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2007 - Die Bilanz des Teamchefs

Nach dem tristen Ertrag von nur einem Sieg bei fünf Niederlagen und sechs Remis in Österreichs Länderspieljahr 2007 zog der Teamchef eine zwiespältige Bilanz.

„Es war ein schwieriges Jahr. Uns hat lange Zeit ein Sieg gefehlt, das hat Druck in der Öffentlichkeit erzeugt. Die Mannschaft ist dem Erfolgserlebnis lange hinterhergelaufen, Gott sei Dank hat es dann gegen ein starkes Team (Anm.: 3:2 gegen die Elfenbeinküste) geklappt“, meinte der Niederösterreicher über das Jahr, in dem bei fünf Niederlagen und sechs Remis nur ein Sieg herausschaute.

Die triste Bilanz bezeichnete der Coach als „nicht erfreulich. Sie macht auch bei mir keinen schlanken Fuß. Das ist kein Ruhmesblatt, das ich bei meiner nächsten Bewerbung in meinem Lebenslauf anführen werde“. Allerdings kommt diese Statistik für „Hicke“ nach eigenen Angaben auch nicht überraschend, „weil es unsere Strategie war, die Spieler an dieses hohe Niveau zu gewöhnen, das anders ist als in unserer Bundesliga. Die Kluft zwischen den absoluten Top-Clubs und den österreichischen Clubs wird immer größer, und genauso ist es bei den Nationalteams. Es ist kein Zufall, dass sich alle favorisierten Mannschaften außer England für die EURO qualifiziert haben. Gegen solche Top-Teams ist die Siegeschance eher gering, so realistisch muss man sein.“

Dennoch betonte Hickersberger, dass die ÖFB-Auswahl im abgelaufenen Jahr auch Fortschritte gemacht hätte. „Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie sich in der Defensive gut organisieren kann. Jetzt gilt es, die Offensive zu verbessern, und da hat es schon gute Ansätze gegeben.“

Im Nachhinein wäre es vielleicht besser gewesen, auch gegen weniger starke Kontrahenten zu testen, so Hickersberger. „Wir hätten den einen oder anderen leichteren Gegner einbauen können, bei dem die Erfolgschancen höher gewesen wären. Aber es wäre auch alles leichter gewesen, hätten wir im März gegen Ghana gewonnen und nicht kurz vor Schluss den Ausgleich bekommen.“

Zeit der Experimente vorbei
Im bevorstehenden EURO-Jahr ist die Zeit für Experimente laut „Hicke“ vorbei. „Es wird bei der EM keinen Debütanten geben“, betonte der Teamchef, der den Europameisterschafts-Kader nach eigenen Angaben im Groben im Kopf hat, aber auch einschränkte: „Natürlich kann sich der eine oder andere verletzten, in ein Formtief rutschen oder bei seinem Verein nicht spielen.“

In der Winterpause will sich Hickersberger Zeit nehmen, einige Spieler bei ihrem Verein zu besuchen, und nannte in diesem Zusammenhang die zuletzt nicht einberufenen Roland Linz (Braga) und Thomas Prager (Heerenveen). Außerdem werde es am 30. Mai noch ein letztes Testspiel geben – ob gegen einen stärkeren oder schwächeren Gegner, ließ der Coach offen.

Der Nachteil des Nationaltrainers
Zur Problematik, als Nationaltrainer seine Spieler nur sporadisch zur Verfügung zu haben, äußerte sich Hickersberger folgendermaßen: „Das Problem als Teamchef ist, dass man mit der Mannschaft nur sehr wenig arbeiten kann. Aus diesem Grund habe ich eigentlich meine Entscheidung, nicht mehr als Vereinstrainer, sondern in der nächsten Zeit als Teamchef zu arbeiten, schon bereut, weil ich als Vereinstrainer täglich, manchmal sogar zweimal täglich mit der Mannschaft arbeiten und etwas verbessern kann. Mit dem Team bleibt zu wenig Zeit, aber ich freue mich schon auf die Zeit vor der EM, wo ich die Spieler über mehrere Wochen zur Verfügung habe und mit ihnen kontinuierlich arbeiten kann.“

Unmittelbar danach jedoch relativierte Hickersberger diese Aussage. „Ich würde mich wieder so entscheiden, weil es eine unglaubliche Herausforderung ist, die österreichische Nationalmannschaft bei einem Turnier, noch dazu im eigenen Land, zu betreuen.“

Weiterhin junge Spieler
Der Teamchef betonte einmal mehr, weiterhin auf junge Spieler zu setzen. „Prinzipiell bin ich der Meinung, dass wir mit dem Fördern der Jungen auf einem guten Weg sind. Dass Spieler wie Kavlak oder Harnik noch keine internationale Reife und Klasse haben, ist klar. Aber wenn sich solche Spieler weiterentwickeln, werden wir in drei, vier Jahren ein viel besseres Team als jetzt haben.“ Ein Comeback von Ivica Vastic und Co. wäre hingegen ein Rückschritt. „Dann haben wir das gleiche Problem wie jetzt in zwei, drei Jahren, noch dazu mit schlechteren Zukunftsaussichten.“

Verärgert zeigte sich Hickersberger über das seiner Meinung nach „verzerrte“ Bild der österreichischen Fußballer in der Öffentlichkeit. „Der Fußballer hat das Image eines Faulenzers, eines Menschen, der mit wenig Leistung viel Geld verdient. So ein schlechtes Image haben sonst nur wenige Berufsgruppen.“

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