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Arktiseis geht jeden Sommer mehr zurück

Besorgniserregender Rückgang der Arktiseisfläche
Besorgniserregender Rückgang der Arktiseisfläche
In der Arktis taut das Eis jedes Jahr um ein paar Tage früher auf und das Wasser friert später wieder ein - in den vergangenen 30 Jahren seien so drei Viertel der Eismasse verloren gegangen, erklärte der Ozeanograph Jean-Claude Gascard bei einer Pressekonferenz zur Generalversammlung der European Geosciences Union am Dienstag in Wien. 2035 könnte der Arktische Ozean im Sommer bereits eisfrei sein.

Mithilfe von Satelliten, die mit Mikrowellenstrahlen die Eisvorkommen in der Arktis seit den 1980er-Jahren Tag für Tag aufzeichnen, habe man beobachtet, dass die Eisschicht sogar schneller schwindet, als die ursprünglichen Modelle des Weltklimarates (IPCC) dies prognostiziert hatten, erklärte Gascard, der an der Pierre und Marie Curie Universität in Paris arbeitet.

Eis wird immer weniger

Sowohl die Fläche, die vom Eis bedeckt wird, als auch die Dicke des Eisschildes würden immer weniger, erklärte er. Waren um 1980 im September noch sechs Millionen Quadratkilometer mit einer durchschnittlich drei Meter dicken Eisschicht bedeckt, so sind es aktuell zur gleichen Jahreszeit bloß noch drei Millionen Quadratkilometer mit einer Dicke von eineinhalb Metern, so Gascard. Aus 18.000 Kubikkilometer Eis wurden also 4.500 Kubikkilometer.

Arktischer Winter wird milder

Weil die Winter in den arktischen Breiten immer milder werden, wäre die Frostzeit jedes Jahr um ein paar Tage kürzer, erklärte er. “Jahr für Jahr bricht das Eis früher und früher auf”, sagte Gascard. Zusätzlich würde das Wasser auch immer später wieder einfrieren. Im Extremjahr 2012 sei es zwischen 70 und 80 Grad nördlicher Breite schon fast komplett aufgetaut. Nach den Modellen würde es nicht mehr lange dauern, bis der Sommer im arktischen Ozean regelmäßig eisfrei ist, meint er. Bereits um 2035 könnte es so weit sein.

Küsten werden stärker abgetragen

Der Eisverlust würde sich etwa auf die Küsten auswirken, erklärte Hajo Eicken von der University of Alaska in Fairbanks (USA). Denn die Eisschollen bremsen die Wellen, fehlen sie, wird die Küste stärker abgetragen (erodiert). Auch rechnet er damit, dass in Zukunft mehr Stürme für die Küstenbewohner in diesen Breiten gefährlich sind.

Menschliche Aktivität verstärkt Eisrückgang

Man habe auch beobachten können, dass durch den Rückgang des Eises die menschlichen Aktivitäten in der Arktis, etwa im Norden Alaskas und Kanadas, rasant zugenommen haben. Hier würden vermehrt Öl und Gas gefördert und der Schiffsverkehr sei am Steigen. Auch wenn das Eis weniger wird, seien Eisberge und Co. für solche Aktivitäten immer noch eine Gefahr. “Die Gebiete mit der höchsten Aktivität sind oft jene mit den höchsten Risiken”, warnte der Geologe.

(APA)

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