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Arctic Monkeys: Hype nicht ganz erklärbar

Das Fachblatt "Q", nach eigenen Angaben "das größte Musikmagazin Großbritanniens", hat die Arctic Monkeys in der Juli-Ausgabe unter die "derzeit zehn aufregendsten Bands der Welt" gereiht.

Die aktuelle Platte der Band, „Favourite Worst Nightmare“ verkauft sich ähnlich sensationell wie das Überraschungsdebüt „Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not“, das sogar Rekorde der Beatles einstellen konnte. Das Konzert der Nordengländer am Mittwochabend in der ausverkauften Wiener Arena (Open Air) konnte den Rummel nicht ganz erklären.

Sie sehen aus wie Buben und fühlen sich nicht wie Rockstars. Trotzdem werden die Arctic Monkeys seit ihrem plötzlichen Sprung ins Rampenlicht 2006 als solche gefeiert. Geschickt hat das Quartett das Internet zum kometenhaften Aufstieg genutzt, sich aber sonst betont anti-kommerziell gegeben. Die Songs haben Kraft, sie führen durch die Geschichte des Pop, ohne wie ein Plagiat oder eine Anbiederung an den Massengeschmack zu klingen. Die Bandmitglieder verstehen ihr Handwerk, sie musizieren lieber, statt in den Klatschspalten zu stehen. Das kommt an.

Fantastisch waren die Reaktionen, als die Arctic Monkeys gestern loslegten. Verständlich, denn die unglamouröseste Rock-Gruppe in den Charts agierte mit viel Druck, ließ die Finger über die Gitarren flitzen und verpasste den Stücken einen mitreißenden Rhythmus. Alex Turner, Sänger und Gitarrist, ist so was wie der Frontman, der zwar wenig spricht („Thank you“, „We are back“), sich aber im Gegensatz zu seinen Kollegen ein bisschen auf der Bühne bewegt und eine Spur von Charisma besitzt. Sein Gesang passt zum Sound: eine kraftvolle Stimme, nicht zu kratzig, nicht zu sanft, fast immer im selben Farbton.

Tolle Songs haben sie: „Dancing Shoes“, „I Bet You Look Good On The Dancefloor“ oder „Brainstorm“ zum Beispiel, alle gefeiert und bejubelt. Dass sämtliches Material der Arctic Monkeys nach dem selben Schema funktioniert, muss niemanden stören, solange es tatsächlich funktioniert. Die Performance in der Arena begann sich, von der Fan-Hysterie losgelöst betrachtet, irgendwann ständig zu wiederholen. Zwar gab es keine Durchhänger, aber auch keine Höhen und Tiefen, kaum Abwechslung, keine Reibungspunkte. Die Arctic Monkeys trugen ihren Set mit dem Eifer einer Schulband vor, wild genug, um zum Tanzen anzuregen, viel zu brav für Ausschweifungen.

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