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Abu-Ghraib-Skandal: England handelte aus Liebe

Im Prozess gegen die US-Soldatin Lynndie England wegen mutmaßlicher Folter irakischer Gefangener haben ihre Anwälte die Angeklagte am Mittwoch als übermäßig folgsam dargestellt.

Die 22-Jährige sei dazu verführt worden, auf Fotos mit irakischen Gefangenen zu posieren, sagte ihr Anwalt Jonathan Crisp in seinem Eröffnungsplädoyer vor einem Militärgericht in Fort Hood im US-Staat Texas.

Die Fotos hatten weltweit für Empörung gesorgt. England habe sich aus Liebe und Vertrauen zu ihrem 14 Jahre älteren Vorgesetzten und Liebhaber, Charles Graner, derart verhalten. „Was für sie zählte, war die Beziehung zu Graner“, sagte Crisp. „Sie denkt: Ich liebe ihn, er liebt mich, er wird nichts tun, was mir wehtun könnte.“

Sollte England in allen sieben Anklagepunkten für schuldig gesprochen werden, drohen ihr bis zu elf Jahre Haft. Graner, der mit England ein Kind hat, wurde bereits zu zehn Jahren Haft verurteilt. Nach Antritt seiner Haftstrafe hat er eine andere Frau geheiratet. Diese hatte sich im Folterskandal von Abu Ghraib für schuldig erklärt.

Staatsanwalt Chuck Neill stellte England anders als ihr Verteidiger als aktive Teilnehmerin in dem Skandal dar, welche die auf Fotos festgehaltenen Szenen genossen habe. „Es geschah ausschließlich zur Unterhaltung von Frau England und den anderen Soldaten“, sagte Neill. Dabei zeigte er auf das Lächeln Englands auf Fotos. Sie sei aktiv in die Geschehnisse eingebunden gewesen.

Die Anwälte Englands versuchen, ihre Mandantin als übermäßig gefolgsam gegenüber Autoritätspersonen darzustellen. England selbst sagte kaum etwas während der Sitzung. Sie war durch Fotos bekannt geworden, auf denen sie etwa einen vor ihr knienden irakischen Gefangenen an einer Leine hält oder grinsend vor nackt aufeinander liegenden Inhaftierten steht. Das erste Verfahren gegen England war wegen widersprüchlicher Aussagen der Soldatin eingestellt worden.

Mit einem Urteil wird nun bis Ende kommender Woche gerechnet.

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