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ArschBar im Wiener Museumsquartier eröffnet

Joep van Lieshout vor seiner "ArschBar" im Museumsquartier
Joep van Lieshout vor seiner "ArschBar" im Museumsquartier ©APA
Die begehbaren Skulpturen des niederländischen Künstlers Joep van Lieshout -die ArschBar, BikiniBar und Darwin - werden am Donnerstagabend vor dem Museumsquartier eröffnet. An einen Skandal glaubt der Künstler nicht. Ab 17.30 Uhr gibt es Gratiswürstel und -getränke sowie eine DJ-Line.
MQ: Darmausgang sorgt für Aufregung
Bilder der Skulpturen

“ArschBar, ArschBar, ArschBar”, rappt Joep van Lieshout gut gelaunt und reagiert damit auf das hörbar rege Interesse einer Schülergruppe, die im Vorbeischlendern den Namen der noch mit Bauzaun umstellten Freiluftskulptur in Form eines überdimensionalen Darmausgangs trällert. Ab morgen, Donnerstag, sind am Gelände des Wiener Museumsquartiers noch zwei weitere Plastikgebilde des niederländischen Künstlers – ein Riesenspermium und ein weiblicher Torso – zu sehen. An einen Skandal glaubt van Lieshout nicht: “Meine Kunst ist nicht böse.” Den Swingerclub in der Secession hat er schon besucht.

Die begehbaren Arbeiten BarRectum – auch ArschBar oder AssholeBar genannt -, BikiniBar und Darwin, die am Donnerstag Abend offiziell eröffnet werden, waren bereits in Städten wie Montreal, Basel oder Yokohama zu sehen. “Für Aufregung haben sie nie gesorgt”, versichert ihr Schöpfer, der 1995 das in Rotterdam werkende “Atelier Van Lieshout” gegründet hat. Schließlich würden hier Dinge gezeigt, die in jedem Biologieunterricht gelehrt werden, weshalb die zur Schau gestellten Körperteile auch für Kinder interessant seien, um die Anatomie kennenzulernen.

Trotz der Aufregung um das Swingerclub-Gastspiel des Schweizer Künstlers Christoph Büchel in der Secession hält van Lieshout die Wiener nicht unbedingt für verkrampfter oder spießiger im Umgang mit Körper und Sexualität. In der medialen und politischen Diskussion würde die Sache aus dem Kontext gerückt und folglich von Verschwendung gesprochen. Die Arbeit des eidgenössischen Kollegen selbst habe ihm gut gefallen – “auch wenn ich das Etablissement leider nur tagsüber gesehen habe”.

Zur Eröffnung der ArschBar gibt es morgen ab 17.30 Uhr Gratiswürstel und -getränke sowie eine DJ-Line. Auch an weiteren Tagen ist ein kurzfristiger Barbetrieb geplant. Ansonsten wird der Verdauungstrakt bis Anfang Mai für thematisch verwandte Kunstinstallationen wie “Anal Reactions 2.0.: Man vs. Woman” oder eine Lesung unter dem Motto “Der ganze Karfreitag ist im Arsch” zur Verfügung stehen. Laut van Lieshout gibt es insgesamt drei Exemplare der Anusnachbildung. Eines dient als Gästezimmer in einem Hotel, das andere – um eine Gebärmutter erweiterte – Exemplar ist für Meetings buchbar.

Durch die Bespielung des öffentlichen Raums werde Kunst publikumsfreundlicher, meint van Lieshout: “Für Nichtkunstkenner – das sind 99 Prozent der Gesellschaft – ist es einfacher, zu den Objekten einen Zugang zu finden, als wenn diese im Museum hermetisch abgeschlossen sind.”

Die blaue “Darwin”-Skulptur hinterfrage das Prinzip “Survival of the fittest”. Schließlich schaffe nur eins von 150 Millionen Spermien, die Eizelle zu befruchten. Gleichzeitig finde sich dieser Grundsatz aber auch im Faschismus. Der weibliche Torso BikiniBar, der vor dem MQ-Haupteingang liegt, wird – anders als in anderen Städten – nicht begehbar sein. Stattdessen können Besucher durch Sichtfenster in das möblierte Innere des Körpers schauen. Der Grund für die Light-Version laut van Lieshout: bürokratische Hürden.

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