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4 Millionen von Wiener Hotel Sacher abgezweigt: 3 Jahre Haft

Die Sacher-Mitarbeiterin soll sich seit 2010 Geld überwiesen haben.
Die Sacher-Mitarbeiterin soll sich seit 2010 Geld überwiesen haben. ©APA
Eine 49-Jährige zweigte in den letzten zehn Jahren über 4 Millionen Euro vom Wiener Nobelhotel Sacher ab. Sie soll damit den luxuriösen Lebensstil ihres Sohnes finanziert haben. Nun wurde sie zu drei Jahren Haft verurteilt.
Mitarbeiterin zweigte Geld aus Nobelhotel ab

Die ehemalige Chefbuchhalterin des Wiener Nobelhotels Sacher ist am Dienstag am Landesgericht wegen Untreue zu drei Jahren Haft, davon ein Jahr unbedingt verurteilt worden. Zu Beginn der Verhandlung dehnte der Staatsanwalt die Anklage aus. War ursprünglich ein Tatzeitraum von neun Monaten mit einem Schaden von 1,03 Millionen Euro inkriminiert, ging es nun um rund 4,1 Millionen Euro, die der Hotel-Gruppe abhandenkamen.

Vier Millionen Euro seit 2010 abgezweigt

Die Angeklagte, die 1990 in dem Hotel als Buchhalterin begonnen hatte, begann der gesamten Hotel-Holding Gelder abzuzweigen, indem sie freigegebene Sammelrechnungen einfach auf ihr eigenes Sparkonto transferierte. Von dort ließ sie die Millionen vor allem auf das Konto ihre Sohnes regnen. Dieser soll die Mutter fast täglich um Geld angepumpt haben.

"In unserer Familie ist es relativ turbulent zugegangen", schilderte die Angeklagte dem Schöffensenat (Vorsitz: Peter Komenda). Sie habe für "ruhige Familienverhältnisse"sorgen wollen und sei deshalb eingesprungen, sooft ihr Sohn finanziellen Beistand benötigte. Immer wieder berichtete dieser der Mutter von Drogen-Schulden, dass die Mafia hinter ihm her sei und Schutzgeld verlange: "Ich wollte ihn immer zufriedenstellen." Mitunter sei er zusammengeschlagen worden. "Er ist mit blauen Flecken nach Hause gekommen", berichtete die 49-Jährige.

18.000 Euro für Geburtstagsfeier

Auf der anderen Seite frequentierte der Sohn schon als Minderjähriger Casinos, urlaubte später in Dubai und richtete um 18.000 Euro eine Geburtstagsfeier aus. Job hatte der 1998 Geborene keinen.

Der Staatsanwalt zweifelte, dass der Bub bereits als Zwölfjähriger suchtmittelergeben war, denn in diesem Alter begann die Mutter mit ihren Machenschaften. Darauf räumte die Angeklagte ein, sie habe dem Sohn, ihrem zweiten Kind und anderen Leuten Geschenke gemacht, Kleider gekauft und Einladungen ausgesprochen. "Sie hat eine dependente Persönlichkeitsakzentuierung", wusste Verteidigerin Wagner, "sie ist übersozial, abhängig von der Beurteilung anderer".

Überweisungen flogen erst nach zehn Jahren auf

Ihre Machenschaften flogen Mitte Jänner 2021 auf - der Bank der Hotel-Gruppe fielen fragwürdige Überweisungen auf, zunächst wurde eine mögliche Geldwäsche vermutet. Der nunmehrige, seit 2014/2015 tätige Geschäftsführer der Hotel-Gruppe hielt als Zeuge fest: "Es ist allen Experten nicht aufgefallen. Dem Wirtschaftsprüfer nicht, dem Bilanzersteller nicht, Generationen von Geschäftsführern nicht." Was die interne Kontrolle betrifft, "müssen wir letzten Endes von einem Multi-Organ-Versagen ausgehen", räumte der Geschäftsführer ein.

349 betrügerische Überweisungen konnten der Frau nachgewiesen werden. Die Angeklagte war dazu umfassend geständig: "Alles, was gesagt wurde, ist so vorgefallen." Sie selbst habe keine Aufzeichnungen über die eingesackten Beträge geführt. Sie vertraue der Schadensaufstellung des Hotels, in dem sie einst als Lehrling begonnen hatte.

Frau war geständig

Die von Verteidigerin Astrid Wagner vertretene Angeklagte legte vor einem Schöffensenat (Vorsitz: Peter Komenda) ein umfassendes Geständnis ab. "Alles, was gesagt wurde, ist so vorgefallen", gab die Frau zu Protokoll. Sie selbst habe keine Aufzeichnungen über die eingesackten Beträge geführt. Sie vertraue der Schadensaufstellung des Hotels, in dem sie seit 1990 beschäftigt gewesen war.

Die 49-Jährige hat einen Teil des angerichteten Schadens gutgemacht. 100.000 Euro überließ sie dem Hotel, als ihr Arbeitsverhältnis aufgelöst wurde. Seither hat sie weitere zwei Überweisungen zu je 1.000 Euro getätigt.

(APA/red)

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