AA

Keine Trendwende bei Arbeitslosigkeit in Sicht

438.654 Personen waren im März ohne Job
438.654 Personen waren im März ohne Job
AMS-Chef Johannes Kopf sieht keine Trendwende am Arbeitsmarkt, seit Mitte 2011 steigen nun bereits die Arbeitslosenzahlen. Das milde Wetter im März dämpfte den Anstieg (+2,4 Prozent) und bescherte dem Bausektor um 3.300 weniger Beschäftigungslose. In Westösterreich und Kärnten gab es weniger Arbeitslosigkeit. Das Arbeitslosenplus von 10.000 Personen entfiel zu drei Viertel auf Flüchtlinge.


“Eine Trendwende am Arbeitsmarkt ist weiterhin nicht zu entdecken”, kommentierte AMS-Vorstand Johannes Kopf am Freitag die aktuellen Arbeitsmarktzahlen. Die Zahl der langzeitarbeitslosen Personen, die länger als 12 Monate ohne Job waren, schnellte im Vergleich zum Vorjahresmonat um 127 Prozent auf 54.736 Betroffene hoch.

Der AMS-Chef ortet eine “massive Verhärtung der Arbeitslosigkeit im Jahr 5 des Anstiegs”. Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) forderte geringere Ausgaben durch die Pensionsreformen der letzten Jahre in die Arbeitsmarktpolitik zu investieren. Bei steigender Arbeitslosigkeit müssten mehr Mittel für aktive Arbeitsmarktpolitik verwendet werden.

Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition stieg im März im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,1 Prozentpunkte auf 9,4 Prozent und liegt auf dem höchsten Niveau seit Ende des Zweiten Weltkrieges. Die vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) berechnete erweiterte Arbeitslosenquote inklusive Schulungsteilnehmer lag bei 11 Prozent und die um Saisoneffekte bereinigte erweiterte Arbeitslosenquote bei 10,56 Prozent.

Die Kriege und Konflikte rund um Europa und die damit verbundenen Fluchtbewegungen machen sich immer mehr auf dem österreichischen Arbeitsmarkt bemerkbar. Seit Mitte 2014 steigt die Zahl der Asylberechtigten und subsidiär Schutzberechtigten merklich, die hierzulande auf Jobsuche sind. Im März gab es knapp 22.700 joblose Flüchtlinge mit Arbeitserlaubnis, davon rund 15.100 in Wien. Im Vergleich zu der Gesamtzahl von 438.654 arbeitslosen Personen und Schulungsteilnehmer in Österreich machen anerkannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte rund 5 Prozent der Arbeitsuchenden aus.

Insgesamt sank die Zahl der inländischen Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer im März im Vergleich zum Vorjahresmonat leicht um 0,5 Prozent auf 310.363, bei Ausländern stiegen die Zahlen hingegen um 9,9 Prozent auf 128.291 Betroffene. Der Anstieg bei ausländischen Beschäftigungslosen von 11.551 Personen kam vor allem durch zusätzlich 7.580 Flüchtlingen zustande.

Durch den Rückgang der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer am Bau (-6,9 Prozent) und einem Anstieg im Gesundheitswesen (+4,2 Prozent) und Handel (+2,8 Prozent) gab es einen stärkeren Anstieg bei Frauen (+3,7 Prozent) als bei Männer (+1,4 Prozent). Während es im Verkehrswesen und Lager (+3,5 Prozent) sowie im Tourismus und Gastronomie (+1,8 Prozent) mehr Beschäftigungslose gab, sanken die Zahlen bei der Arbeitskräfteüberlassung (-2,4 Prozent) und der Warenherstellung (-1,4 Prozent).

Der Tourismus in Westösterreich und Kärnten profitierte von der Rekordwintersaison und dem frühen Ostertermin. Den stärksten Rückgang von Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer Ende März verzeichnete Tirol (-7,4 Prozent), gefolgt von Salzburg (-6,2 Prozent), Vorarlberg (-1 Prozent) und Kärnten (-0,7 Prozent). Den stärksten Anstieg gab es in Wien (+6,9 Prozent), gefolgt von Niederösterreich (+2,1 Prozent), Burgenland (+2,0 Prozent), Oberösterreich (+1,6 Prozent) und Steiermark (+1,0 Prozent).

Knapp die Hälfte der arbeitslosen Personen und Schulungsteilnehmer verfügte maximal über eine Pflichtschulausbildung, rund ein Drittel hatte eine Lehrausbildung. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter 25 Jahre gab es einen leichten Rückgang (-1,4 Prozent), im Haupterwerbsalter zwischen 25 und 49 ein Plus von 2,1 Prozent sowie bei Älteren über 50 Jahren einen stärkeren Anstieg von 5,8 Prozent.

Einen kleinen Hoffnungsschimmer am Arbeitsmarkt gibt es dennoch: Die Zahl der sofort verfügbaren offenen Stellen schnellte im März um 40 Prozent auf 36.764 nach oben. Die nicht sofort verfügbaren Stellen sanken hingegen um 19,5 Prozent auf 22.249. Die Zahl der aktiv unselbstständig Beschäftigten erhöhte sich laut einer vorläufigen Prognose um 49.000 Personen (+1,4 Prozent) auf 3,469 Millionen.

Die FPÖ machte am Freitag erneut die “ungezügelten Zuwanderung” für die Rekordarbeitslosigkeit verantwortlich. “So muss der Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt nicht nur für Drittstaatsangehörige, sondern auch für EU-Bürger beschränkt werden”, forderte FPÖ-Sozialsprecher Herbert Kickl am Freitag in einer Aussendung. Die Grüne Sozialsprecherin Birgit drängte auf “öffentliche Investitionen in Zukunftsbranchen”, um Beschäftigungslosen “eine Perspektive zu bieten”. NEOS-Sozialsprecher Gerald Loacker wünschte sich “eine Liberalisierung des Arbeitsrechts, ein Ausholzen der Lohnnebenkosten und eine Einschränkung der sozialpartnerschaftlichen Verhinderungspolitik”.

Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske forderte “eine intensiveren Bekämpfung von Lohn- und Sozialdumping und eine Verschärfung der Entsenderichtlinie, um den Zuzug ausländischer Arbeitskräfte zu bremsen”. Der Generalsekretär der Industriellenvereinigung Christoph Neumayer erinnerte die Regierung an die Umsetzung der beschlossenen Verwaltungsvereinfachungen, um damit mehr Investitionen, Wachstums und Jobs zu ermöglichen.

  • VIENNA.AT
  • Salzburg-News
  • Keine Trendwende bei Arbeitslosigkeit in Sicht
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen