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AM ZIEL von Thomas Bernhard

Die Mechanismen des Lebens sind - betrachtet man sie ohne Verschönerungsabsicht - banal, um nicht zu sagen, trostlos. 

In keinem weiteren seiner Stücke hat sie der österreichische Autor Thomas Bernhard derart radikal zum Thema gemacht, wie in „Am Ziel“.

Genau so regelmäßig wie sich Ebbe und Flut einstellen, reist eine Mutter mit ihrer Tochter ans Meer. Der Ort Katwijk wird zum jährlich sich wiederholenden Ziel, die Vorbereitungen zum Ritual, der Monolog der Mutter zur Konstante im Räderwerk. Dem Reden zum Selbsterhalt steht das ähnlich motivierte Schweigen der Tochter gegenüber.

Dem absolut perfekt gebauten Stück hat Regisseur Hans-Peter Horner seine Musikalität belassen, mehr noch, er bringt die Töne und Akkorde wunderbar zum Schwingen, hat in Ursula N. Müller eine ihn in dieser Absicht unterstützende Ausstatterin gefunden und in Tatja Seibt und Jasmin Rischar zwei Virtuosinnen in Sachen Bernhardscher Sprachmelodie.

Keine Resignation

Der Beweis für diese Behauptung ist rasch erbracht. Die Eingangs erwähnte Banalität ist der Grundton, den wir alle kennen. Wenn uns Seibt in ihrem Monolog die Lebensgeschichte der Fabrikantenwitwe (die begreiflicherweise weder den Mann noch die Kinder liebt) offenbart, erfahren wird nicht den oftmals zelebrierten Lebensekel (der Bernhard meist angeheftet wird), es kommt ein weiterer Ton zustande, in dem viel Klugheit, viel Humor und keinesfalls Resignation mitschwingt.

Wobei die Hilflosigkeit, die Wolfgang Michael Reicher als Schriftsteller hier mit seinen Plattitüden bekundet, fast noch sympathisch wirkt.

Die Fehlleistungen des Abends geschahen nur in den Publikumsreihen (siehe Kommentar), nicht auf der Bühne, wo es deswegen einige Hänger gab und wo ein Text wirklich wieder zum Brennen gebracht

wurde.

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