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Andrej Arschawin - Genialer Einfädler und Vollstrecker

Der Russe Andrej Arschawin ist auf dem besten Weg, der große Superstar der EURO 2008 zu werden.

Der geniale russische Kreativspieler bereitete am Samstagabend in Basel beim 3:1-(1:1,0:0)-Viertelfinalsieg nach Verlängerung über den Top-Favoriten Niederlande den zweiten Treffer durch Dmitri Torbinski (112.) mustergültig vor und versetzte dem Oranje-Team mit seinem Supertor in der 117. Minute endgültig den “Todesstoß”.

“Wir wollen unserem Teamchef Guus Hiddink den größten Wunsch erfüllen: Einen Sieg über sein Heimatland!”, hatte die Kampfansage von Arschawin vor dem Offensiv-Gipfel mit den Niederlanden gelautet. Und der 27-Jährige hielt Wort, machte den 61-jährigen Trainerfuchs aus den Niederlanden wohl nach dem Schlusspfiff zum glücklichsten Menschen der Welt und zum “Verräter des Jahres”. Vollkommen zurecht wurde Arschawin auch bei seinem zweiten EM-Einsatz als “Man of the Match” ausgezeichnet.

Arschawin, der bereits beim 2:0-Sieg im Finale der Gruppe D um Platz zwei gegen die Schweden als bester Mann des Spiels und Torschütze in Erscheinung getreten war, hätte Russlands Fußball-Nationalteam eigentlich bei der EM in Österreich und der Schweiz als Kapitän anführen sollen. Doch nach einer Tätlichkeit beim 1:0-Zittersieg in Andorra, mit dem das EM-Ticket – vor allem dank der 3:2-Schützenhilfe von Kroatien in England – in letzter Sekunde noch gelöst worden war, kassierte der pfeilschnelle Spielmacher von UEFA-Cup-Sieger Zenit St. Petersburg eine Sperre für zwei Pflichtspiele, die er nun bei der EM hatte absitzen müssen.

Wäre der nur 1,72 große und 67 kg schwere Super-Techniker für drei Matches suspendiert worden, dann hätte er die EURO 2008 nur vor dem Fernseher miterlebt. Doch angesichts seines unbändigen Trainingseifers im Teamcamp in Leogang und seiner genialen Vorstellungen gegen Schweden und Niederlande wurde Hiddink für seine Entscheidung belohnt. “Er ist der Mann, der den Unterschied ausmachen und die entscheidenden Tore erzielen kann”, weiß der “Sbornaja”-Teamchef um die Stärken des diplomierten Modedesigners, der sich nun für dieses in ihn gesetzte Vertrauen bereits zwei Mal bedankt hat.

“Mein Hobby ist es, Tore zu kreieren, wobei es egal ist, ob ich sie selber mache oder nur auflege”, lautet das Motto des Ausnahmekönners, der am 29. Mai 1981 in St. Petersburg geboren wurde und sein Team-Debüt am 17. Mai 2002 beim 1:1 im EM-Qualifikationsspiel in Moskau gegen Weißrussland gab.

Seit der Auszeichnung als russischer “Spieler des Jahres 2006” gilt Arschawin als die heißeste Fußball-Aktie im größten Land der Welt. Nachdem er im Vorjahr Meister und heuer UEFA-Cup-Sieger mit Zenit geworden ist, scheint er nun vor dem Wechsel ins Ausland zu stehen. Zahlreiche Premier-League-Clubs sollen sich um den mindestens 17 Millionen Euro Ablöse teuren Kreativspieler reißen, u.a. Arsenal, Tottenham Hotspur, Newcastle United und Manchester City.

Alfred Tatar, österreichischer Co-Trainer beim Traditionsclub Lok Moskau, schwärmt von Arschawin in den höchsten Tönen und bezeichnet ihn bereits als “russischen Maradona”. Und in der Tat erinnerte der Familienvater (Frau Julija und Sohn Artem) am Samstagabend mit seinem Supertor zum 3:1 an den legendären Argentinier. Er versetzte Oranje-Verteidiger Oojer und bezwang den vielleicht besten Torhüter der Welt, Edwin van der Sar von Champions-League-Sieger Manchester United, mit einem “Gurkerl”.

Arschawin setzte damit der orangenen Völkerwanderung bei der EM ein Ende. Österreich wird die niederländische Fan-Karawane, die auch in Basel wieder weit mehr als 100.000 Fans umfasste, nicht mehr erleben. Einziger Niederländer im Halbfinale am 26. Juni in Wien gegen den Sieger der Partie zwischen Spanien und Weltmeister Italien ist damit Guus Hiddink, der erstmals bei einer EURO in der Vorschlussrunde steht.

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