AA

Alpbewirtschaftung in Vorarlberg gefährdet

Über die Hälfte der Vorarlberger Rinderherde verbringt den Sommer in den Alpen. Zur Betreuung der Tiere fehlt immer öfter das fachmännische Personal, klagt die Landwirtschaftskammer.

Von Jahr zu Jahr wird es schwieriger, genug Alppersonal zu finden, das zum Beispiel auch in der Herstellung von Alpbutter oder Alpkäse versiert ist. Pro Saison werden in Vorarlberg rund 1.000 Hirten, Senner und sonstiges Alppersonal gebraucht. Etwa 600 Personen kommen direkt aus den Familien der Alpbewirtschafter. Gesucht sind also jährlich an die 400 Mitarbeiter, die als Dienstnehmer angestellt werden. „Es gibt viele Interessierte“, so Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger, „das Hauptproblem ist, dass diese Leute für die Alpsaison eine Freistellung von ihrem Arbeitsplatz im angestammten Beruf brauchen.“ Das ist für die Betriebe aber meist nicht einfach und Arbeitnehmer fürchten, dass sie nach der Alpsaison nicht mehr an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können. Diese Entwicklung stellt für Moosbrugger „eine existenzielle Bedrohung für die Alpwirtschaft“ dar.

Nach Lösungsansätzen wird schon sein Jahren gesucht. So springen beispielsweise bei einer Dornbirner Schlosserei in diesem Sommer Leasingarbeiter für vier Männer ein, die auf die Alpe gehen. „Meine ,Älpler’ sind überaus motivierte und fleißige Mitarbeiter“, erklärt Firmenchef Johannes Klocker, „sie sind auch begeisterte Alpleute und wenn der Frühling kommt, wollen sie hinaus in die frische Luft und hinauf auf die Alpen. Diese Freiheit will ich ihnen geben, weil sie dann im Herbst umso motivierter in den Betrieb zurückkehren.“ Die Landwirtschaftskammer unterstützt derartigen Aktionen zum Teil auch finanziell. Auch das Land greift mit rund sechs Millionen Euro unter die Arme. Mit einem Teil des Geldes übernimmt das Land den Dienstnehmeranteil der Sozialversicherungskosten für das Alppersonal.

Jährlich werden auch kostenlose Kurse veranstaltet, um die Grundkenntnisse fürs “Älplern“ zu vermitteln. Damit hofft man, dass sich aus den Teilnehmern langfristig Begeisterte herausbilden. Zum Teil greifen die Alpbesitzer aber auch auf ausländische Arbeitskräfte zurück: So trifft man mittlerweile Studenten aus aller Welt oder sogar Bauern aus Brasilien oder der Ukrainer auf Vorarlbergs Alpwiesen an. Vor allem wird aber an heimische Betriebe zur Freistellung appelliert: Gerade aus dem touristischen Umfeld mit dem hohen Anteil an Saisonarbeitern.

  • VIENNA.AT
  • Vorarlberg
  • Alpbewirtschaftung in Vorarlberg gefährdet
  • Kommentare
    Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.