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Bemühungen um Freilassung von britischer Lehrerin im Sudan

Muslimische Vertreter des britischen Oberhauses haben am Wochenende Hoffnung auf eine vorzeitige Freilassung der im Sudan inhaftierten Lehrerin Gillian Gibbons geäußert.

Labour-Politiker Lord Ahmed und Baronin Sayeeda Warsi von der Konservativen Partei reisten am Samstag in den Sudan, um sich für die wegen Beleidigung des Islams zu 15 Tagen Haft verurteilte Frau einzusetzen. Sie hatte zugelassen, dass ihre Schüler einem Teddybären den Namen „Mohammed“ gaben. Am Freitag forderten deswegen tausende Demonstranten ihre Hinrichtung.

Die 54-Jährige sei in guter Verfassung, sagten die britischen Parlamentarier. Die Oberhaus-Vertreter versuchten am Sonntag weiter, den sudanesischen Präsidenten Omar Hassan al-Bashir zu treffen. Dieser kann als einziger Gibbons begnadigen. Ahmed und Warsi waren auf eigene Initiative in den Sudan gereist und hofften, an diesem Montag gemeinsam mit Gibbons nach Großbritannien zurückkehren zu können.

Den britischen Parlamentariern zufolge üben religiöse Gruppierungen einen starken Druck auf die sudanesische Regierung aus und fordern, keine Nachsicht gegenüber Gibbons zu zeigen. So hätten Prediger verlangt, die Lehrerin erneut vor Gericht zu stellen, sagte Ahmed. Einer der Anwälte Gibbons zeigte sich optimistisch, dass der persönliche Einsatz der beiden adeligen Landsleute Erfolg haben könnte. Ähnliche Gnadenappelle haben im Sudan schon in der Vergangenheit zu Freilassungen von Ausländern geführt.

„Gillian hatte überraschend gute Laune“, sagte Warsi gegenüber dem Sender Sky News. Sie selbst sei optimistisch, dass die sudanesische Regierung die Angelegenheit schnell beilege. Gibbons Sohn John (27) sagte in Liverpool: „Wir hoffen, dass die Sache eher früher als später gelöst wird.“ In London demonstrierte am Samstag eine kleine Gruppe Muslime vor der sudanesischen Botschaft für eine Freilassung.

Gibbons wandte sich am Wochenende erstmals selbst an die Öffentlichkeit. „Ich möchte, dass die Menschen wissen, dass ich gut behandelt werde und vor allem, dass ich anständig zu essen bekomme“, erklärte sie am Samstagabend in einer Mitteilung an den britischen Sender Channel 4. „Ich bin allen, die so viel für mich tun, sehr dankbar.“ Sie habe in den Monaten, die sie in dem afrikanischen Land verbracht habe, „ausschließlich gute Erfahrungen gemacht“. „Ich bin sehr traurig, das Land zu verlassen. Wenn ich morgen zur Arbeit zurück könnte, würde ich das tun.“

Gibbons ist inzwischen seit acht Tagen in Gewahrsam. Sie wurde zu der Haft und einer anschließenden Ausweisung aus dem nordostafrikanischen Land verurteilt, weil sie ihre Schüler einen Teddybären „Mohammed“ nennen ließ. Der Sudan warf der Britin vor, mit der Benennung des Klassenmaskottchens die Ehre des muslimischen Religionsstifters und Propheten verletzt zu haben. Gibbons Anwälte und die britische Botschaft halten den genauen Aufenthaltsort der Lehrerin geheim, nachdem zuletzt Hunderte sudanesische Muslime den Tod der Frau gefordert hatten. Um ähnliche Ausschreitungen wie nach der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in Dänemark vor knapp zwei Jahren zu verhindern, sicherten Polizisten die Stadt.

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