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Atmen, wie der Kunde vorgibt

Als erstes Unternehmen weltweit setzt Getzner Textil die Kapok-Faser für die Produktion ihrer Hemdenstoffe ein. Damit ist weltweit der erste Kapok-Anwender bei Hemden.

Die aus der Kapsel der Tropenpflanze gewonnene Faser ist sechs Mal leichter als Baumwolle, gewährleistet ein Höchstmaß an Thermoregulierung des Textils und ist – da natürlich statt in chemieuntertsützten Monokulturen gewachsen – auch für Allergiker optimal verträglich. „Wir präsentierten die Hemdenstoffe erstmals im September auf der Premiere Vision in Paris und konnten auf Anhieb Kunden wie den US-Riesen Patagonia begeistern. Wir beziehen das aus Kapok und Baumwolle versponnene Garn von einem deutschen Lieferanten, der die Faser aus Indonesien beschafft, mit seinen Einkäufen also so etwas wie Tsunami-Wiederaufbauhilfe leistet. Mit unserer Innovations-Weltpremiere wird so gesehen auch konkret Nutzen gestiftet.“ Das erklärten die Getzner Textil-Firmenspitzen DI Georg Comploj, Mag. Heribert Vonbrüll und Josef Lampert. Produktions- und Mode-Knowhow der Bludenzer Traditions-Textiler begeistert aber nicht nur Amis. Statt sich vor China &Co. zu Tode zu fürchten, platziert Getzner seine als hochmodisch und trendig geschätzten Kreationen neben Japan und Taiwan mitten in besagtes „Feindesland“ – einmal, indem man chinesische Konfektionäre beliefert, die das Hemd unter ihrem Namen, aber mit Hinweis auf seinen Europa-Ursprung der neuen Mittelschicht verkaufen, ein ander Mal, indem von Getzner belieferte europäische Markenkunden (wie Armani, Boss, Lacoste) das Bludenzer Textil über ihre weltweiten Vertriebs- bzw. Boutiquennetze eben auch in China gern verkaufen. „Japan, China und Taiwan stehen für zehn Prozent Umsatzanteil, Tendenz steigend“, weiß Vonbrüll. Nicht mit Hemdenstoffen, sondern mit „vom technologischen Aufwand schon beinahe grenzwertigen“ (Comploj) hochqualitativen Bekleidungsdamasten punktet Getzner übrigens auf dem extrem schwierigen Markt Afrika. Als qualitativer Marktführer matcht sich Getzner in diesem extrem anspruchsvollen Segment mit drei Mitspielern weltweit: „Lauter Europäer, da kann China nicht Schritt halten“, so die unmissverständliche Botschaft des Getzner-Chefs. Bei der 1818 gegründeten Getzner Textil, die erst letztes Jahr als erster Buntweber weltweit und als erstes rotweißrotes Textilunternehmen überhaupt die „Bluesign“-Zertifizierung erhielt (mit der höchste Umwelt-, Sicherheits- und Gesundheits-Standards im Unternehmen verbrieft werden), ist Standorttreue bzw. Produktionsauslagerung angesichts des globalen Umfelds ein Dauerthema. „Unsere Kreativ- und Modekompetenz wäre ohne gesamte Wertschöpfungskette am Standort nicht denkbar. Um zwei Haupt-, vier Zwischen- und viele Sonderkollektionen (für Zielkunden) überhaupt umsetzen zu können, bedarf es aber extrem flexibler Mitarbeiter. Flexibel, was Arbeitszeit/Schichtmodelle betrifft, flexibel, was parallele Qualifikationen angeht. Die ganze Firma muss praktisch so atmen, wie es von den Kunden mit Saisonspitzen und Saisontälern vorgegeben wird“, veranschaulichte Comploj die Strategie, mit der Getzner auch heute Erfolgsgeschichten schreibt.

Getzner Textil AG

Umsatz 2005: 89 Mill. Euro, Erwartung 2006: 92 Mill. Euro

Mitarbeiter: 850 in der Gruppe (davon 700 in Bludenz, davon 45 Lehrlinge, weitere in den Webereien Gera (Thüringen D) und Russikon (bei Zürich)

Exportquote: 98 Prozent (Hauptmärkte Italien, Deutschland, Frankreich, Spanien, Schweiz, Westafrika, kleinere Märkte Nordamerika und Fernost)

Investitionen 2006: 2,5 Mill. Euro (am Hauptstandort Bludenz)

Unter der Getzner Holding sind neben der Getzner Textil AG die Getzner Werkstofftechnik und die Getzner Datentechnik

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