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Angst vor Schlangen

Aus Angst vor Schlangenbissen werden bei uns nach wie vor viele harmlose Ringelnattern getötet. "Schlange ist Schlange - und die muss weg", lautet das zweifelhafte Motto.

Tierfreude hingegen versuchen öfters die Tiere zu bergen, bringen sie in die inatura oder lösen “Schlangenalarm” aus, wenn sie sich nicht getrauen das Tier selbst zu bergen. Wenn sich eine Ringelnatter in einen Hausgarten verirrt hat bzw. in einem Lichtschacht oder Kellerabteil gefangen ist, nimmt man eine Decke oder ein Handtuch und deckt das Tier damit zu. In der Dunkelheit unter dieser Abdeckung sind die Schlangen normalerweise völlig ruhig. Dann kann man, am besten mit Handschuhen, die Schlange samt der Decke in einen Jutesack oder einen großen Eimer befördern. Der Behälter ist sorgfältig zu verschliessen. So kann man die Ringelnatter problemlos an einen für sie passenden Ort (z.B. eine feuchte Riedwiese, ein Kleingewässer oder einen Riedgraben) transportieren. Viel zu oft müssen allerdings inatura-Berater oder auch Exekutivbeamte ausrücken, um eine Ringelnatter, die sich zu weit in menschliche Nähe gewagt hat, zu bergen. Gerade im Juni sind sehr viele Jungtiere unterwegs, um sich ein geeignetes Quartier zu suchen. Oft endet eine für sie sehr stressige Odyssee dann fürs Erste in der inatura. Dabei wäre es sehr leicht, die Tiere zu erkennen und sie selbst in ihrer gewohnten Umgebung wieder freizusetzen.

Ringelnattern sind die häufigsten Schlangen in Vorarlberg. Als größte heimische Schlangen erreichten die Männchen eine Länge von ca. 90 cm, Weibchen werden bis zu 130 cm lang. Ringelnattern werden oft als Seeschlangen bezeichnet, da sie ausgezeichnete Schwimmer sind und auch Fische jagen. Im Talboden sind sie bei uns die einzige vorkommende Schlangenart. Die mit ihr verwandte kleinere Schlingnatter kommt eher an Berghängen bis etwa 1000 m Seehöhe vor. Beide Arten sind ungiftig und völlig harmlos. Unsere einzige heimische Giftschlange, die Kreuzotter kommt ausschließlich in Höhen von über 1500 m vor.

Ringelnattern sind an den Flanken und am Rücken grau, bräunlich oder olivgrün gefärbt mit einzelnen schwarzen Schuppen. Der Bauch der Tiere ist grau-, weiss oder gelblichschwarz gefleckt oder gewürfelt. Aufgrund ihres kräftigen Aussehens werden die Ringelnattern oft in ihrer Länge überschätzt. Der Kopf ist deutlich vom Hals abgesetzt. Dies schließt auch eine Verwechslung mit den ebenso harmlosen Blindschleichen aus. Ringelnattern haben im Gegensatz zu Kreuzottern runde Pupillen. Auffälligstes Merkmal ist ihre Nackenzeichnung. Weisslich, beige, gelbe oder orangegelbe, sichelförmige Flecken an beiden Seiten des Halses sind typisch für die Ringelnattern. Diese sind von mehr oder weniger breiten schwarzen Flächen gesäumt. So sprechen unbedarfte Beobachter oft von einer grauen Schlange mit schwarzem Kopf. Übrigens weisen auch Jungtiere sofort nach dem Schlüpfen alle diese charakteristischen Farbmerkmale auf, meist sind diese sogar noch deutlicher als bei Alttieren zu erkennen.

Ringelnattern leben bevorzugt in Feuchtgebieten aller Art. Wichtig für sie sind auch Strukturen zum Verstecken (Stein- oder Holzhaufen uvm.). Sie benötigen einen stark besonnten Bereich, an dem sie sich aufwärmen können. So sind sie in höheren Regionen fast ausschließlich an südexponierten Hängen zu finden.

Die Winterruhe der Ringelnattern dauert je nach Temperatur normalerweise von Mitte Oktober bis Mitte April. Sie verkriechen sich dazu in feuchten Hohlräumen im Boden oder in Haufen von verrottendem Pflanzenmaterial. An sonnigen Sommertagen kann man sie tagsüber beim Sonnenbaden und beim Jagen beobachten. An besonders heissen Tagen begrenzen sie ihre Aktivität auf die Morgen- und Abendstunden.

Bei der Paarung werden die kleineren Männchen oft von ihrer Paarungspartnerin durch das Gelände mitgeschleift. Dies führte wohl auch zum Mythos der zweiköpfigen Schlangen.

Die Weibchen legen nach gut einem Monat Tragezeit bis zu 40 Eier an geschützten Orten ab. Die Jungtiere schlüpfen je nach Temperatur nach vier bis neun Wochen. Die dünnen Jungtiere sind bereits beim Schlüpfen fast 20 cm lang.

Ringelnattern fressen bevorzugt Frösche und andere Amphibien, jagen aber auch nach Fischen, Mäusen und anderen Kleintieren. Die Jungtiere ernähren sich von Kaulquappen, daher werden die Eier oft in die Nähe von Froschgewässern abgelegt.

Die Tiere stehen bei uns wie alle Kriechtiere unter Naturschutz. Natürliche Feinde haben die ausgewachsenen Ringelnattern kaum, wogegen die Jungtiere einem hohen Frassdruck durch Fische (Wels, Hecht, Barsch), Vögel (Sing- und Wasservögel), Kröten, Frösche, Spitzmäuse und Ratten ausgesetzt sind. Sehr oft wird ihnen ihre Ähnlichkeit mit Regenwürmern zum Verhängnis.

Wird eine Ringelnatter aufgeschreckt, so sucht sie im Normalfall im Dickicht das Weite oder kriecht ins Wasser, wo sie rasch davonschwimmen kann. In die Enge getrieben kringelt sie sich ein, steckt den Kopf drohend in die Höhe und züngelt und zischt lautstark. Wird sie weiter gereizt, kann sie auch mit ihrem Kopf (aber mit geschlossenem Maul!) in Richtung Angreifer stossen. Nützt auch dies nichts, gibt sie aus der Analdrüse ein stinkendes Sekret ab. Einmal auf der menschlichen Haut, hilft auch die beste Seife nichts gegen diesen Gestank. Angeblich soll aber nasses Kaffeepulver dagegen helfen. Lässt der Angreifer immer noch nicht von der Ringelnatter ab, so wälzt sie sich auf den Rücken und stellt sich tot bis der Feind verschwunden ist. Ganz theatralisch lässt sie dabei ihr Maul leicht offen und die Zunge lasch heraushängen.

Auf der inatura-Website finden Sie unter hhttp://inatura.at/cup/Z103/diashow/dia_4464.asp Fotos und Merkmalsbeschreibungen von Ringelnattern, sowie weitere Informationen zu diesen Schlangen, die eine sichere Bestimmung dieser schönen Tiere ermöglichen.

Quelle: inatura Dornbirn

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