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Aufsehen erregende Feinstaub-Studie

Eine Studie über Erkrankungen und Moralitätsraten im Zusammenhang mit Feinstaub in österreichischen Städten hat am Montag für Aufsehen gesorgt.

Wie Studienautor Manfred Neuberger vom Institut für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien der APA erklärte, komme es in Wien und Graz bereits pro zehn Mikrogramm pro Kubikmeter Luft zu einem Anstieg von Todesfällen um rund 1,5 Prozent. Er bestätigte damit einen Bericht der Tageszeitung “Der Standard”.

Neuberger und sein Team hatten die akuten Auswirkungen der Luftschadstoffe und im speziellen des Feinstaubs auf Gesundheit und Sterblichkeit sowie Todesursachen wie Herz-Kreislauferkrankungen vor allem in Wien und Graz untersucht. Als Indikator für die Gesamttoxizität der Luftschadstoffe nannte der Studienautor Feinstaub PM2,5: “Erst an zweiter Stelle steht PM10, der üblicherweise gemessen wird.” PM10 seien Stäube, mit denen bereits “unsere Vorfahren” zu kämpfen hatten und ein gutes Abwehrsystem entwickelt hätten, das die Grobstoffe innerhalb von 24 Stunden wieder aus den Körper entfernen würde.

PM2,5 hingegen werde “bis in die Tiefe geatmet. Dort ist er dann nur noch von sogenannten Fresszellen zu beseitigen”, sagte Neuberger. Diese „Reinigung“ dauere aber länger und werde nicht vollständig durchgeführt – weiters würden Stoffe freigesetzt, die Kaskaden bis zur krebsfördernden Wirkung nach sich ziehen könnten. Besonders stark seien die Auswirkungen bei Herz-Kreislauferkrankungen.

Überrascht sei man über den Befund gewesen, dass es “gar nicht so entscheidend ist, ob man knapp über oder knapp unter den Grenzwerten ist”, so Neuberger. Wichtiger sei, dass man die Feinstaubbelastung allgemein reduziere: “Mit jedem Mikrogramm-Kubikmeter reduziert sich die Gesundheitsgefährdung.” Auch Städte, die nicht so hoch belastet seien, müssten etwas gegen Feinstaub tun: “Das ist wie bei krebsfördernden Stoffen: Je weniger, desto besser, aber es gibt keine ungefährliche Dosis.”

Dass Wien und Graz sehr gut vergleichbar seien, liege an der überalterten Bevölkerung und dem höhen Dieselanteil. Auch hätte sich gezeigt, dass Stickstoffdioxid NO2 ähnliche Zusammenhänge wie PM10 aufweise, meinte Neuberger. NO2 würde auch gut korrelieren mit dem Feinstaub aus Kraftfahrzeugen, der gefährlicher sei als z.B. mineralischer.

Das Forscherteam hatte Daten in Graz über einen Zeitraum von 16 Jahren und in Wien über fünf Jahre untersucht. Als Methoden kamen Zeitreihen-Analysen und moderne mathematische Verfahren zum Einsatz. Außerdem wurden Kumulationsauswirkungen von bis zu 14 Tagen erfasst, nicht nur von einem Tag, erklärte Neuberger. “Deshalb haben wir wohl auch stärkere Wirkungen gefunden als andere Studien”, so der Wissenschafter.

Auch für Linz habe man ein Jahr lang Daten gesammelt und erforscht – dieser Stadt würde man sich auch gerne intensiver widmen: “In Wien ist der Verkehr dominierend, in Linz spielt auch die Stahlindustrie mit. Da kann natürlich etwas anderes herauskommen”, so Neuberger. Die Finanzierung wurde in der Steiermark von der Landessanitätsdirektion und in Wien von der Umweltschutzabteilung MA22 übernommen. Es sei positiv von den Städten, dass man sich umweltbewusst gezeigt hätte, meinte der Wissenschafter.

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