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13-Jährige in Wien getötet: Verdächtige unkooperativ

Die 13-Jährige wurde in Wien-Donaustadt getötet.
Die 13-Jährige wurde in Wien-Donaustadt getötet. ©APA/HERBERT NEUBAUER
Am Wochenende wurde eine 13-Jährige in Wien-Donaustadt getötet. Bei den Einvernahmen schwieg der jüngere Verdächtige bisher, der ältere bestritt die Tat.
Mordalarm in Wien
Tod durch Ersticken
Opfer identifiziert
Ermittlungen auf Hochtouren
Zwei Festnahmen
Ein Verdächtiger vorbestraft
ÖVP gegen Evaluierung von Abschiebungen

Die beiden 16 bzw. 18 Jahre alten Verdächtigen, die eine 13-Jährige aus dem Bezirk Tulln am Wochenende in einer Wohnung in Wien-Donaustadt missbraucht und getötet haben sollen, haben in den Einvernahmen bisher nicht zur Aufklärung des Sachverhalts beigetragen. Laut Polizeisprecher Markus Dittrich schwieg der Jüngere bisher, während der Ältere bestritt, etwas mit der Tötung des Mädchens zu tun zu haben.

Verdächtige in Justizanstalt überstellt

Nach einer weiteren polizeilichen Einvernahme am Mittwoch sind die Verdächtigen in die Justizanstalt (JA) Josefstadt überstellt worden. "Die zuständige Staatsanwältin hat die Überstellung verfügt", teilte Carmen Kainz, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, Mittwochmittag auf APA-Anfrage mit.

Die Verdächtigen werden im Verlauf des Nachmittags Zellen in der Jugendabteilung der JA beziehen. Ab diesem Zeitpunkt hat die Anklagebehörde 48 Stunden Zeit, um U-Haft-Anträge beim Landesgericht einzubringen. Die Staatsanwaltschaft hat auch bereits die Einholung mehrerer Fachgutachten - darunter ein Obduktionsgutachten zur Abklärung der genauen Todesursache sowie ein toxikologisches und ein molekulargenetisches Gutachten - in Auftrag gegeben.

Zur Person des 16-Jährigen wurden am Mittwoch weitere Details bekannt. Der junge Afghane befindet sich erst seit knapp drei Monaten in Österreich, er war am 7. April eingereist und stellte in weiterer Folge einen Asylantrag. Seine Mutter und seine Schwester halten sich bereits länger in Österreich auf, beide haben 2020 Asyl bekommen. Der 16-Jährige wurde zum Asylverfahren zugelassen - allerdings wurde nach Informationen der APA aufgrund des ihm nunmehr angelasteten Verbrechens ein Verfahren zur Aufenthaltsbeendigung eingeleitet.

Nehammer und Pürstl gaben Details zur Tat bekannt

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) und Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl hatten am Montag Details zu den Ermittlungen rund um den Tod der 13-Jährigen bekannt gemacht. Das Mädchen kannte demnach die beiden Verdächtigen und hatte sie freiwillig in die Wohnung des 18-Jährigen in Wien-Donaustadt begleitet. Dort wurden ihr Pürstl zufolge Drogen - vermutlich Ecstasy - verabreicht, es hätten "Straftaten gegen die sexuelle Integrität" des Mädchens stattgefunden.

Die näheren Umstände ihres Todes und wie die 13-Jährige auf die Straße kam, sind weiterhin unklar. Nach Informationen der APA soll der 18-Jährige sie aus der Wohnung getragen und in einem unweit seiner Bleibe gelegenen Grünstreifen abgelegt haben. Dittrich zufolge war dies auch am Dienstag noch Gegenstand von Ermittlungen. Behauptungen von Nachbarn in Boulevardmedien, die Verdächtigen hätten dafür einen Teppich verwendet, wies der Polizeisprecher zurück. Es könne ausgeschlossen werden, dass der Teppich, den ein Nachbar gefunden haben will, mit der Tat in Zusammenhang stehe, so Dittrich zu einem entsprechenden Bericht von "OE24.at".

