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Beinahe-Crash in Hamburg: Kein Pilotenfehler

©AP
Der Beinahe-Crash eines Lufthansa-Airbus im März 2008 auf dem Hamburger Flughafen ist nicht durch einen Pilotenfehler verursacht worden.
Lufthansa Airbus in Hamburg

Das geht aus dem Bericht hervor, den die Braunschweiger Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) am Donnerstag veröffentlicht hat. Gleichzeitig machten die Experten aber missverständliche Formulierungen und Defizite in den Flughandbüchern und technischen Anleitungen für den Airbus mitverantwortlich für den Zwischenfall.

Der Lufthansa-Airbus “Suhl” mit 137 Menschen an Bord war am 1. März 2008 kurz vor dem Aufsetzen von einer starken Windböe erfasst worden und hatte mit einem Flügel den Boden berührt. Video-Aufnahmen von dem spektakulären Landeversuch waren um die Welt gegangen.

Die Untersuchung habe gezeigt, dass nicht eine einzige Fehlhandlung von beteiligten Personen oder eine Fehlfunktion des Flugzeuges zu der Berührung der Tragfläche mit dem Boden geführt hat, heißt es in dem BFU-Bericht. Vielmehr sei es eine Kombination mehrerer Faktoren und Ereignisse gewesen. “Mit den Möglichkeiten, die die Besatzung zur Verfügung hatte, hat sie schon die richtigen Entscheidungen getroffen. Auch die Wahl der Landebahn ist nicht zu beanstanden”, sagte BFU-Experte Johann Reuß, der den Zwischenfall untersucht hat.

Gleichzeitig wies Reuß aber darauf hin, dass die Besatzung den Landeanflug bei den damals gemessenen Böen von bis zu 47 Knoten (etwa 87 Stundenkilometern) hätte abbrechen sollen, weil der Grenzwert für Seitenwind beim A 320 bei 38 Knoten (rund 70 Stundenkilometer) liegt. Das sei der Besatzung aber nicht bewusst gewesen, weil die Formulierungen in den Handbüchern dazu uneinheitlich und widersprüchlich gewesen seien.

Hinzu komme noch ein weiteres Defizit in den technischen Beschreibungen des Flugzeugs, sagte Reuß. Es war der Besatzung nicht bekannt, dass die Manövrierfähigkeit des Flugzeuges bei bestimmten Rahmenbedingungen erheblich eingeschränkt wird. So schaltete die Seiten-Steuerung des Flugzeugs nach dem ersten Aufsetzen mit dem linken Hauptfahrwerk vom Flight Mode in den Ground Mode, obwohl das Flugzeug sich wieder in der Luft befand. Folge: Für ein paar Sekunden konnten die Piloten die Maschine nur eingeschränkt lenken. “Dieses Systemverhalten der Flugzeug-Steuerung war in den flugbetrieblichen Unterlagen nicht beschrieben und den Piloten nicht bekannt”, sagte Reuß.

Bei dem Anflug des Airbus A 320 auf den Hamburger Flughafen war die 24-jährige Co-Pilotin und nicht der 39-jährige Pilot am Steuer gesessen. Der griff erst ein, als die Maschine von heftigen Sturmböen erfasst wurde und startete durch. In der Öffentlichkeit hatte es deshalb zunächst harsche Kritik gegeben, weil der Grund für den Beinahe-Crash auch in der Unerfahrenheit der Co-Pilotin gesehen wurde. Gleichzeitig wurde auch eine angeblich falsche Auswahl der Landepiste moniert.

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