Tritt diese Regelung tatsächlich mit 1. Jänner 2015 in Kraft, rechnet Thomas Szekeres, Präsident der Wiener Ärztekammer, mit “massiven” Einkommenseinbußen von rund 30 Prozent, wie er am Montagabend erklärte. Bisher war es für Ärzte noch möglich, bis zu 72 Stunden in der Woche zu arbeiten, die tatsächliche Arbeitszeit lag in den Spitälern laut einer Umfrage aus dem Jahr 2013 allerdings bei etwa 54 Stunden pro Woche. Bei Turnusärzten waren es 57 Stunden.
Höheres Grundgehalt als Ausgleich
Man begrüße zwar die Reduktion der Arbeitszeit, allerdings müssten die Nachtdienst- und Überstundeneinbußen ausgeglichen werden, so der Wiener Ärztekammer-Chef. Für einen Nachtdienst bekommen Ärzte des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV) bzw. der Medizinischen Universität Wien rund 300 Euro. Und schon jetzt sei die Gehalts- sowie die Ausbildungssituation in anderen europäischen Ländern deutlich besser als in Österreich, betonte Szekeres: “Sowohl beim Einstiegs-, als auch beim Maximalgehalt liegen wir weit hinten.” Deshalb gehen rund 40 Prozent der Studenten nach dem Abschluss ins Ausland.
“Arbeit wird verdichtet”
Daher sei Österreich “sehr plötzlich” von einem Überschuss in einen Ärztemangel gerutscht – bei einer weitere Verschlechterung der Lohnsituation fürchtet Szekeres auch weitere Abwanderung. Außerdem rechnet der ÄK-Chef mit einer höheren Arbeitsbelastung. “Die Arbeit wird sicherlich verdichtet.” Deshalb steigt jetzt – nach Protesten in der Steiermark und in Kärnten – auch die Wiener Ärztekammer auf die Barrikaden. Neben dem Lohnausgleich fordert sie auch weniger Verwaltungs- und Hilfstätigkeiten und die Konzentration auf medizinische Kernaufgaben.
Online Petition als Druckmittel
Sowohl die zuständige Stadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) als auch der neue Direktor des KAV, Udo Janßen, hätten Verständnis für die Situation gezeigt. Die Verhandlungen laufen bereits. Alleine bei der MedUni Wien zeige man sich “uneinsichtig”, Dort will man frühestens 2016 über eine mögliche Erhöhung nachdenken. Ihrem Anliegen will die Ärztekammer daher jetzt mit einer Online-Petition Nachdruck verleihen: Ab Dienstag können alle angestellten Ärzte für einen Lohnausgleich unterschreiben. Noch will die Ärztekammer nicht über weitere Protestmaßnahmen nachdenken. Bewegt sich die MedUni aber gar nicht und wird in Sachen Gehalt nicht nachgebessert, “dann sind die Mitarbeiter unglücklich, dann könnte das eskalieren”.