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13-Jähriger nach Faustschlag im Heim

Der 13-jährige Daniel, der eine Frau in der Nachbarschaft in Hohenems krankenhausreif schlug, ist in behördlichem Gewahrsam - die VN berichteten.

Am Dienstag um 14 Uhr holte ihn die Fürsorge von zu Hause ab. Trotz seiner Tränen und jenen der Eltern. Im Haus der Familie Sch. gestern gegen 15.30 Uhr: Daniels Mutter blickt verbittert ins Leere. „Es gehört zum Schlimmsten, wenn man einem ein Kind wegnimmt.“ Auch Vater Heinz hat den behördlichen Besuch noch nicht verkraftet. „Wir haben geweint. Der Daniel auch. Er fragte nur, wann er wieder kommen wird.“ Dem kräftigen Bauarbeiter wässern die Augen, während links und rechts die zwei jüngsten Geschwister Daniels, Marc und Ines, sich an ihn schmiegen. „Natürlich“, so Heinz Sch., „hat er einen Blödsinn gemacht. Aber dass man in der Früh nur kurz von der Bezirkshauptmannschaft angerufen wird und am Nachmittag holen sie dein Kind einfach so ab, das versteh’ ich nicht.“

Entschuldigung überlegt

Nicht eingestehen wollen sich die Eltern, dass ihr Ältester offensichtlich gravierende Probleme hat. Auch eine stark ausgeprägte Ausländerfeindlichkeit wollen sie bei ihm nicht orten. „Die schlagen ihn doch auch herum. Da hat er sich halt gewehrt.“ Gegen eine unschuldige Frau, die ihm nichts getan hat? „Nein, nein. Das war natürlich überhaupt nicht in Ordnung.“

Frau Sch. will nicht sagen, wie die Frau von der Jugendwohlfahrt die Mitnahme Daniels begründete. Vielleicht wegen mangelnder Fürsorge, Pflege und Erziehung? Die Frau schweigt. Heinz Sch. erwähnt, dass er sich unmittelbar nach der Faustattacke seines Sohnes beim Opfer entschuldigen wollte. „Aber ich habe mich ehrlich gesagt geschämt.“

Jetzt ist es zwischenzeitlich wieder aus mit versöhnlichen Gedanken gegenüber dem Opfer und ihren Angehörigen. Ganz im Gegenteil: Heinz Sch. überlegt, einen Anwalt einzuschalten. „Wegen dem Gerede mit dem Messer. So was hat Daniel vielleicht einmal mitgehabt. Aber sicher nicht öfters.“ Seine Frau meint, sich wegen der Erziehung nichts vorwerfen lassen zu müssen. „Daniel hat alles gehabt.“

„Wollen weg von hier“

Besuchen werden sie ihn am Wochenende. In der Auffanggruppe des Vorarlberger Kinderdorfes in Bregenz. Und wenn sie ihn irgendwann wieder zurückhaben, soll er nicht mehr allzu lange in dieser Wohnsiedlung sein müssen. „Weil“, so Vater Heinz, „wir von hier wegziehen wollen.“

„Es war Gefahr in Verzug“

Schwarzach (VN/hk) Für die Jugendwohlfahrt bestand kein Zweifel über die gesetzte Maßnahme im Falle des 13-jährigen Daniel.

„Die vorläufige Trennung des Kindes von seiner Familie wurde auf Basis der Erkenntnisse der Sachverständigen getroffen“, erklärte Angelika Albrich von der Jugendwohlfahrt Dornbirn. Was meistens bedeutet: Gefahr in Verzug. „Es wurden Umfeld und Familie geprüft. Die Tat war nicht der einzige ausschlaggebende Grund für diese Maßnahme.“

Daniel ist derzeit in der Auffanggruppe des Vorarlberger Kinderdorfes in Bregenz untergebracht. Dort werden Experten, darunter Sozialarbeiter und Psychologen, über die Zukunft des Jungen entscheiden. „Natürlich sollen die Eltern in diesen Prozess auch eingebunden werden“, sagt Angelika Albrich.

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