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Aliyev-Prozess in Wien: KNB-Mitarbeiter berichtet über Leichenfund

Beim Aliyev-Prozess in Wien
Beim Aliyev-Prozess in Wien ©APA
Mit der Befragung eines Mitarbeiters des kasachischen Geheimdiensts KNB hat am Mittwoch der Prozess um die Ermordung zweier kasachischer Banker begonnen. Alexandr Shcherbakov wurde 2011 mit der Suche der Leichen beauftragt.
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Zeugen erhalten Freigang

Woher die Auskunft über den Fundort gekommen war, weiß er aber nicht. “Es gab so Gerüchte, dass die Info aus Wien gekommen sein sollen”, sagte er am Wiener Straflandesgericht.

Angeklagte beim Aliyev-Prozess

Nachdem der frühere Schwiegersohn des kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew und ehemalige Botschafter in Wien, Rakhat Aliyev (Alijew), in der Haft verstorben war, sitzen nur mehr der ehemalige Chef des kasachischen Geheimdienstes Alnur Mussayev und Vadim Koshlyak, zuletzt Aliyevs Sicherheitsberater, auf der Anklagebank.

Die Anklage Mussayev stützt sich unter anderem auf ein Telefongespräch, das er mit einem Zeugen über Skype geführt hatte und aus dem sich ergeben soll, dass Mussayev den Ort kannte, am dem die Leichen der getöteten Banker vergraben wurden. Auf die sterblichen Überreste von Zholdas Timraliyev und Aybar Khasenov war man vier Jahre nach deren Verschwinden im Jahr 2011 in der Remisovka-Schlucht bei Almaty gestoßen.

KNB-Mitarbeiter schildert Leichenfund

Nachdem sie mehrere Tage erfolglos auf dem Gelände gegraben hatten, entschieden sie sich, “um alle Zweifel auszuräumen”, die ganze Grube dort auszugraben, schilderte Shcherbakov dem Schwurgericht (Vorsitz: Andreas Böhm). In etwa vier Metern Tiefe wurden laut dem KNB-Mitarbeiter dann Fässer mit “starkem Leichengeruch” gefunden. Die Behälter seien aber “derart zusammengedrückt gewesen, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass dort Leichen drinnen waren, ich dachte, es wäre ein Tier”. Als dann aber kleine Öffnungen an den Fässern – in denen “Kalk” zu sehen war – aufgemacht wurden, “sahen wir einen Arm”.

Die Information, dass die Leichen in “Fässern, die mit Zement abgeschlossen sind” liegen, habe er von seiner Leitung gehabt, antwortete Shcherbakov auf Nachfrage der Verteidigung. Mehr über den Zustand der Leichen habe er im Voraus aber nicht gewusst. Die Frage eines Geschworenen, ob man auch mit einer normalen Schaufel dort graben hätte können, verneinte der Zeuge. Es seien viel zu viele Steine im Boden gewesen.

Grabungen am Leichenfundort

Bereits im Jahr 2008 hatte es laut Shcherbakov auf dem späteren Leichenfundort teilweise Grabungen seitens der Polizei gegeben. Er habe sich aber bei den Verantwortlichen nicht über ihren Informationsstand informiert. Wie ein späterer Zeuge – der bei den Untersuchungen 2008 dabei war – erzählte, wurde damals außer Bauschutt “konkret nichts” gefunden.

Bei der Einvernahme des zweiten Zeugen waren erneut die Telefon-Einzelgesprächsnachweise, anhand derer der Standort der Verdächtigen zum Tatzeitpunkt festgestellt werden konnte, Thema. Der mit der Auswertung dieser Rufdaten Betraute konnte aber keine konkrete Auskunft darüber geben, ob diese Einzelgesprächsnachweise schon von Beginn an dem kasachischen Akt beigelegen sind: “Ich weiß, dass diese Anfragen gekommen sind und ich habe alles gegeben, was ich bekommen habe.”

Einzelgesprächsnachweise: Aliyev verurteilt

Aliyev wurde 2008 in Kasachstan in diesem Fall bereits zu mehreren Jahren Haft verurteilt – die Einzelgesprächsnachweise spielte dabei eine zentrale Rolle. Nachdem die österreichische Justiz den Auslieferungsantrag Kasachstans für Aliyev abgelehnt hatte, forderte sie den Akt an. Die besagten Rufdaten wurden jedoch erst später übermittelt. Die Verteidigung behauptete stets, der Grund für die Verzögerung sei Manipulation der Daten.

Die kasachische Justiz beantragte unterdessen erneut die Auslieferung von Ex-KNB-Chef Mussayev. Wie am Montag bekannt wurde, wird gegen ihn im Zusammenhang mit dem Mord an dem kasachischen Oppositionspolitiker Altynbek Sarsenbajew ermittelt.

“Plan B der kasachischen Justiz”

“Das ist der Plan B für den Fall, dass der aktuelle Prozess mit den Nurbank-Managern in einem Freispruch endet”, sagte Mussayevs Verteidiger Martin Mahrer gegenüber der APA am Dienstag mit Bezug auf die kasachische Justiz. Wenn der Auslieferungsantrag nicht erfolgreich sei, dann werde der Fall wieder in Österreich landen. Bisher lehnte die österreichische Justiz Auslieferungsanträge an Kasachstan wegen der dortigen Menschenrechtssituation stets ab.

(apa/red)

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