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Paris: Mutmaßlicher Drahtzieher Abaaoud angeblich tot

©AP
Schwer bewaffnete Spezialkräfte lieferten sich am Mittwoch eine Schießerei mit mutmaßlichen Komplizen der Attentäter von Paris. Es gab Tote, eine Frau sprengte sich in die Luft. Unter den Toten soll sich laut einem Zeitungsbericht auch der Drahtzieher der Anschläge befinden. Sieben Personen wurden festgenommen.
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Paris trauert nach Anschlägen

Hunderte Polizisten, heftige Schusswechsel und wieder eine Bombenexplosion: Bei einem dramatischen Anti-Terror-Einsatz nördlich von Paris sind am Mittwoch sieben Verdächtige festgenommen worden. Zwei weitere kamen ums Leben. Eine Frau sprengte sich in die Luft, als die Spezialeinheit “RAID” eine Wohnung in Saint-Denis stürmten. Ein weiterer Mann wurde von Schüssen und Granaten tödlich verletzt.

Präsident François Hollande sagte, es gebe eine Verbindung zwischen den Festgenommenen und den Angreifern, die am vergangenen Freitag bei einer Serie von Terroranschlägen in der französischen Hauptstadt 129 Menschen ermordet hatten.

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abaouDrahtzieher der Paris-Anschläge angeblich tot

Aus abgehörten Telefonaten hatte die Polizei Hinweise, dass sich der mutmaßliche Drahtzieher der Terrorserie, Abdelhamid Abaaoud, in der am Mittwoch gestürmten Wohnung aufhalten könnte. Einem Zeitungsbericht vom Mittwochabend zufolge, ist Abaaoud tot. Das berichtete die Washington Post am Mittwoch unter Berufung auf Geheimdienstkreise.

Laut Pariser Staatsanwalt Francois Molins sind die bei der Razzia heute Früh in Saint-Denis bei Paris getöteten Verdächtigen jedoch noch nicht identifiziert. Molins zufolge befindet sich Abaaoud nicht unter den acht Festgenommenen. Ob er einer der beiden Toten ist, sei noch definitv unklar, eine Obduktion wird darüber Aufschluss geben.

Wie die französische Polizei mitteilte, wurden bei dem Zugriff in Saint-Denis fünf Mitglieder einer Spezialeinheit leicht verletzt. Der Einsatz hatte gegen 4.30 Uhr begonnen und dauerte rund sieben Stunden. Zwischenzeitlich waren Explosionen zu hören. Währenddessen saßen 15 000 bis 20 000 Anwohner in ihren Wohnungen fest, wie der Beigeordnete Bürgermeister Stéphane Peu der Zeitung “Le Parisien” sagte.

Feuergefecht dauerte über eine Stunde

Er berichtete von einem fast ununterbrochenen Schusswechsel, der eineinviertel Stunden gedauert habe. Etwa 15 Menschen, darunter Kinder, seien aus dem gestürmten Gebäude in Sicherheit gebracht worden. “Es gibt keine Verletzten unter den Bewohnern”, sagte Peu. Noch während der Anti-Terror-Aktion rief Präsident Hollande das Sicherheitskabinett zusammen.

Fahndung nach flüchtigem Paris-Attentäter

Die Polizei fahndet außerdem nach dem 26-jährigen Franzosen Salah Abdeslam, den die französischen Ermittler für einen der Attentäter halten. Er hat Anfang Februar von der niederländischen Polizei eine Geldstrafe wegen Drogenbesitzes erhalten, wie die Polizei mitteilte. Außerdem könnte nach Informationen aus Ermittlerkreisen möglicherweise noch ein weiterer Terrorist entkommen sein.

Anti-Terror-Einsatz in Pariser Vorort Saint-Denis
Anti-Terror-Einsatz in Pariser Vorort Saint-Denis

414 Hausdurchsuchungen seit Freitag

Die französischen Ermittler haben inzwischen alle 129 Todesopfer identifiziert. Bis Ende der Woche sollten auch alle Autopsien abgeschlossen sein, teilte der Élyséepalast mit. Seit Freitag gab es auf Basis des Notstandsdekrets in ganz Frankreich 414 Hausdurchsuchungen, wie Innenminister Bernard Cazeneuve mitteilte. 64 Personen wurden demnach vorläufig festgenommen, 60 von ihnen kamen in Polizeigewahrsam. 118 Menschen stehen unter Hausarrest, 75 Waffen wurden beschlagnahmt.

Frankreich fliegt weiter Vergeltungsangriffe in Syrien

In Syrien geht Frankreich unterdessen weiter massiv gegen die IS-Terrormiliz vor, die sich in einer nicht verifizierten Mitteilung zu dem Anschlag am Freitag bekannt hatte. Bei Luftangriffen französischer Jets und Flugzeugen anderer Nationen auf die nordsyrische IS-Hochburg Al-Rakka wurden in den vergangenen drei Tagen mindestens 33 Extremisten getötet. Zudem gebe es Informationen über weitere Opfer, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

Frankreichs Luftwaffe hatte nach der Terrorserie in Paris massive Luftangriffe auf Stellungen der IS-Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Al-Rakka und im Umland der Stadt geflogen. Dutzende Familien hochrangiger IS-Anführer seien wegen der Angriffe aus Al-Rakka gebracht worden, erklärte die Beobachtungsstelle weiter.

Türkei will Grenze zu Syrien vollends schließen

In Zusammenarbeit mit den USA will die Türkei nun auch die rund 100 verbleibenden Kilometer der Grenze zum Nachbarland Syrien schließen, wie US-Außenminister John Kerry auf CNN sagte. Es geht um einen Abschnitt im Nordwesten, der auf syrischer Seite unter Kontrolle der IS-Terrormiliz steht. Die Extremisten nutzen ihn als Nachschubroute.

Bombendrohung gegen Air France-Maschinen

Zwei Flugzeuge der französischen Fluggesellschaft Air France wurden nach anonymen Drohungen auf Flügen von den USA nach Paris umgeleitet. Eine Maschine sei in Los Angeles gestartet und auf dem Weg nach Paris auf einen Flughafen in Salt Lake City gelotst worden, teilte der Flughafen mit. Eine zweite Maschine mit 298 Menschen an Bord war von Washington nach Paris aufgebrochen, musste aber im kanadischen Halifax wieder landen. Beide Maschinen landeten sicher. (red/APA/dpa)

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