wie sie die Augen verdreht hat. Sie hat vibriert.”

Erst der Wohnungsbesitzer hatte nach seiner Rückkehr vom Arzt mit der Rettung telefoniert. Trotz einer Notoperation im nächstgelegenen Spital kam für Melissa M. jede Hilfe zu spät.

Chemiker: Mädchen hatte MEC konsumiert

Wie der chemische Sachverständige Günther Gmeiner in seinem Gutachten darlegte, dürfte die als Mörderin angeklagte 16-Jährige zum Tatzeitpunkt zwischen 1,2 und 2 Promille Alkohol im Blut gehabt haben. Außerdem hatte sie nicht – wie von ihr vermutet – MMC (Mephedron), sondern das wirkungsähnliche, aber wissenschaftlich noch weit weniger erforschte MEC (Methylethcathinon) konsumiert.

Droge ist wenig erforscht

Während Gmeiner bei einer Erstanalyse diese sogenannte neue psychoaktive Substanz in einem Umfang von 2,6 Nanogramm pro Milliliter nachweisen konnte, ergaben von der Verteidigung beantragte zusätzliche Tests in einem Labor in Freiburg, dass die 16-Jährige zwischen 35 und 67 Nanogramm pro Milliliter und eine damit wesentlich höhere Menge im Blut hatte. Er könne “eine Beeinträchtigung und Wirkung dieser Substanz nicht ausschließen”, sagte Gmeiner.

Konkreteres war ihm nicht zu entlocken. Es gebe in Bezug auf MEC noch “keine wissenschaftlichen Erfahrungen über die Wirkung” und auch “keine pharmagenetischen Daten”, sondern nur “User-Berichte”. Allenfalls ließen sich “Analogschlüsse” hinsichtlich der Wirkung von Ecstasy herleiten, meinte Gmeiner.

Die Verhandlung wird nach einer kurzen Mittagspause um 13.30 Uhr mit weiteren Sachverständigen-Expertisen fortgesetzt.

(apa/red)

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