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Aids - das grob unterschätzte Risiko

In Vorarlberg hat sich die Zahl der Neuinfektionen auf "relativ hohem Niveau" stabilisiert. Das Risiko wird oft grob unterschätzt.

Aids hat seinen Schrecken offenbar verloren. Der medizinische Fortschritt bei der Behandlung dieser Immunschwäche verleitet mehr denn je zu ungeschützten Sexualkontakten. Und das, obwohl sich in Österreich täglich ein bis zwei Personen infizieren. Auch in Vorarlberg hat sich die Zahl der Neuinfektionen auf “relativ hohem Niveau” eingependelt, wie der Leiter der Aidshilfe, Dr. Werner Pfefferkorn, sagt.

Offiziell gibt es pro Jahr durchschnittlich zehn Neuerkrankungen. Schon in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mussten fünf Personen, darunter drei Frauen, als HIV-positiv diagnostiziert werden. Die Dunkelziffer ist allerdings sehr viel höher. Doch aus Angst wird nicht selten auf einen Aidstest verzichtet. “Was von sehr geringer Verantwortung zeugt”, so Pfefferkorn.

Neue Herausforderung
Zusätzlich erschwert werden Präventionsmaßnahmen durch den freizügigeren Umgang mit der Lust. Weil von Aids keine unmittelbare Todesbedrohung mehr ausgeht hat sich auch das sexuelle Verhalten wieder geändert. “Es ist schwieriger geworden, das Kondom als Schutz zu propagieren”, bedauert Werner Pfefferkorn. Und es ärgert ihn, dass viele Leute nicht darüber nachdenken, zu welchen Beeinträchtigungen eine Aidstherapie führen kann. “Es geht einem Teil der Betroffenen nicht gut damit”, verdeutlicht Pfefferkorn.

Dennoch müsse sich die Aidshilfe der unter dem Begriff “negotiated Safety”, also ausverhandelte Sicherheit, zusammengefassten neuen Präventionsgepflogenheiten stellen. Für Pfefferkorn heißt das, vor allem junge Menschen so gut über Infektionsrisiken und Vorsorgemaßnahmen zu informieren, dass sie befähigt werden, selbst eine Entscheidung treffen zu können. Denn die Lebenserwartung von Aidspatienten hat sich zwar deutlich verlängert, nicht aber ihre soziale Situation verbessert. “Man will mit ihnen nichts zu tun haben”, beschreibt Hilla Leitner kurz und bündig die Tatsachen. Gleiches gilt für Homosexuelle. Für sie fordert die Aidshilfe separate Betreuungsstrukturen.

Gesundheitslandesrat Dr. Hans-Peter Bischof sieht keinen Handlungsbedarf. Es gebe eine hervorragende Infrastruktur und vom Institut für Sozialdienste die Zusage, entsprechende Beratung anzubieten. Teure Parallelstrukturen seien daher nicht zu rechtfertigen.

Aidshilfe
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E-mail: vorarlberg@aidshilfen.at und www.aidshilfe-vorarlberg.at

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Dienstag und Donnerstag von 16 bis 19 Uhr, Mittwoch und Freitag von 10 bis 13 Uhr, Dienstag und Donnerstag von 17 bis 19 Uhr HIV-Antikörpertest

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