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"Beim Laufen hat sich noch keiner verkühlt"

Wilhelm Lilge, Spartentrainer des Leichtathletikverbandes und Sportkoordinator des Vereins LCC Wien, hält Ausdauersport im Freien auch bei kalten Temperaturen bis etwa minus 15 Grad für unbedenklich - bei gesunden Menschen.

Damit sich auch nach dem Laufen keiner verkühlt, sollte man sich nach der Belastung nicht unnötig lange im Freien aufhalten. Das Dehnprogramm nach absolvierter Einheit etwa sollte der Sportler in die eigenen vier Wände verlegen.

„Bei gesunden Menschen, die sonst auch regelmäßig Sport betreiben, gibt es bis etwa minus 15 Grad Celsius keine Einschränkung“, sagte Lilge. Die Atemluft sei normalerweise genügend aufgewärmt, bevor sie in die kritischen Bereiche der Lunge komme.

Er nannte das Beispiel der Skilangläufer, die ihre Wettkämpfe praktisch ausschließlich bei kalter Witterung austragen und dabei an ihre Belastungsgrenzen gehen. Dementsprechend können Gesunde auch harte Einheiten – etwa Intervalltraining für die Tempohärte – bedenkenlos bei solchen Temperaturen absolvieren. Jedes harte Training sei auch ein entsprechender Reiz für den Organismus und könne zu einem Umbau- oder Verbesserungsprozess des Immunsystems führen – Stichwort Abhärtung. „Ein vorübergehendes Gefühl des Unwohlseins oder außerhalb des Wohlfühlbereichs muss an sich noch nicht schädlich sein“, betonte Lilge.

Achtung Asthmatiker

Der Experte warnte aber davor, dass Asthmatiker, besonders Menschen mit einem belastungsinduzierten Asthma, sich ohne ärztlichen Check hohen Belastungen aussetzen. Zudem wüssten viele gar nicht, dass sie Belastungsasthmatiker seien, weil sie sich keinen Belastungen aussetzen. Schlechter für den Organismus sei auf jeden Fall feucht-kaltes Wetter – Nebel zum Beispiel. Kalte, aber trockene Luft stelle kein Problem dar. „Selbst bei Temperaturen unter minus 15 Grad ist es wesentlich günstiger, sich im Freien zu bewegen, als untätig zu Hause zu sitzen“, sagte Lilge.


Der ÖLV-Trainer wies darauf hin, dass es entsprechende Funktionsbekleidung gibt, welche die Feuchtigkeit des Körpers nach außen weitergibt. Besonders wichtig dabei sei die Unterwäsche. Darüber macht nach dem Zwiebelschalenprinzip eine weitere Langarmschicht Sinn. „Normalerweise reichen drei Schichten.“ Die äußerste Lage könnte bei Regen zum Beispiel eine Goretexjacke sein, sonst eine Fleecejacke. Im Halsbereich empfindliche Menschen sollten zu Kleidungsstücken mit Rollkragen greifen. „Als Faustregel gilt:
Wenn ich es am Beginn der Laufeinheit nicht als leicht kalt empfinde, bin ich zu warm angezogen“, sagte der Experte.

Kopfbedeckung nicht vergessen

Kritische Stellen sind Kopf, Finger und Zehen. Ein großer Teil der Körperwärme wird Lilge zufolge über den Kopf abgegeben, daher sollte man eine Mütze oder zumindest ein breites, auch die Ohren bedeckendes Stirnband tragen. Die Finger schützt der Sportler mit Handschuhen, für die Füße sollte er auf Socken aus anderen Materialien als Baumwolle zurückgreifen. Für Schneematsch bieten Laufschuhhersteller Produkte aus Goretex an, „die eine ganz tolle Sache sind“.

Mountainbiker und Skilangläufer sind übrigens eher verkühlungsgefährdet als Jogger. Bei Bergabpassagen fällt bei ersteren Sportarten Lilge zufolge der Belastungsfaktor praktisch weg, während der Läufer sich auch auf dem Weg hinunter anstrengen muss.

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