“In Ägypten gab es keinen Militärputsch. Das war eine Revolution des Volkes”, sagte die Organisatorin Manal Abo-elaala. Das Militär sei gezwungen gewesen einzuschreiten, da sonst bis zur nächsten Wahl die Gegner von Mursi mundtot gemacht worden wären, befürchtete die 45-jährige.
Familien bei Demo in Wien
Gekommen waren Familien mit Kleinkindern, ebenso wie Studenten und Pensionisten. Unter ihnen war auch Mina Hanna. Der 29-jährige Ägypter arbeitet in Kairo im Elektronikgeschäft seines Vaters und ist nur zu Besuch in Wien. “Die Menschen dort haben kein Wasser, kein Strom, kein Geld für Essen. Deswegen demonstrieren wir.”
Scharfe Kritik an Mohammed Mursi
Auf mehreren Plakaten wurde Mursi mit Terror gleichgesetzt. Und auch sonst waren die Demonstranten wenig gut auf ihn zu sprechen. “Mursi ist eine Kopie von Hitler”, sagte etwa Mofeed Akladious, ein Zahnarzt aus Niederösterreich, in einer Ansprache. “Österreich hat Hitler von 1938 bis 1945 geduldet. Wir haben Mursi nach einem Jahr entmachtet”, so Akladious.
Nicht alle Teilnehmer waren sich da allerdings einig. “Ich bin nicht gegen die Muslimbrüder an sich, sondern gegen die Regierung”, sagte Sheha-Ta Galal. Unter Mursi sei das Land heruntergewirtschaftet worden. Der 56-Jährige war als Pharao verkleidet und wollte damit die Stärke Ägyptens zum Ausdruck bringen. Anders als die meisten Demonstranten bezeichnete er die Entmachtung Mursis als Putsch, sah das aber gelassen. “Dem Militär geht es nicht um das Wohl einzelner Parteien, sondern um das Volk”.
“Es lebe Ägypten”
Die Demonstranten riefen “es lebe Ägypten” oder “heb dein Haupt, du bist Ägypter”. In mehreren Ansprachen bedankte man sich auch bei der Polizei und den österreichischen Verwaltungsbehörden, hier friedlich demonstrieren zu dürfen.
Laut Polizei nahmen 250 Menschen an der Kundgebung teil. Veranstalter war der Verein “Menschenrechte und Integration der Minderheiten in Österreich”. Bereits vor einer Woche organisierte man eine Solidaritätskundgebung für die Regierungsgegner in Kairo.
(apa/red)