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Alles über meine Familie - Eine Spurensuche

Im Rahmen des Projekts „Interkulturelle Spurensuche" erforschen über 70 Schüler und Schülerinnen die Herkunft ihrer Familien. Der Spatenstich wurde am heutigen Donnerstag am Schulzentrum Ungargasse gelegt: Interkulturelle Spurensuche @ Schulzentrum Ungargasse !

Mit einem gemeinsam erstellten Fragebogen machen sich die Jugendlichen auf die Suche nach Antworten: Unter welchen Umständen wanderte meine Familie nach Österreich aus? Die teilnehmenden Schüler/innen kommen aus drei Schulen, der HTL Wien 10, dem Schulzentrum Ungargasse und der BG Gmünd.

Die Folgen der Migration

Das große Stichwort des Projekts heißt die Migration sowie Binnenmigration. Über 38% der Schüler und Schülerinnen in Wien haben eine andere Erstsprache als Deutsch. Es gilt unter anderem herauszufinden, wann und wie ihre Familien nach Österreich eingewandert sind, ob sie je daran denken, eines Tages wieder in die Heimatländer zurück zu kehren und wie sie sich in Österreich fühlen. Aber auch österreichische Schüler sind hier gefordert, schließlich verlassen viele ihr Bundesland, um in einem anderen zu leben.

Gertraud Diendorfer, Geschäftsführer des Demokratiezentrums, erzählt was nach der Befragung passieren wird: „Die Ergebnisse werden im Rahmen einer Wanderausstellung der Öffentlichkeit präsentiert. Zuerst stellen wir sie an den Schulen aus, anschließend alle an diesen Ergebnissen interessierte Institutionen. Das Ziel ist es, diese im Rahmen des Unterrichts zu berücksichtigen, eine Art „interkulturelle Bildung” zu schaffen.”

Beruf – Eine Brücke zur Mehrheitsgesellschaft

Drei überaus sympathische und interessante Gäste wurden eingeladen, um den Schülern ihre eigene Geschichte zu erzählen, die ebenfalls von Auswanderung und zum Teil auch mit dem sehr schmerzhaften Abschied von der alten Heimat geprägt war. Amar Rajkovic ist der Redakteur der Jugendzeitung „Das Biber” und verließ 1993 Bosnien-Herzegowina, um in Österreich ein besseres und vor allem, sicheres, Leben zu führen. Er sprach kein Wort Deutsch als er ins Land kam und machte als Hauptschüler eine überaus interessante Erfahrung: „Ich sollte Deutsch lernen, aber dann stellte ich fest: Hier gibt´s ja alles, Türkisch, Serbisch, Kroatisch, nur kein Deutsch! Vor 1,5 Jahren stieß er zum „Biber” und der lässige Umgang mit dem Thema „Ausländer” gefiel ihm, vor allem wurde mit dem Unwort Tschusch „sehr frech” umgegangen und das kam bei Amar an: „Ich fühlte mich angesprochen und verstanden.”

Die einzige Dame in der Gastrunde, Lena Fankhauser, stammt aus der Schweiz und Trinidad-Tobago und wuchs in Kanada auf. Ihre Musikerkarriere führte sie 2002 nach Salzburg, genauer gesagt zum Mozarteum: „Ich kam mit drei Koffern an und sprach kaum Deutsch. Das Leben eines Künstlers jedoch führt einen immer zu anderen Menschen. Es gibt keine Grenzen, die Leute kommen aus unterschiedlichen Ländern und dennoch miteinander klar.” Deutsch lernte sie vom Zuhören und auch wenn ihr sehr gutes und überaus charmantes, vom amerikanischen Akzent geprägtes, Deutsch sie problemlos durch alle Lebenslagen leiten kann, blieben auch Lena die weniger schöne Momente nicht erspart: „Menschen mit dunkler Hautfarbe, die in einem Orchester klassische Musik spielen, sind für einige immer noch gewöhnungsbedürftig.”

Auch Goran Novakovic, ein Autor mit serbischen Wurzeln, weiß davon zu berichten: „Die Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien werden immer noch als Putzkräfte, die gebrochenes Deutsch sprechen, gesehen. Wenn mich die Menschen sprechen hören, dann können sie es kaum fassen, dass jemand, dessen Deutsch sehr gut ist, aus Serbien kommt. Sie denken zuerst immer an Ungarn oder Polen.” 1991 kam Goran nach Wien und ist Autor mehrerer Bücher, unter anderem „Vergleichendes Wörterbuch der Ausländer/Innenologie.” Mit viel Humor, mit dem er immer wieder für Lacher im Publikum sorgt, schreibt er über ein emotional aufgeladenes Thema und schlachtet gnadenlos alle über Ausländer und Einheimische existierende Vorurteile aus, dass es eine wahre Freude ist ihn zu lesen.

Im Anschluß an die Präsentation konnten die Schüler im Rahmen des „Speed-Dating” den Gästen Fragen stellen und wer weiß, vielleicht ist eine neue Lena oder ein zweiter Goran und Amar dabei.

Factbox:

Das Ministerium für Wissenschaft und Forschung rief das Projekt „Sparkling Science” ins Leben, um die Wissenschaft so früh wie möglich den Kindern und Jugendlichen auf die spielerische Art und Weise nahe zu bringen. Die Schüler/innen nehmen den wissenschaftlichen Institutionen bei verschiedenen Projekten einen Teil der Arbeit ab und machen sich damit mit der wissenschaftlichen Arbeitsweise vertraut. Das Programmkonzept sieht keine inhaltlichen Beschränkungen auf bestimmte Disziplinen, Forschungsfelder oder Schulfächer vor.

 

 

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