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Bangen um die Jüdische Schule

Die Nachkommen von Hohenemser Juden sorgen sich um die ehemalige Jüdische Schule in Hohenems. Es wurde eine Initiative zur Rettung der Jüdischen Schule gegründet.

Der 82-jährige in Jerusalem lebende Univ.Prof. Felice Jaffé äußerte im Gespräch mit der APA die Befürchtung, dass parteipolitische Auseinandersetzungen die dringend notwendige Renovierung des Gebäudes verzögern könnten. Die Hohenemser Oppositionsparteien lehnen die Pläne der Stadt ab und haben eine Initiative zur Rettung der Jüdischen Schule gegründet.

„Die Entscheidung über die zukünftige Nutzung der ehemaligen Jüdischen Schule muss rasch getroffen werden, sonst verfällt das Gebäude,“ appellierte Jaffé an die Verantwortlichen. Die Schule sei ein wichtiges Zeugnis für die einstige Bedeutung der Jüdischen Gemeinde in Hohenems. Als „Besonderheit“ bezeichnet es der Direktor des Jüdischen Museums Hohenems, Hanno Loewy, dass in der Schule sehr früh auch nichtjüdische Kinder unterrichtet wurden. „Der Lehrplan und das Niveau der Schule waren insbesondere für liberal und fortschrittliche Bürger attraktiv,“ so Loewy.

Auch Loewy betonte im Gespräch mit der APA die große Bedeutung der Schule für die Geschichte der Region und verwies auf den prekären Zustand des Gebäudes und der Mikwe (jüdisches rituelles Bad). Eine neue Nutzung müsse auf die Geschichte der Gebäude Rücksicht nehmen. Die von der Stadt und einem privaten Investor diskutierte Verwendung als Altenwohnanlage wäre, so Loewy und Jaffé, ein durchaus realistisches Nutzungskonzept. „Ein Schulhaus ist kein Sakralbau und die unterschiedlichste profane Nutzungen ist denkbar, solange sie die Würde der Menschen, mit denen dieses Haus verbunden ist, nicht beschädigt,“ sagte Loewy. Es müsse aber sichergestellt sein, dass im öffentlichen Raum eine entsprechende Dokumentation der früheren Funktion der Gebäude installiert wird.

Die fünf Oppositionsparteien im Stadtparlament (SPÖ, FPÖ, Grüne, Die Emsigen und die Unabhängige Liste) hatten vergangene Woche in einer Pressekonferenz der ÖVP-Stadtregierung und Bürgermeister Richard Amann (V) vorgeworfen, den Verkauf der Jüdischen Schule an eine Privatgesellschaft zu einem Spottpreis durchgepeitscht und die Verbauung des daneben befindlichen geschichtsträchtigen Elkan-Gartens mit einem fünfstöckigen Gebäude ermöglicht zu haben. Die Käufer wollen auf dem Areal ein privates Projekt „Betreutes Wohnen“ errichten. Die Oppositionsparteien fordern, dass diese Entscheidung rückgängig gemacht und ein Stadtvertretungsbeschluss aus dem Jahre 2002 verwirklicht wird, wonach die Schule restauriert und einer Bildungseinrichtung wie etwa der Volkshochschule zur Verfügung gestellt werden soll. Der Elkan-Garten soll – wie ursprünglich beschlossen – nicht verbaut, sondern als öffentlich zugänglicher Park erhalten werden.

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