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Alsergrund - Saya Ahmad im Interview: "AirBnB nimmt uns 800 Wohnungen weg"

Saya Ahmad ist Bezirksvorsteherin in Wien-Alsergrund.
Saya Ahmad ist Bezirksvorsteherin in Wien-Alsergrund. ©Christopher Glanzl
Saya Ahmad ist seit 2018 Bezirksvorsteherin in Wien-Alsergrund. Im Zuge der Wien-Wahl hat VIENNA.at mit der SPÖ-Politikerin über die letzten zwei Jahre, aber auch über Zukunftsprojekte gesprochen.

Knapp 42.000 Menschen wohnen in Wien-Alsergrund, das sind etwas über zwei Prozent der Wiener Gesamtbevölkerung. Wie die meisten der inneren Bezirke ist die Bevölkerungsdichte hoch: Über 14.000 Menschen müssen auf einem Quadratkilometer miteinander auskommen.

Saya Ahmad will sich mit ganzem Herzen für den Alsergrund einsetzen.
Saya Ahmad will sich mit ganzem Herzen für den Alsergrund einsetzen. ©Vienna.at

Damit jeder auch ein Dach über dem Kopf hat, hat sich Bezirksvorsteherin Saya Ahmad das Thema "Leistbares Wohnen" groß auf die Wahlkampf-Fahnen geschrieben. "Gerade im innerstädtischen Raum ist die Nachfrage enorm", weiß Ahmad. "Gleichzeitig kämpfen wir mit Kurzzeitvermietungen wie AirBnB." Allein am Alsergrund seien es etwa 800 Wohnungen, die durch AirBnb vom Markt genommen werden. Die Zahlen haben durch die Coronapandemie zwar einen Dämpfer erhalten, aber sie seien wieder im Steigen. Daher habe sie bereits im Frühjahr die Bewohner in Wien-Alsergrund dazu aufgerufen, solche Ferienwohnungen zu melden. "Seit der Bauordnungsnovelle 2018 ist fast der gesamte 9. Bezirk in einer Schutzzone. Und dort darf nicht an Touristen vermietet werden."

Leider kein Sozialbau am Althangrund

Aber in Wien-Alsergund werden nicht nur Wohnungen vermietet, sondern auch neue gebaut, wie etwa auf dem Areal des Franz-Josefs-Bahnhofs. Der Entwickler 6B47 will nach einer zehnjährigen Planungsphase neben Büroflächen etc. auch 250 Eigentumswohnungen bauen. Eigentlich wünschte sich die Stadt Wien und der Bezirk, dass ein Drittel der Gesamtfläche für Wohnen reserviert wird, wiederum die Hälfte davon soll aus gefördertem Wohnbau bestehen. "Das war natürlich immer ein Kompromiss zwischen Stadt Wien und dem Investor", so Ahmad. "Letzten Endes ist der aber vom Kompromiss abgerückt. Das habe ich so zur Kenntnis genommen und das finde ich sehr Schade. Als Bezirk hat man aber wenig Spielraum, denn die Investoren wollten auch eine neue Flächenwidmung. Unser Standpunkt war dabei ganz klar: Wenn sich die Investoren nicht an das Leitbild halten, gibt es von unserer Seite auch kein O.K. für die Flächenwidmung."

Pop-up-Radweg Hörlgasse: Ein Test für die Zukunft

Ein zweites großes Thema ist der Verkehr. Die Kritik am Pop-up-Radweg in der Hörlgasse kann Ahmad nachvollziehen, sie blickt jedoch bereits in die Zukunft: "Uns steht am Frankhplatz ein U-Bahnbau bevor. Das bedeutet große Einschnitte in die Hauptverkehrsachsen Alser Straße und Landesgerichtsstraße. Auch die Hörlgasse verliert da an Bedeutung. Der Pop-up-Radweg war diesen Sommer einmal ein Test, was überhaupt funktionieren kann. Der Pop-up-Radweg hat dabei nicht funktioniert, mein großes Ziel ist aber nach wie vor eine Verkehrsberuhigung der Hörlgasse." "

Bei der "Autofreien Innenstadt" ist es Ahmad wichtig, dass der Verkehr dabei nicht in die umliegenden Bezirke ausgelagert wird. Besonders bei den Parkplätzen fokussiere man sich auf die Anrainer. "In den letzten vier Jahren wurden die Anrainerparkplätze in Wien-Alsergrund ausgebaut, im September ist endlich der flächendeckende Ausbau geschafft." In den nächsten Jahren soll die Zahl zudem auf 30 Prozent der Stellplätze erhöht werden.

Wut und Enttäuschung gegen die Regierung

Über den Tellerrand der Bezirkspolitik hinaus setzt sich Ahmad, die selbst im Irak geboren wurde und als Flüchtlingskind nach Österreich kam, auch für Asylwerber in Österreich ein. "Das Auftreten der Bundesregierung ist einer Bundesregierung nicht würdig. Es ist eine Schande, dass wir im Jahr 2020 nicht einmal 100 Kinder aufnehmen. Da wird ganz viel mit den Ängsten der Menschen im Land gespielt."

Auch zum letztens präsentierten Integrationsbericht der Bundesregierung findet Ahmad kaum ein gutes Wort: "Solange so ein Integrationsbericht dazu verwendet wird, politisches Kleingeld zu schlagen, verliert so ein Bericht leider an Gewicht." Für Ahmad ist es wichtig, dass Flüchtlingen auch Chancen gegeben werden, sich in unsere Gesellschaft zu integrieren: Gratis Deutschkurse oder der Zugang zum Arbeitsmarkt - Integration müsse ab Tag 1 beginnen.

Digitale Kommunikation während Corona

Während der Corona-Zeit war die Bezirksvorsteherin mit verschiedenen Ängsten und Sorgen konfrontiert. "Natürlich war auch Vereinsamung ein Thema, besonders bei der älteren Bevölkerung". Ahmad selbst versuchte so gut wie möglich erreichbar zu sein, bot auch Online-Talks an, um den Kontakt mit den Bewohnern im Bezirk aufrechtzuerhalten.

Als Voraussage für die Wien-Wahl sieht sie die SPÖ als stimmenstärkste Partei - sowohl im Gemeinderat, als auch im Bezirk.

(red)

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