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Alexander Wrabetz: Unabhängigkeit des ORF war "nie größer"

Wrabetz sieht die Unabhängigkeit des ORF als "so groß wie noch nie".
Wrabetz sieht die Unabhängigkeit des ORF als "so groß wie noch nie". ©APA
50 Jahre nach dem Rundfunkvolksbegehren sieht ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz die Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Senders gesichert. "Der ORF hat heute ein Ausmaß an redaktioneller Unabhängigkeit, Objektivität und journalistischer Freiheit, wie es in der Geschichte nie größer war".
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Dies werde auch vom Publikum so gesehen, meint Wrabetz.

“Wir agieren heute stärker im Geiste des Rundfunkvolksbegehrens als so manche, die jetzt daran erinnern und damals gar nicht dabei waren. Anders als zu früheren Zeiten behauptet derzeit ja auch niemand im ORF, dass ein Zugriff der Parteien spürbar wäre. Auch Umfragen beim Publikum zeigen hohe Werte für Glaubwürdigkeit, Unabhängigkeit und Objektivität”, so Wrabetz.

Rückblick: Rundfunkvolksbegehren

Das von unabhängigen Zeitungen initiierte Rundfunkvolksbegehren diente in den 1960er-Jahren dazu, den ORF aus den Proporzfängen von SPÖ und ÖVP zu befreien. Dass die Regierungsparteien heute wieder einen stärkeren Zugriff auf den ORF planen, sieht Wrabetz nicht. Zuletzt kursierten ja Gerüchte, wonach sich SPÖ und ÖVP bei der Schladminger Regierungsklausur ähnlich wie bei der ÖIAG auch in Sachen ORF-Reform näher gekommen seien, spekuliert wurde dabei neuerlich über die Verkleinerung der ORF-Aufsichtsgremien sowie die Installierung eines mit SPÖ-ÖVP-Vertrauensleuten besetzten Zweier-Vorstands im ORF.

“Ich habe keine Informationen, dass da aktuell etwas in diese Richtung geplant ist”, erklärte der ORF-Chef dazu. “Ich habe auch schon gesagt, dass das bei allen erfolgreichen und unabhängigen öffentlich-rechtlichen Sendern Europas gängige Intendanten-Modell auch für den ORF das vernünftigste ist. Der ORF erfüllt seine Aufgaben im europäischen Vergleich sehr gut. Bei der Führung und Steuerung des Unternehmens und beim Stiftungsrat besteht daher der geringste Handlungsbedarf. Wo es Änderungen bräuchte, sind die Rahmenbedingungen und die Möglichkeiten des ORF im Internet.”

Wrabetz: “Unglaubliche Veränderungsdynamik”

Bestimmte Restriktionen für den ORF seien nachvollziehbar, es brauche aber ein schnelleres Tempo bei Angeboten zur mobilen Nutzung. “Das ORF-Gesetz stammt aus dem Juni 2010, die ersten iPads sind im Herbst 2010 auf den Markt gekommen, und heute gibt es in Österreich 800.000 Stück davon. Wenn wir ein Angebot im mobilen Bereich machen wollen, dann sind wir trotz des Bemühens der Medienbehörde mit langen Verfahren konfrontiert. Das passt vom Tempo her nicht in die Zeit. An bestimmten Online-Aktivitäten dürfen wir gar nicht erst teilnehmen. Wenn wir uns ansehen, in welch unglaublicher Veränderungsdynamik wir uns gerade befinden, dann ist das von Nachteil für den gesamten österreichischen Medienmarkt”, so Wrabetz.

Um den ORF für den digitalen Umbruch und die künftigen trimedialen Aufgaben zu rüsten, will Wrabetz in den nächsten Monaten gemeinsam mit dem ORF-Management und dem Beratungsunternehmen Boston Consultingneue Strukturen entwickeln. Auf Basis von internationalen Beispielen – Wrabetz nennt etwa das Modell des finnischen Öffentlich-Rechtlichen oder des Bayerischen Rundfunks – soll ein “eigenes ORF-Modell” entstehen. Ziel sei dabei eine Stärkung der Sender- bzw. Kanal-Verantwortung über sogenannte “Channel Manager”.

Ärger im ORF wegen Ö1-Leitung

Bei Ö1 gab es zuletzt einige Irritationen wegen der Nachbesetzung der Ö1-Leitung. Radiodirektor Karl Amon schlug dafür Peter Klein vor, die Redakteure sprachen sich für Ulrike Wüstenhagen aus, und der Betriebsrat übte Kritik an Amons Rolle im offiziellen ORF-Hearing. Laut Wrabetz werde nun zuerst eine neue Channel Management-Struktur für Ö1 erarbeitet, danach die Leitung des Kultursenders neu ausgeschrieben und besetzt.

“Wir haben beschlossen, dass wir versuchen die neue Ö1-Struktur zu realisieren. Sicher hätte das alles schneller sein können, aber es ist wichtig das zukunftssicher zu gestalten, dann auszuschreiben und dann zu besetzen. Im ersten Quartal 2015 sollte alles umgesetzt sein”, berichtete der ORF-General. “Atmosphärische Störungen” zwischen Betriebsrat und Radiodirektor Amon würden bald ausgeräumt sein. Und: “Die Gespräche über die neue Ö1-Struktur werde ich selbst mit dem Betriebsrat führen.”

(Interview: APA)

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