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Ab Herbst: Nur akkreditierte Sexualpädagogik-Vereine an Schulen

Die neue Regelung gilt ab dem Schuljahr 2021/22.
Die neue Regelung gilt ab dem Schuljahr 2021/22. ©APA/Harald Schneider
Ab Herbst dürfen nur mehr akkreditierte Sexualpädagogik-Vereine an Schulen arbeiten. Die Ausgestaltung des Akkreditierungsverfahrens wird noch erarbeitet.
Teenstar darf vorerst nicht in die Schule

Ab nächstem Schuljahr dürfen nur noch Vereine mit sexualpädagogischen Angeboten an den Schulen arbeiten, die in einer Liste qualitätsgeprüfter Einrichtungen des Bildungsministeriums aufscheinen. Damit könnten die Schulen sicher sein, dass die Umsetzung gesetzeskonform ist und den Qualitätsvorgaben entspricht, so Minister Heinz Faßmann (ÖVP) in der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der SPÖ. Die konkrete Ausgestaltung des Akkreditierungsverfahrens ist noch in Arbeit.

Diskussionen rund um Sexualkundeverein TeenSTAR

Hintergrund des neuen Verfahrens waren die intensiven Diskussionen um den auch an Schulen tätigen christlichen Sexualkundeverein TeenSTAR. Ende 2018 war bekannt geworden, dass in dessen Schulungsmaterialien u.a. Homosexualität als heilbares Identitätsproblem und Selbstbefriedigung als schädlich dargestellt wurden. Außerdem wurden kein Sex vor der Ehe und natürliche Empfängnisverhütung propagiert.

Den Schulen wurde daraufhin von einer Zusammenarbeit mit TeenSTAR abgeraten, außerdem sollten sich sexualpädagogische Vereine grundsätzlich für den Einsatz an Schulen akkreditieren müssen. Als Übergangslösung wurden im Sommersemester 2019 Clearingstellen in den Bildungsdirektionen eingerichtet, die die Schulen punkto Seriosität und Qualität sexualpädagogischer Vereine beraten. Zwischenzeitlich wollten nach dem Ende der ÖVP-FPÖ-Regierung die beiden Parteien externe Vereine ganz aus dem Sexualkundeunterricht verbannen, das stieß allerdings auch in den Bildungsdirektionen überwiegend auf Skepsis.

Neue Regelung gilt ab Schuljahr 2021/22

Ab dem Schuljahr 2021/22 sollen nun nur noch Vereine an die Schulen dürfen, deren Angebot davor von einem Akkreditierungsbeirat nach definierten Qualitätskriterien überprüft wurde. Derzeit dürfen dort wegen der Corona-Schutzmaßnahmen ohnehin keine schulfremden Personen tätig sein.

Ob für die neuen Akkreditierungsverfahren gesetzliche Änderungen nötig sind, wird derzeit geprüft. Voraussetzung für eine Aufnahme auf die Liste ist laut Anfragebeantwortung grundsätzlich, dass etwa die vermittelten Inhalte dem jeweiligen Stand der Wissenschaft entsprechen und sich am Prinzip der Gleichstellung der Geschlechter und der Vielfalt der Lebensformen orientieren. Das Angebot muss außerdem Lebenswelt, Alter, Interessen und Bedürfnissen der Schüler entsprechen und es soll der Grundsatz der aktiven Teilnahme der Schüler berücksichtigt werden.

Lehrerbefragung noch ausständig

Das Konzept für das Akkreditierungssystem samt flankierender qualitätssichernder Maßnahmen wurde vom Österreichischen Institut für Familienforschung der Uni Wien erarbeitet. Noch ausständig ist allerdings eine Lehrer-Befragung, die wegen der Corona-Pandemie noch nicht durchgeführt werden konnte. Ebenfalls noch nicht fix ist die Beschickung des Akkreditierungsbeirats. Vertreter von Kirchen oder Religionsgemeinschaften sind darin laut Bildungsministerium jedenfalls nicht vorgesehen.

SPÖ mit Kritik an langer Dauer für Umsetzung

Für SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid ist die Einrichtung des Akkreditierungsverfahrens ein wichtiger Schritt. Sie kritisiert gegenüber der APA allerdings, dass zwischen der Ankündigung des Verfahrens und der Umsetzung volle drei Jahre lägen. "Es zeigt - wie auch bei den 'Corona-Förderstunden' für Schulen -, dass zwischen Ankündigung und Umsetzung in dieser Regierung viel zu viel Zeit vergeht." Mario Lindner, Vorsitzender der sozialdemokratischen LGBTIQ-Organisation SoHo, betont, dass Faßmann bereits im Frühjahr 2019 angekündigt hatte, für das darauffolgende Schuljahr für qualitätsvolle sexuelle Bildung zu sorgen. "Damals wusste noch fast ein Jahr lang niemand, was Corona ist." Die Zeit für Ausreden sei vorbei, Faßmann müsse nun endlich gegen diskriminierende Inhalte in Schulen vorgehen.

(APA/Red)

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