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Als am Ufer der Ach noch Erdäpfel wuchsen

Referent Harald Rhomberg, Franz Josef Huber, Ulrich Rhomberg, Geschichtswerkstatt
Referent Harald Rhomberg, Franz Josef Huber, Ulrich Rhomberg, Geschichtswerkstatt ©Edith Rhomberg
Archivar Harald Rhomberg referierte im Rahmen der Geschichtswerkstatt.

 

 

Dornbirn. Der Wochenmarkt hat sich als beliebter Treffpunkt rund um Dornbirns Marktplatz etabliert. Die Besucher schätzen das frische und reichliche Angebot an lokalen und regionalen Produkten. Das war natürlich nicht immer so.

„Der so sehr betriebene Wochenmarkt kam in der Tat als Getreideschranne nicht zu Stand, sondern ist eigentlich bloß ein Viktualienmarkt für Schmalz, Mehl und so weiter.“ So steht es in einem 1819 verfassten Bericht von Franz Anton von Daubrawa. Und weiter heißt es, dass ihm der würdige Pfarrer klagte, dass in den Wirtshäusern manchmal zu lange getanzt werde und dann Exzesse erfolgten. „Ich machte den Landrichter hierauf gehörig aufmerksam.“ Genau das gehörte offenbar zu den Pflichten der damaligen Kreishauptleute, wie Daubrawa einer war. Der Kreishauptmann bildete zu der Zeit, als Leiter des Kreisamtes in Bregenz, den ranghöchsten Repräsentanten des Staates in Vorarlberg. Seine Aufgabe war es auch, sich durch das Bereisen des Landes ein umfassendes Bild über die Lebensumstände der Bevölkerung zu verschaffen und darüber an die vorgesetzte Behörde in Innsbruck zu berichten.

Im Rahmen der Geschichtswerkstatt nahm Harald Rhomberg, Archivar im Stadtarchiv, die Besucher mit auf eine spannende Reise in die Vergangenheit. Im Gasthaus Vorarlberger Hof skizzierte er in seinem Referat anlässlich des Werkstatttreffs ein Zeitbild Dornbirns aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. „Die Berichte wurden von den Kreishauptleuten Franz Anton von Daubrawa und Johann Ritter von Ebner ungeschönt verfasst. Es wurde gesagt, was Sache ist“, merkte Rhomberg an.

Voll des Lobes aber zeigte sich Ebner 1835, wenn er schrieb: „Die Schulhäuser der großen Gemeinde Dornbirn, der bevölkertsten und ausgedehntesten in ganz Vorarlberg, sind alle in einem guten Zustande.“ Besonders gefiel ihm, dass wohlhabende Gemeindeangehörige einen gehörig geprüften Lehrer aufgestellt hätten, ohne die Gemeindekasse dazu in Anspruch zu nehmen, wie er schilderte.

„Die kostspieligen Regulierungsbauten an der Ach, die jeder Reisende bewundert, sind großenteils vollendet und nach Wunsch ausgefallen“, schrieb Ebner in seinem Bericht weiter. „Dabei ging es nicht nur um Hochwassersicherheit, sondern um Ackerflächen, die dem Fluss damit abgetrotzt wurden“, ergänzte Rhomberg. Die Flächen seien von den Angrenzern um „schweres Geld“ angekauft und mit größten Schwierigkeiten schnell kultiviert und mit Erdäpfeln bepflanzt worden, wie es hieß. „Dem Auge, das die früheren Sandwüsten gesehen hatte, war es eine höchst angenehme Überraschung, darauf gleichsam plötzlich fruchtbares Erdreich mit üppiger Vegetation hingezaubert zu sehen“, lautete die fast poetische Formulierung Ebners.

Der Ruin der Handweberei

Daubrawa berichtete 1819 über die Spinnfabriken in Dornbirn: „Ich fand die Fabrikation wirklich in sehr gutem Gange. Die Fabrikanten selbst, deren ich mehrere besucht habe, geben größtenteils nur damit sich ab, Garn einzukaufen und solches so zuzubereiten, dass sie es mit den dazu erforderlichen Webegeschirren an die Weber in deren Wohnungen abgeben können“. Angeprangert hat er indes die Kinderarbeit. „Die Baumwollen-Spinnfabrik Rhomberg und Lenz zu Dornbirn beschäftigte 147 Personen, meistens Kinder, mit der Maschinenspinnerei, und zwar Tag und Nacht.“

Und von Ebner ist schließlich aus dem Jahr 1835 zu erfahren, dass in Dornbirn „die erste Bobinettfabrik in der ganzen k. k. österr. Monarchie und gewiss eine der ersten mechanischen Webereien errichtet wurde.“ Die großen Leistungen des vortrefflichen Mechanismus der Webstühle bezeichnete er als bewunderungswürdig. Die Handweber hatten allerdings den Vorteil, dass sie zunächst noch feinere Gewebe herstellen konnten als das bei den ersten Maschinen der Fall war. „In wenigen Jahren aber wird das Maschinenwesen auch die feinsten Webereien durch Maschinen zu Tage fördern und dann die Konkurrenz aller gewöhnlichen Weber ganz unmöglich machen.“

Nach weiteren interessanten Ausführungen beschloss Rhomberg sein bebildertes Referat mit der Geschichte eines Turmes, der als Relikt eines alten Schlosses, das während des Appenzellerkrieges zerstört wurde, im Oberdorf stand.

Nächste Termine der Geschichtswerkstatt:

Mittwoch, 1. März 19.30 Uhr “Vorarlberger Hof”

Vortrag von Norbert Fink: „Jugendverbot” – das Vorarlberger Kinobuch

 

Freitag, 17. März 18 Uhr

“Biererlebniswelt Mohrenbrauerei”

Brauereimuseum und Jahreshauptversammlung

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