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Auch Tour-Etappensieger Ricco gedopt

Bei der Tour der France 2008 gibt es den dritten Dopingfall. Am Donnerstag wurde bekannt, dass der zweifache Etappensieger Riccardo Ricco (Saunier Duval) einen positiven EPO-Test abgeliefert hat.

Der Italiener hatte die 6. und 9. Etappe gewonnen. Zuvor wurde bereits die beiden Spanier Moises Duenas Nevado und Manuel Beltran positiv getestet.

Der Rad-Profi war vor dem 12. Teilstück Führender der Bergwertung und Neunter im Gesamt-Klassement. Als erste Reaktion zog sich das Saunier-Duval-Team geschlossen von der Tour 2008 zurück. “Wir stellen unsere sportlichen Aktivitäten im Moment ein. Er ist kein x-beliebiger Fahrer, wir haben das Team um ihn herum aufgebaut und unser Image”, erklärte Teamchef Pietro Algeri den Tränen nahe.

Vorher hatten sich regelrechte Jagdszenen in Lavelanet abgespielt. Bergtrikot-Träger Ricco wollte am Startort im Wagen seines Teams flüchten, die Polizei verfolgte ihn und nahm ihn in Gewahrsam. Der 24-jährige Italiener, für große Sprüche und Provokationen bekannt, wurde die Verwendung des neuen EPO-Präparats CERA nach dem Zeitfahren am vergangenen Dienstag in Cholet, das der Deutsche Stefan Schumacher gewonnen hatte, nachgewiesen.

“Wir werden noch keine drakonischen Maßnahmen gegen die Teams einleiten, solange wir nicht mehr wissen”, hatte vor dem selbst gewählten Tour-Aus der spanischen Mannschaft ASO-Direktor Patrice Clerc erklärt. “Für uns ist das ein weiterer von isolierten Fällen.” Der Doping-Experte Rasmus Damsgaard kritisierte den Tour-Veranstalter ASO und die AFLD, die die Tests beim Juli-Spektakel vornimmt: “Ich befürchte, sie würden 10, 20 oder 30 Prozent der Fahrer mit EPO überführen, wenn sie jetzt das komplette Feld testen würden”.

Nach dem Ausstieg des Saunier-Duval Teams liegt der Österreicher Bernhard Kohl jetzt vor der 12. Etappe am Donnerstag auf Rang zwei der Bergwertung. Duenas Nevado wurde unterdessen der Staatsanwaltschaft von Tarbes vorgeführt. Die Gendarmen hätten bei Duenas Spritzen, Flüssigkeiten und Transfusionsbeutel sichergestellt, teilte die Staatsanwaltschaft der Pyrenäenstadt mit.

Vorberichte
Fall Moises Duenas Nevado
Fall Manuel Beltran


Positiver Ricco wollte in Fußstapfen seines Idols Pantani

Riccardo Ricco ähnelt vom Stil her seinem großen Idol Marco Pantani und wollte in den Alpen auch in dessen Fußstapfen treten. Am Donnerstag tat er dies auf eine Art, wie er es sich nicht vorgestellt hatte. Der 24-jährige Radprofi aus Italien lieferte nach der vierten Etappe der Tour de France 2008, dem Einzelzeitfahren in Cholet, einen positiven Dopingtest auf EPO ab und wurde aus dem Rennen genommen. Wenig später stieg das gesamte, in den Bergen so dominante Team Saunier-Duval aus.

Ricco hatte die die sechste Etappe mit einem Schlussanstieg nach Super Besse und nach einem Solo-Ritt die erste Pyrenäen-Etappe (9. Teilstück) nach Bagneres de Bigorre gewonnen. Der nur 1,73 m große und 58 kg schwere Italiener erinnerte dabei an Pantani, seinen Landsmann und ebenfalls Kletterspezialisten, der nach seinem Giro- und Tour-de-France-Triumphen 1998 allerdings im Dopingsumpf versank und im Februar 2004 mit einer Überdosis Kokain tot aufgefunden wurde. “Als Pantani die Tour 1998 gewann, war ich 14 Jahre. Er ist mein Idol, ich habe noch immer Kassetten zu Hause”, sagte Ricco am Sonntag.

Pantani hatte zweimal (1995, 1997) die große Alpenetappe nach l’Alpe d’Huez gewonnen, Ricco wollte es seinem Idol am nächsten Mittwoch nachmachen. “Es wäre großartig, die Alpen-Etappe in Italien am Sonntag zu gewinnen. Aber noch größer wäre ein Erfolg in L’Alpe d’Huez”, hatte Ricco nach seinem zweiten Etappensieg erklärt und einen Hattrick anvisiert.

Dazu kommt es nun nicht mehr. Für Ricco, mit 2:29 Minuten auf dem neunten Zwischenrang und im gepunkteten Trikot des Bergkönigs, war die Tour am Donnerstag ebenso zu Ende wie für seine Teamkollegen von Saunier-Duval, die in den Bergen dominiert hatten. Einen Tag nach Ricco deklassierten seine Teamkollegen Leonardo Piepoli und Juan Jose Cobo Acevedo (Gesamt-Achter) auf der 10. Etappe von Pau nach Hautacam die Konkurrenz und feierten zeitgleich einen Doppelsieg. Hinter dem Luxemburger Fränk Schleck hatte der Österreicher Bernhard Kohl damals den sensationellen vierten Platz belegt, Ricco war Sechster geworden.

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