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Alphabet - Trailer und Kritik zum Film

Nach dem Thema Nahrungsmittel in "We feed the World" und dem Finanzsystem in "Let's Make Money" widmet sich der österreichische Filmemacher Erwin Wagenhofer in seiner neuen Dokumentation "Alphabet" dem Komplex "Bildung". Alle Spielzeiten auf einen Blick

Der letzte Teil dieser Trilogie schließt dabei den Kreis zum ersten, wie Wagenhofer bei der Uraufführung des Films am Mittwochabend beim Europäischen Forum Alpbach andeutete: “Was mich interessiert hat, ist, wie wir uns geistig ernähren – da gibt es unheimlich viele Fehlhaltungen.” Kinostart ist am 11. Oktober.

Alphabet: Die Geschichte

Wagenhofer, der selbst Nachrichtentechnik studiert hat, plädiert mit seiner Dokumentation für ein grundsätzliches Überdenken des Bildungssystems. “Wir können uns als Erwachsene gar nicht vorstellen, dass Kinder keiner Belehrungen bedürfen, dass sie alles, was sie brauchen, bei der Geburt schon haben. Sie müssen ihre Begabungen nur entfalten können.” “Alphabet” sei ein Film über Haltung: “Aber es gibt keinen Unterricht zu Haltung. Haltung muss man einnehmen.”

Die Banken sieht Wagenhofer schon wieder im Casino zocken: “Es ist ganz klar, dass die nächste Krise vor der Tür steht, und die wird uns dann hoffentlich zum Umkehren zwingen.” Im Finanz- wie im Bildungswesen gelte es nun innezuhalten: “Alles läuft in die Richtung ‘ More of the Same’, anstatt stehen zu bleiben und sich zu fragen, wohin wir wollen. Wenn wir wirklich einen positiven Wandel haben wollen, sollten wir uns die Frage stellen, wo wollen wir überhaupt hin?”

Alphabet: Die Kritik

In “Alphabet” stellt Wagenhofer das immer kompetitiver werdende Schulsystem in China und den Leistungsdruck an deutschen Schulen bzw. dem Nachwuchs bei der Unternehmensberatung McKinsey dem deutsch-französischen Pädagogen Arno Stern gegenüber, der sich dagegen verwehrt, Kinder “nach Programm” zu “erziehen”. “Was weiß denn die Schule von den wahren Bedürfnissen der Kinder”, meint Stern zu Beginn des Films. “Alphabet” porträtiert auch dessen Sohn Andre, der ohne Schul- oder Hausunterricht aufwuchs und sich seine Fähigkeiten durch selbstbestimmtes Lernen quasi selbst erwarb.

Im Gegensatz dazu zeigt Wagenhofer chinesische Familien, die darum kämpfen, ihre Kinder an den besten Schulen und Universitäten unterzubringen und dabei zu “Prüfungsmaschinen” umfunktionieren. Das geht dann selbst dem Erfinder der PISA-Studie, Andreas Schleicher, bei einem Besuch in China etwas zu weit – obwohl er aufkeimende Zweifel mit der Akzeptanz dieses Systems in China bekämpft.

Weitere Protagonisten der ineinander verwobenen Episoden sind der deutsche Neurobiologie Gerald Hüther, der das Schulsystem aus einer “Leidensgeschichte” von “Krieg, Elend, Vertreibung und Angst” entstanden sieht und das “Abrichten” der Kinder im Schulsystem kritisiert und diejenigen für “bescheuert” hält, die eine Begabung für höherwertiger als die andere einordnen, sowie als eine Art Mittler zwischen den beiden Welten den – mittlerweile ausgeschiedenen – Personalvorstand der Deutschen Telekom, Thomas Sattelberger, der für strukturelle Veränderungen plädiert: “Die Welt kann durch Reförmchen nicht mehr reformiert werden… Wir brauchen Menschen, die die alten Bildungssysteme zertrümmern und neu angehen.”

(APA)

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