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Aufregung um Wiener Jugendstiltheater

Es ist unglaublich. Ich hab schon viel erlebt, aber das noch nicht.“ Was Walter Kobera, Gründer und Leiter der Musiktheatergruppe „Neue Oper Wien“, so erregt, ist die Tatsache, dass er für seine „Orfeo“-Produktion viereinhalb Wochen vor der Premiere einen neuen Aufführungsort suchen musste

Das Jugendstiltheater habe seine schriftliche Zusicherung wieder zurückgezogen, da es das Haus auch an die Wiener Festwochen vermietet hat. Jugendstiltheater-Leiter Alois Hofinger hält dagegen, die Gespräche hätten sich noch „in der informellen Phase“ befunden. Die „Orfeo“-Premiere findet nun am 14. April in der Remise Engerthstraße statt. Kobera spricht von 30.000 bis 40.000 Euro Schaden, den man einklagen werde.

Die Uraufführung von „Orfeo“, einer Neubearbeitung der Monteverdi-Oper durch den österreichischen Komponisten Christoph Cech, war für das Jugendstiltheater geplant. Die am 12. Oktober gemachte schriftliche Zusicherung Hofingers gelte laut Auskunft des Rechtsanwalts der Neuen Oper wie ein Vertrag, sagt Kobera. Erst am 23. Februar sei die Zusicherung widerrufen worden. Kobera spricht von „Doppelvermietung“.

„Es hat nie eine fixe Zusicherung, nur einen informellen Schriftverkehr gegeben“, meint dagegen Hofinger, der auch mit den Wiener Festwochen verhandelt hatte. Diese haben für den 9. Mai die Premiere des Christoph Marthaler-Projekts „Schutz vor der Zukunft“ im Jugendstiltheater angekündigt. „Meine Intention war immer, viel Programm unterzubringen. Vielleicht habe ich dabei den Bogen überspannt“, räumt Hofinger ein, „aber Kobera hat sicher keinen Schaden, für den ich verantwortlich bin.“

“Katastrophe” für Neue Oper Wien

Der Wegfall des Aufführungsortes in der vierten Probenwoche habe für die Neue Oper Wien eine Katastrophe bedeutet, argumentiert dagegen Kobera. Eine Absage hätte rund 350.000 Euro Schaden verursacht, dazu wäre der große internationale Reputationsverlust gekommen, da man dann „Orfeo“-Gastspiele in Holland und Schweiz absagen hätte müssen. Zunächst hätte man daher mit den Festwochen für die Probenzeit der Marthaler-Produktion eine Lösung gesucht, „dieses Agreement ist aber vorige Woche gescheitert“, sagt Kobera. In kürzester Zeit musste mit der Remise Engerthstraße ein anderes Quartier gefunden werden. „Unser Konzept war natürlich nicht auf diesen Spielort aufgebaut. Nur dank unserer tollen Mitarbeiter und des flexiblen Regieteams war es möglich, die Premiere sicher zu stellen.“

Für die fünf Vorstellungen zwischen 14. und 23. April (Regie:
Carlos Wagner, Musikalische Leitung: Walter Kobera) verspricht Kobera „ein ganz aufregendes Musiktheaterstück“. Und für das Management des Jugendstiltheaters hofft er auf Veränderungen: „Das wird seit Jahren nicht professionell geführt – obwohl die Wiener Theaterreform gerade das sicherstellen will!“

„Orfeo“ von Christoph Cech / Claudio Monteverdi
Neue Oper Wien in der Remise, Wien 2, Engerthstr
Premiere: 14.4., 20 Uhr
Weitere Aufführungen: 16., 20., 22. und 23.4.
Karten: 01 / 218 25 67
Link:www.NeueOperWien.at

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