Den Vogel hat dabei ein fast 80-Jähriger abgeschossen, der ein Script geschrieben hatte, um die Seniorenkom-Seite zu hacken. So wollte er durch vorgetäuschte Aktivität Punkte sammeln und bei einem Wettbewerb einen Laptop gewinnen.
Einem anderen Senior hatte bereits Fortuna ihre Gunst und bei einer Tanzveranstaltung einen Computer geschenkt. Durch den daraufhin besuchten Kurs auf den Geschmack gekommen, gründete er eine Computergruppe, die sich auf das Schneiden von Urlaubsfilmen spezialisierte. Doch der geschenkte Rechner erwies dafür als zu leistungsschwach, weshalb der 82-Jährige das “alte Graffel” durch modernste Hightech ersetzte, erzählte Gerlinde Zehetner.
Abseits derartiger Anekdoten zeichnet ein Blick in die Zahlen der Statistik Austria ein deutliches Bild: Lediglich etwas mehr als ein Fünftel der Anfang 2009 befragten 65- bis 74-Jährigen hatten in den vergangenen drei Monaten das Internet genutzt, während es bei den 16- bis 24-Jährigen fast 97 Prozent waren. Allerdings hatten sich 2002 lediglich 3,3 Prozent der Senioren ins Netz “verirrt”.
Viele aus der älteren Generation hätten einerseits Angst, etwas kaputt zu machen, andererseits wollen sie sich bei einem Frontalunterricht nicht durch “dumme Fragen” blamieren. Dies fällt bei den kostenlosen Kursen “Ältere lernen von Jüngeren”, die in ganz Österreich angeboten werden, großteils weg. “Die Burschen und Mädchen sind alle immer sehr geduldig und höflich”, betonte Zehetner.
Ältester Teilnehmer war übrigens ein 100-Jähriger, der nicht zum alten Eisen gehören, sondern mit Enkerln und Urenkeln mitreden wollte. Das Thema Kommunikation steht bei den Senioren ebenso an erster Stelle wie bei den Junioren – und so nutzen sie das WWW nicht viel anders, vielleicht aber aus anderen Gründen. Etwa wenn der pflegebedürftige Mann nicht so lange alleine gelassen werden kann und das Kaffeekränzchen eben virtuell stattfindet.
“Seit der Industrialisierung hat es immer Modernisierungsverweigerer gegeben”, sagte der pensionierte Soziologieprofessor Reinhold Knoll. Sie scheinen in ihrer skeptischen Haltung auch recht zu haben, weil sie kommen ja tatsächlich ohne Internet zurecht. “Doch dieses ermöglicht qualitative Sprünge, an denen sie nicht teilhaben können”, so Knoll. Dies seien etwa enge soziale Bindungen über tausende Kilometer und eine Beschleunigung der Kommunikation – Verweigerer versäumen dies. “Sie sind buchstäblich exkommuniziert – ich kann mir nicht vorstellen, dass das klug ist”, meinte der Wiener.