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Skandal nach Unwettern in Steiermark: 17.000 Gebäude in roter Gefahrenzone

Betroffene Bewohner stehen im Schlamm und Geröll im obersteirischen St. Lorenzen im Paltental.
Betroffene Bewohner stehen im Schlamm und Geröll im obersteirischen St. Lorenzen im Paltental. ©APA/ LFV Meier
Die Mure vom vergangenen Wochenende traf das obersteirische St.Lorenzen im Paltental zwar in der Dimension, nicht aber vom Ereignis her überraschend: Die rund 60 betroffenen Gebäude sind im Gefahrenzonenplan "rot und "gelb" ausgewiesen, d.h. hier herrscht weitgehend Bauverbot.
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“Seit Gasen 2005 werden diese Gefahrenzonenplänen auch eingehalten”, weiß Gerhard Baumann, Leiter der Wildbach- und Lawinenverbauung Steiermark.

Die Tabuzonen gelten freilich nur für Neubauten – in der roten Zone stehen landesweit rund 17.000 Objekte als “Sünden der Vergangenheit”. Nach den jüngsten Ereignissen wird die Planung für die Neuerrichtung und Verbesserung der an sich in der Region schon dicht vorhandenen Schutzbauten forciert.

Zu viel in gefährliche Bereiche hineingebaut

Die Muren im oststeirischen Gasen vom 22. August 2005 markierten in der Steiermark ein Umdenken. Zwar gibt es das Bundesgesetz, wonach die dem Umweltministerium unterstellten Wildbach- und Lawinenverbauung für alle Gemeinden Gefahrenzonenpläne zu erstellen hat, schon länger, die Bürgermeister als Baubehörde erster Instanz agierten in der Vergangenheit aber nicht immer vorausschauend und gaben öfter dem Baudruck nach. Dadurch war sukzessive auch immer mehr Sicherungsbedarf für Siedlungsraum und Infrastruktur entstanden. “Es wurde zu viel in gefährliche Bereiche hineingebaut”, räumte Landesrat Johann Seitinger (V) ein.

Gefahrenpotenzial groß

Die Erstellung der Gefahrenzonenpläne wurde in der Steiermark 2011 abgeschlossen, “Hotspots” wie jene um Trieben – zu der auch die Katastralgemeinde St. Lorenzen gehört – verfügen schon viel länger über die entsprechenden Ausweisungen. Das Gefahrenpotenzial in diesem von rutschanfälligem Schiefergestein dominierten Gebiet ist groß: In den Gräben kann es nach größeren Niederschlagsmengen zu Hangrutschungen und Verklausungen kommen, aus kleinen Bächen werden reißende Sturzfluten, die Schlamm und Geröll mit sich reißen.

In Kenntnis dieser Gefahrenlage wurden in den vergangenen Jahren in Kalwang, Treglwang, Gaishorn, Trieben und Rottenmann zahlreiche Schutzbauten errichtet. So ist etwa ein 2,1 Millionen Euro-Projekt am Tobeitschbach, der am 21. Juni in Treglwang arge Vermurungen anrichtete, in Umsetzung. Ähnliches gilt auch für den Flitzenbach in Gaishorn und das Schwarzenbachtal, wo jeweils Planungen laufen. Für den Lorenzerbach, der für die Riesen-Mure vom vergangenen Wochenende verantwortlich war und in dem vorhandene alte Schutzbauten vermutlich Schlimmeres verhindert haben, müsste man Murenrückhaltebecken um fünf bis sechs Millionen Euro bauen, so Schutzwasserbau-Experte Baumann. Doch alleine die Bauvorbereitungen würden bei einem Vorhaben dieses Ausmaßes ein dreiviertel Jahr dauern. Für die Errichtung von Schutzbauten stehen in der Steiermark im Jahr insgesamt 14 Millionen Euro zur Verfügung.

(APA; Red.)

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