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Anschlag in Berlin forderte mindestens zwölf Todesopfer

Möglicher Anschlag mit Lastwagen auf Weihnachtsmarkt
Möglicher Anschlag mit Lastwagen auf Weihnachtsmarkt ©APA (dpa)
Nach der Todesfahrt eines Lkw auf einem Berliner Weihnachtsmarkt geht die Polizei von einem Anschlag aus. "Unsere Ermittler gehen davon aus, dass der Lkw vorsätzlich in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz gesteuert wurde", so die Berliner Polizei am Dienstag. Dabei waren am Montagabend zwölf Menschen getötet und 48 weitere verletzt worden.
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Mutmaßlicher Täter kam als Flüchtling über Österreich

Nach Informationen des RBB-Inforadios handelt es sich bei dem Mann, der den Lastwagen in die Menschenmenge gesteuert haben soll, um einen Pakistani. Er wurde kurz nach der Tat festgenommen und wird verhört.

Der mutmaßliche Täter sei am 31. Dezember 2015 von Österreich kommend in Passau nach Deutschland eingereist, berichtete der Sender. Der Polizei soll er bereits wegen geringfügiger Delikte bekannt sein. Nach dpa-Informationen soll der Mann mehrere Identitäten genutzt haben.

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Ein Toter wurde erschossen

Unter den Toten auf dem Berliner Breitscheidplatz befindet sich nach Angaben von Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) auch eine Person, die erschossen wurde. Vermutlich handele es sich um einen polnischen Kraftfahrer, der allerdings Opfer und nicht Täter sei, sagte Schröter am Dienstag in Potsdam. Schröter berief er sich dabei auf Angaben aus einer Telefonkonferenz der Innenminister der Länder.

Polnischer Spediteur: “Kann nicht mein Fahrer gewesen sein”

Der dunkle Lastwagen mit polnischem Kennzeichen war laut Polizei gegen 20.00 Uhr auf einer Strecke von 50 bis 80 Metern mit hoher Geschwindigkeit über den Markt an der Gedächtniskirche gefahren und zerstörte dabei mehrere Buden. Ein weiterer Mann, der auf dem Beifahrersitz saß, starb laut Polizei vor Ort. Bei dem Toten soll es sich um einen polnischen Staatsbürger handeln, wie die Polizei mitteilte.

Der Lastwagen gehörte einer polnischen Spedition, wie deren Eigentümer Ariel Zurawski in einem Telefonat dem polnischen Sender TVN 24 sagte. Der Fahrer sei seit etwa 16 Uhr nicht mehr zu erreichen gewesen. Es handle sich um seinen Cousin, er könne seine Hand für ihn ins Feuer legen, dass er kein Attentäter sei. “Es kann einfach nicht mein Fahrer gewesen sein”, sagte Zurawski zu dem Vorfall. “Ihm muss etwas angetan worden sein”, mutmaßte er. “Ich stehe so unter Schock.”

Der Lastwagen hatte Stahlkonstruktionen aus Italien nach Berlin transportiert, berichtete Zurawski. Wegen einer Verzögerung habe der Fahrer bis zum Dienstag warten müssen und den Lastwagen in Berlin geparkt. Die Berliner Polizei teilte dagegen mit, es bestehe der Verdacht, dass der Sattelschlepper in Polen von einer Baustelle gestohlen worden sei.

Politik reagiert mit Bestürzung

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich bestürzt. “Wir trauern um die Toten und hoffen, dass den vielen Verletzten geholfen werden kann”, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit. Merkel sei mit Innenminister Thomas de Maiziere und Berlins Bürgermeister Müller in Kontakt. Deutschlands Bundespräsident Joachim Gauck äußerte sich ebenfalls betroffen. “Das ist ein schlimmer Abend für Berlin und unser Land, der mich wie zahllose Menschen sehr bestürzt”, teilte Gauck mit.

Ähnlich äußerten sich Frankreichs Präsident Francois Hollande, Italiens Ministerpräsident Paolo Gentiloni und EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker. Frankreich erhöhte die Sicherheitsvorkehrungen auf seinen Weihnachtsmärkten. Der designierte US-Präsident Donald Trump sprach schon von einem “schrecklichen Terrorangriff”.

Seehofer fordert Politikwechsel

Bayerns Ministerpräsident Seehofer forderte nach der Attacke ein Umdenken in der Politik. “Wir sind es den Opfern schuldig, dass wir unsere ganze Zuwanderungspolitik überdenken und neu justieren”, sagte der CSU-Chef.

Polizei sammelt Bilder und Videos

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller und Innensenator Andreas Geisel wollen am Dienstagmittag (13.00 Uhr) auf einer Pressekonferenz die Öffentlichkeit informieren. Die Polizei schaltete indes ein Portal frei, über das Augenzeugen des möglichen Anschlags in Berlin Fotos und Videos hochladen können. Zuvor hatte die Polizei gebeten, kein Bildmaterial über Soziale Medien zu verbreiten oder es per Twitter an die Behörden zu senden. Auf Handy-Fotos und -Videos könnten Hinweise zu sehen sein, die den Ermittlern bei ihrer Arbeit helfen.

Bei einem Anschlag im Juli in Nizza waren 86 Menschen ums Leben gekommen, als ein Terrorist mit einem Lastwagen über die Uferpromenade der Mittelmeermetropole fuhr. Für den Anschlag hatte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Verantwortung übernommen.

SEK stürmt Flüchtlingsunterkunft

Nach dem Anschlag mit einem Lkw auf einen Berliner Weihnachtsmarkt hat die Polizei einen Hangar auf dem früheren Flughafen Tempelhof durchsucht. Dort befindet sich Berlins größte Flüchtlingsunterkunft. Vier junge Männer Ende 20 aus dem Hangar 6 seien befragt worden, es gab aber keine Festnahmen, sagte Sascha Langenbach, Sprecher des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten, am Dienstag.

Der Einsatz, an dem auch Kräfte der Spezialeinheit (SEK) beteiligt waren, habe um 3.00 Uhr mit bis zu 250 Beamten begonnen. Die Kräfte seien dann aber reduziert worden. Die Lage sei ruhig gewesen. Um 8.00 Uhr sei der Einsatz beendet gewesen.

Ob die Polizei nach Verbindungen des Täters suchte, der am Montagabend mit einem Sattelschlepper in den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz gerast war und mindestens zwölf Menschen in den Tod riss, sagte der Sprecher nicht explizit. “Die Annahme kann man aber haben.” Zur Herkunft der befragten Flüchtlinge gab es keine Angaben.

Merkel kündigt Erklärung an

Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel will sich am Vormittag zum mutmaßlichen Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche in Berlin äußern. Das Bundespresseamt kündigte am Dienstag für 11.00 Uhr eine Erklärung im Kanzleramt in Berlin an. VOL.AT wird darüber live berichten.

Dieser Artikel wird fortlaufend aktualisiert.

(APA/dpa/Red.)

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