Die Terrorbedrohung für den Vienna City Marathon wird auch nach den Anschlägen auf den Marathon von Boston als ausgesprochen gering eingeschätzt. “Man kann die Lage in den USA nicht eins zu eins auf Österreich umlegen”, sagte Polizeisprecher Roman Hahslinger am Dienstag, den 16. April. Es gebe ein umfassendes Sicherheitskonzept, das in den 30 Jahren des Wiener Marathons gemeinsam mit allen Hilfsorganisationen entwickelt wurde.
Der Fokus lag dabei laut Hahslinger bisher vor allem auf den reibungslosen An- und Abstrom von Teilnehmern sowie Zuschauern. Immerhin bewegten sich heuer auf der mehr als 42 Kilometer langen Strecke rund 41.000 Teilnehmer. Dazu kommen mindestens dreimal so viele Zuschauer. Da gilt es vor allem, eine Massenpanik zu vermeiden. “Wichtig ist, dass es genügend Freiräume gibt”, sagte Hahslinger.
Notfallpläne auch für Wien
Von Polizeiseite her sind sowohl zivile als auch uniformierte Beamte im Einsatz. Die Uniformierten kümmern sich vor allem um Verkehrssicherheit. Die zivilen Polizisten sind für Sicherheitsbelange zuständig. Vor Beginn der Veranstaltung wird die Strecke abgefahren und auf verdächtige Gegenstände untersucht. In Absprache mit der zuständigen Magistratsabteilung 48 kontrollieren die Einsatzkräfte auch Mistkübel und andere Behälter entlang der Strecke.
Neben Notfallszenarien aller Art – das Spektrum reicht von der Erkrankung eines Athleten bis zum plötzlichen Wettersturz – sind in dem Sicherheitskonzept auch logistische Maßnahmen genau verzeichnet. “Etwa die Sperren für die Wiener Linien und die Einrichtung des Ersatzverkehrs, oder welche Zufahrten die MA 48 benötigt, die Straßenreinigung genauso wie die Punkte, wo die Rettung postiert ist”, schilderte Hahslinger einige Punkte des Konzepts.
Lückenlose Überwachung bei Marathon unmöglich
Medizinisch sei vor allem das Rote Kreuz für den reibungslosen Ablauf des Marathons zuständig. Laut einem Sprecher des Wiener Roten Kreuzes, sind inklusive den Logistikern rund 300 Mitarbeiter im Einsatz. Zu den Rotkreuz-Einsatzkräften kommen noch ein paar Krankentransportwägen der Wiener Berufsrettung entlang der Strecke.Insider betonen aber, dass Marathons wie der Boston-Marathon sicherheitstechnisch am schwierigsten zu handhaben sind. Das liegt neben der Masse der Teilnehmer und Zuschauer vor allem an der Ausdehnung.
Bei mehr als 42 Kilometer langen Strecken – und die mal zwei, weil die Zuschauer auf beiden Seiten stehen – ist eine lückenlose Überwachung de facto unmöglich. Neuralgische Punkte sind der Start und das Ziel, wo es die größten Menschenkonzentrationen gibt. In Wien waren es heuer mehr als 41.000 Teilnehmer im Startbereich auf der Wagramer Straße vor der Reichsbrücke. Der Zielbereich am Heldenplatz hat etwa eine maximale Kapazität für rund 40.000 Personen. Unterwegs auf der Strecke sind den Sicherheitskräften Stromanalysen – wo befinden sich wann die meisten Personen – durchaus hilfreich. Der Schwerpunkt liegt dabei aber auf den Verkehrsmaßnahmen.
Anschläge in Boston: Österreich kein Terrorziel
Strengere Kontrollen der Läufer könnten sich Experten durchaus vorstellen, etwa im Startbereich, wenn sich die Teilnehmer ohnehin melden müssen. So könnten sich Beamte die Läufer einfach anschauen, lautete ein Vorschlag. Kontrollen mit Scannern wurden als zu aufwendig eingeschätzt. Besonders schwierig wäre Kennern der Materie zufolge aber jede Form der Zuschauerkontrolle.
Die Gefahr für den Vienna City Marathon wird aber auch nach den Anschlägen von Boston als eher gering eingeschätzt. Österreich sei kein Terrorziel, der Marathon schon gar nicht, so ein Insider. Dazu kommt, dass bisher kaum etwas über die Anschläge von Boston bekannt ist. Man müsse sich genau ansehen, was in Boston passiert sei, und daraus die richtigen Schlüsse ziehen.
Neues Video aus Boston
Nach Angaben der Veranstalter waren 41 Österreicher für den Lauf in Boston angemeldet, auf der Starterliste finden sich jedoch nur 37 Namen aus Österreich. 25 Österreicher erreichten das Ziel, bevor der Marathon nach zwei Bombenexplosionen gegen 14.50 Uhr (Ortszeit, 20.50 Uhr MESZ) abgebrochen wurde. Die Laufzeit des Langsamsten betrug 4:05 Stunden, zur Detonation kam es nach 4:09 Stunden.
Das FBI untersucht den Fall der Bombenexplosionen beim Boston-Marathon als einen “Akt des Terrorismus”. Das sagte US-Präsident Barack Obama in einer Rede am Dienstag, den 16. April. Er rief die Bürger auf, Verdächtiges bei den Behörden zu melden. Hier geht es zum Live-Ticker zu den Anschlägen in Boston.
(Red./APA)