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SOS-Kinderdorf: Längerer Bericht mit mehr Details aufgetaucht

Ein längerer Kommissions-Bericht soll Details enthalten.
Ein längerer Kommissions-Bericht soll Details enthalten. ©APA/Barbara Gindl (Symbolbild)
Rund um einen 262-seitigen Bericht einer Untersuchungskommission zu Missbrauchsvorwürfen bei SOS-Kinderdorf ist jetzt die Existenz eines ausführlicheren, 991-seitigen Berichts bekannt geworden.
Missbrauchsvorwürfe gegen verstorbenen Gründer Gmeiner
Weitere Fälle von Gewalt

Während die bereits vorliegende Fassung anonymisiert sei, soll die unter Verschluss befindliche Langfassung laut "Kurier" (Mittwoch) alle Namen und Details zu Vorwürfen und Verdachtsmomenten enthalten. Dazu sollen neben Kindesmissbrauch auch Geldwäsche und Menschenhandel zählen, hieß es.

Ausgearbeitet hatte demnach beide Dokumente eine vom Dachverband SOS-Kinderdorf International eingesetzte Untersuchungskommission ("Independent Special Commission", ISC) im Jahr 2023. Ein Sprecher von SOS-Kinderdorf International sagte dem "Kurier", dass noch geprüft werde, ob und in welcher Form Teile davon an die Staatsanwaltschaft übermittelt werden können. Man behandle die Erkenntnisse in dem Bericht der ISC jedoch mit "äußerster Ernsthaftigkeit". Auch alle Mitgliedsvereine seien indes verpflichtet, Behörden über Vorwürfe zu informieren, wurde betont.

SOS-Kinderdorf Österreich konnte nur kurzzeitig Einsicht nehmen

Seitens SOS-Kinderdorf Österreich hieß es gegenüber der APA, dass die Langfassung nicht vorliege und dementsprechend auch nicht der Staatsanwaltschaft übermittelt werden könne. Man habe 2023 lediglich zeitlich begrenzt Einsicht in jenen Ausschnitt des Berichts nehmen können, der sich mit dem bereits bekannten Fall um einen Großspender der Organisation beschäftigt. Bereits am Freitag hatte man kommuniziert, dass die Geschäftsführung in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat eine Sachverhaltsdarstellung samt sämtlicher "derzeit vorliegender Unterlagen" an die Staatsanwaltschaft Innsbruck übermittelte. Im Fokus dabei soll auch der ehemalige langjährige und 2024 verstorbene SOS-Kinderdorf-Präsident Helmut Kutin stehen.

Kutin war in den Fokus geraten, da er einem Großspender Zugang zu Kindern in Nepal ermöglicht haben soll - auch nachdem der Mann dort Kinder missbraucht haben soll. Wie bekannt wurde, ermittelte die Staatsanwaltschaft München zwischenzeitlich gegen Kutin, nachdem diese vom Verein "SOS-Kinderdorf weltweit" mit Sitz in München informiert worden war. Die Ermittlungen wurden jedoch wegen dessen Todes eingestellt. Von SOS-Kinderdorf International sowie von "SOS-Kinderdorf weltweit" war Kutin bereits zuvor die Ehrenpräsidentschaft aberkannt worden.

Vorwürfe gegen mehrere Kinderdorf-Standorte und Gründer Gmeiner

Ein Bericht der Wochenzeitung "Falter" über Vorwürfe gegen das SOS-Kinderdorf am Standort in Moosburg in Kärnten hatte Mitte September die Missbrauchscausa ausgelöst. Kurze Zeit später kamen auch Vorwürfe gegen weitere Kinderdörfer ans Licht. Mittlerweile ermitteln die Staatsanwaltschaften in Klagenfurt, Innsbruck sowie Salzburg aufgrund der Vorwürfe. Auch wurde bekannt, dass der bereits verstorbene SOS-Kinderdorf-Gründer Hermann Gmeiner mehrere Burschen sexuell missbraucht haben soll. SOS-Kinderdorf setzte nach Bekanntwerden der Vorfälle eine Reformkommission unter Führung der ehemaligen OGH-Präsidentin Irmgard Griss ein.

Umbenennung von Hermann Gmeiner-Straße in Osttirol

Nach Bekanntwerden der Vorwürfe kündigten indes einige Gemeinden an, die Umbenennung von nach Gmeiner benannten Straßen prüfen zu wollen. Der Gemeinderat der Osttiroler Gemeinde Nußdorf-Debant beschloss laut Medienberichten am Dienstag einstimmig diesen Schritt. Die Straße - in der sich auch das Gemeindeamt befindet - soll künftig Marktstraße heißen. Im Ort ist das zweitälteste SOS-Kinderdorf beheimatet. Auch hier meldeten sich zuletzt ehemalige Bewohnerinnen, die von gewalttätigen Übergriffen in den 1990er-Jahren berichtet hatten.

(APA/Red)

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