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21 Mio. EU-Schwarzarbeiter

Die Schwarzarbeit wächst schneller als die normale Wirtschaft. Bereits 10 bis 16 Prozent des Bruttoinlandsprodukts würden von der Schattenwirtschaft erwirtschaftet.

Das entspräche mittlerweile rund 21 Millionen Beschäftigten in der europäischen Schwarzarbeit, verglichen mit derzeit 14 Millionen EU-Arbeitslosen, warnte am Mittwoch der Präsident der Europäischen Kammer für Handwerker und Klein- und Mittelbetriebe (UEAPME), Paul Reckinger, am Europäischen Forum Alpbach vor Journalisten.

Europas Wirtschaftsverbände – konkret neben der UEAPME auch die Vereinigung der Europäischen Wirtschaftskammer, Eurochambres, und die Europäische Handelskammer Eurocommerce – wollen nun stärker zusammenarbeiten, um die Schwarzarbeit zu bekämpfen und die EU-Ziele von Lissabon – die EU zu der am schnellsten wachsenden Wirtschaftsregion zu machen und die Beschäftigungsrate bei Männern auf 70 Prozent und bei Frauen auf 60 Prozent anzuheben – bis 2010 tatsächlich Realität werden zu lassen.

Reckinger betonte am Mittwoch, dass die Kriminalisierung der Schwarzarbeit nicht ausreichen werde. Stattdessen forderte er zur Bekämpfung der Schattenwirtschaft eine Senkung der Lohnnebenkosten und der Mehrwertsteuer. Frankreich etwa habe die Mehrwertsteuer im Bereich Bau und Renovierung auf 3 Prozent gesenkt und damit deutliche Erfolge erzielt. Da die Mehrwertsteuer jedoch eine der wichtigsten Einnahmequellen der Staaten ist, rechnet Reckinger mit „harten Verhandlungen“, die aber dennoch im Herbst aufgenommen werden sollen.

Der Vertreter der europäischen Kein- und Mittelbetriebe erwartet sich durch die Bekämpfung der Schwarzarbeit auch einen Impuls für die Schaffung neuer Arbeitsplätze. „Die echte Chance“ zur Belebung am Arbeitsmarkt sieht Eurochambres-Präsident, Christoph Leitl, aber in der EU-Osterweiterung. Schon jetzt importierten die Länder Osteuropas Güter im Wert von 118 Mrd. Euro aus der EU, während umgekehrt Produkte im Wert von rund 100 Mio. Euro von den Erweiterungsländern in die EU exportiert würden.

Leitl hofft durch die Erweiterung mit 1.1.2004 auf einen deutlichen Wachstumsimpuls für Europas Wirtschaft. Heuer werde das Wirtschaftswachstum im EU-Durchschnitt zwischen 0 und 1 Prozent liegen. Dadurch sei das Sozialsystem „nicht zu stabilisieren. Stabiles Wachstum am Arbeitsmarkt gibt es erst bei 2,5 Prozent Wirtschaftswachstum“, sagte Leitl in Alpabch.

Eurocommerce-Präsident Peter Bennert sieht „Europa jetzt als Sozialunion auf Basis des Wohlfahrtsstaats“. Um diese auch zu finanzieren, benötige es einer „starken dynamisch wachsenden Wirtschaft“. Die soziale Verantwortung der Unternehmen (corporate social responsibility) rücke immer stärker in den Mittelpunkt. Seine Organisation bekenne sich zu dieser sozialen Verantwortung, weil diese ethisch wertvoll, von Konsumenten und Großanlegern verlangt werde, und zudem die Möglichkeit biete, schon jetzt erbrachte Leistungen der Betriebe besser darzustellen, so Bennert.

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