AA

Anwälte wollen Geld erklagen

Im Zusammenhang mit Ermittlungen und der Berichterstattung haben Medienrechts-Experten scharfe Kritik an der Polizei und Pressevertretern geübt. Anwälte wollen Geld einklagen.

Die Anwälte Maria Windhager und Michael Pilz nahmen gegenüber der APA vor allem daran Anstoß, es wären unnotwendigerweise öffentlich Sachverhalte aus dem Privat-und Intimbereich der jungen Frau erörtert worden. „Da ist über vieles ohne Not spekuliert worden“, meinte Pilz. Generalmajor Gerhard Lang vom Bundeskriminalamt (BK) wies diese Vorwürfe zurück.

Vor allem das Interview mit jener jungen Polizistin, die Natascha Kampusch unmittelbar nach deren Flucht gesprochen hatte, kritisierten die Anwälte. Die Behörden hätten es dazu nie kommen lassen dürfen, sagte Pilz: „Die Kritik trifft aber auch die Medien, die dieses Interview zum Gegenstand ihrer Berichtererstattung gemacht haben.“ Die junge Beamtin hatte unter anderem über Kontakte zwischen Natascha Kampusch und ihrem Entführer Wolfgang Priklopil spekuliert, die den höchstpersönlichen Lebensbereich betreffen.

“Unprofessionell”

Windhager bezeichnete die Medienarbeit der Polizei als „unprofessionell und sehr unglücklich“. Natascha Kampusch sei „neuerlich zum Opfer geworden“. Die Behörden hätten Ermittlungsergebnisse preisgegeben, „obwohl dazu kein Anlass bestanden hat“. Sie wären „absolut respektlos“ mit Natascha Kampusch umgegangen. „Es würde der Polizei gut anstehen zu sagen, dass da Fehler passiert sind“, sagte Windhager.

Die beiden Spezialisten sind überzeugt, dass Natascha Kampusch mit medien- bzw. urheberrechtlichen Klagen Erfolg hätte. „Da sind auf eine Weise Sachen aus ihrem höchstpersönlichen Lebensbereich erörtert worden, die mit Sicherheit geeignet waren, sie in der Öffentlichkeit bloßzustellen“, erläuterte Pilz. Zudem wäre der Schutz auf Wahrung der Identität von Verbrechensopfern verletzt worden.

“Ein schönes Sümmchen”

Wie Windhager erklärte, sei auch die Wieder-Veröffentlichung der Fahndungsfotos nicht zulässig: „Ab dem Zeitpunkt ihres Auftauchens dürften diese an sich nicht mehr heran gezogen werden. Windhager geht davon aus, „dass ganz ein schönes Sümmchen zusammen kommen würde“, sollte Kampusch klagen.

„Wir haben das derzeit nicht vor“, stellte dazu Natascha Kampuschs Anwalt Günter Harrich fest. Gegenüber der APA ersuchte er aber dringend alle Medien darum, „mit dem Niveau der Berichterstattung nicht unter ein gewisses Niveau zu gehen“.

Generalmajor Gerhard Lang vom Bundeskriminalamt (BK) betonte gegenüber der APA, die Polizei habe angesichts des weltweiten medialen Interesses „ausschließlich Verträgliches an die Öffentlichkeit weitergegeben“. Die junge Inspektorin habe „ihre persönlichen Eindrücke geschildert und keineswegs ein kriminalpolizeiliches Statement abgegeben“. Der Schutz von Natascha Kampusch sei der Polizei „ganz, ganz wichtig“, man stehe deshalb „in ständigem Kontakt mit ihrem Betreuerteam“, sagte Lang.

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Wien - 22. Bezirk
  • Anwälte wollen Geld erklagen
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen