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Anklage gegen Viagra-Fälscher-Bande eingebracht

Gefälschte Potenzmittel für 120.000 Personen
Gefälschte Potenzmittel für 120.000 Personen
Die Staatsanwaltschaft Wien hat gegen sechs mutmaßliche Mitglieder einer international tätigen Arzneimittel-Fälscher-Bande Anklage erhoben. Diese konnte Anfang September in Wien, Ungarn und Großbritannien im Zuge der "Operation Vigorali" zumindest teilweise zerschlagen werden. Sie sollen mit gefälschten Potenzmitteln mindestens 120.000 Personen betrogen haben, heißt es in der Anklageschrift.

Auf rund 50 Internet-Seiten wurde Interessenten vorgemacht, über Online-Apotheken wären zu besonders günstigen Preisen die Potenzmittel Viagra, Cialis und Levitra erhältlich. Die Nachfrage war enorm. Ab September 2012 wurde der Vertrieb der Produkte, bei denen es sich laut Anklage um “minderwertige Nachahmungen, die weniger und/oder einen anderen Wirkstoff wie angegeben bzw. wie das Originalprodukt enthielten” von Wien aus abgewickelt.

Prozess am 18. Dezember

Organisiert wurde das Ganze von Rafael T., einem 37-Jährigen Israeli, den drei Hintermänner, von denen die Justiz nur die Vornamen kennt, angeworben und zum Umzug nach Österreich bewogen haben sollen. Neben Rafael T. wurden sein älterer Bruder, seine Schwester und deren Lebensgefährte zur Anklage gebracht. Auch ein langjähriger Freund von Rafael T. sowie ein Bekannter dessen Bruders sollen in die äußerst lukrativen Geschäfte verwickelt gewesen sein. Dem Sextett wird schwerer gewerbsmäßiger Betrug, Geldwäscherei und Vergehen nach dem Arzneimittelgesetz vorgeworfen. Der Prozess geht bereits am 18. Dezember im Straflandesgericht über die Bühne.

Geld auf zypriotische Bankkonten

Aufgabe der Angeklagten soll es gewesen sein, Bestellungen zu bearbeiten, die ihnen von ihren Hintermännern beinahe täglich an eine Email-Adresse übermittelt wurden. Sie “betreuten” auch vier eigens bei heimischen Geldinstituten eingerichtete Bankkonten, auf welchen die Zahlungen für die vermeintlichen Potenzmittel eingingen. Ein großer Teil des Geldes wurde in weiterer Folge laut Anklage auf zypriotische Bankkonten verschoben.

Monatlich über 9.000 Euro verdient

Die Angeklagten selbst lebten auch nicht schlecht von den illegalen Geschäften. Einer der Haupttäter – der Schwager von Rafael T. – hat im Ermittlungsverfahren gestanden, er habe damit monatlich mehr als 9.000 Euro verdient. Die Ausmaße des Schwindels mit den vermeintlichen Viagra-Pillen veranschaulicht eine Aufstellung jenes Papierhändlers, bei dem die Kriminellen ihre Kuverts zum Versand bezogen. Die Ermittler fanden heraus, dass der Geschäftsmann der Bande insgesamt 121.730 Kuverts verkauft hatte.

285.000 Tabletten sichergestellt

Im Zuge der Amtshandlung konnten in Österreich noch 18.851 Kuverts sichergestellt werden, in denen sich knapp 285.000 Tabletten befanden. Berechnungen der Zentralen Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftskriminalität und Korruption (WKStA) zufolge kostete eine Pille durchschnittlich sieben Euro. Pro Kuvert sollen im Durchschnitt 15 Stück verschickt worden sein, womit der einzelne Kunde um mindestens 100 Euro betrogen worden wäre. Der Gesamtschaden dürfte damit in die Millionen gehen.

Auf den Kuverts hatten die Betrüger übrigens die Adressen real existierender Wiener Apotheken angegeben, um damit bei den Empfängern den Eindruck zu erwecken, alles ginge mit rechten Dingen zu. Weil einige Briefe nicht ausreichend frankiert waren, wurden diese den Apotheken immer wieder zurückgestellt. Eine im dritten Wiener Gemeindebezirk etablierte Apotheke schaltete schließlich die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) und die Polizei ein. So kam man den Viagra-Fälschern auf die Schliche.

Bis zu zehn Jahre Haft

Der von Verteidiger Peter Philipp vertretene Rafael T. hat nach seiner Festnahme ein umfassendes Geständnis abgelegt. Auch seine mitangeklagten Familienmitglieder (Verteidiger: Alexander Philipp) haben sich bisher schuldig bekannt. Nicht geständig waren bis zuletzt die Angeklagten Nummer fünf und sechs. Im Falle von Schuldsprüchen im Sinn der Anklage sieht das Strafgesetzbuch bis zu zehn Jahre vor.

(APA)

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