Zeitpunkt des Todes noch Gegenstand der Ermittlungen

Offen blieb, ob das Mädchen zum Zeitpunkt des Transports noch am Leben und bewusstlos oder bereits tot war. Pürstl stellte diesbezüglich fest, es müsse noch geklärt werden, ob eine Vorsatztat (eine auf den Tod des Mädchens gerichtete bzw. deren Ableben billigend in Kauf nehmende Handlung, Anm.) vorliege. Dafür dürfte die Einholung mehrerer medizinischer Gutachten erforderlich sein.

Zur Verantwortung des 18-jährigen afghanischen Staatsbürgers, der mehrfach in Österreich mit dem Gesetz in Konflikt gekommen war - unter anderem wegen Suchtgifthandels, gefährlicher Drohung und Raufhandels - und abgeschoben werden sollte, wollte sich Dittrich nicht näher äußern. Somit blieb zunächst offen, ob er einfach nichts mit der Tötung zu tun haben will, nicht am Tatort gewesen sein will oder gar das Mädchen gar nicht gekannt haben will. Die Ermittler dürften jedenfalls überrascht sein, dass der Verdächtige überhaupt mit ihnen redet. Die normalerweise übliche Verhaltensweise - schweigsam zu bleiben - legt jedenfalls der 16-Jährige an den Tag. Weitere Festnahmen in dem Fall gab es bisher nicht, betonte Dittrich. Er wollte aber nicht ausschließen, dass es weitere Verdächtige gibt.

Mädchen war bei NÖ Kinder- und Jugendhilfe bekannt

Unterdessen wurde ein Detail zum Opfer bekannt. Die NÖ Kinder- und Jugendhilfe teilte mit, dass "die betroffene Minderjährige an die örtlich zuständige Kinder- und Jugendhilfe angebunden und somit dieser bekannt war".

Edtstadler lädt zu Rundem Tisch

Nach dem Mord an einer 13-Jährigen in Wien lädt Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) am Donnerstag zu einem Runden Tisch. Geladen würden Experten unter anderem aus den Bereichen Frauen, Jugend, Psychologie und Arbeit, erklärte sie gegenüber der APA. Einen Schwerpunkt will Edtstadler, die während der Baby-Pause von Susanne Raab auch die Jugend- und Frauenagenden innehat, aber vor allem auch auf schnellere Abschiebungen von straffällig gewordenen Flüchtlingen legen.

Edtstadler will sich ansehen, wie Täter auch schneller außer Landes gebracht werden können. Die Frage sei, wie man die Verfahren entsprechend beschleunigen könne. Wenn jemand wie einer der Tatverdächtigen drei Mal verurteilt sei, die Abschiebung entschieden sei, der aber immer wieder berufen könne, dann müsse man sich ansehen, wo hier Änderungen möglich seien. Gegenüber oe24.tv sprach sie sich für Abschiebungen "notfalls auch während eines laufenden Verfahrens" aus.

Edtstadler will allgemein schauen, was schief laufe

Ausgehend von dem "barbarischen Mord" wolle man auch allgemein schauen, was schief laufe. Es gehe darum, Frauen und Jugendliche zu schützen und inwieweit bei manchen Flüchtlingen Integration überhaupt möglich sei: "Menschen, die von uns Schutz wollen und unsere Werte mit Füßen treten und das auch noch in Taten zum Ausdruck bringen, haben bei uns nichts verloren", sagte die Kanzleramtsministerin im APA-Gespräch.

Edtstadler will sich ansehen, wie Täter auch schneller außer Landes gebracht werden können. Die Frage sei, wie man die Verfahren entsprechend beschleunigen könne. Wenn jemand wie einer der Tatverdächtigen drei Mal verurteilt sei, die Abschiebung entschieden sei, der aber immer wieder berufen könne, dann müsse man sich ansehen, wo hier Änderungen möglich seien.

"Naive Vorstellungen" im Umgang mit solchen Personen müssten aufhören. Migration schaffe "natürlich auch Probleme", auf die es Antworten benötige. Dazu brauche es vielfältige Ansätze, auch auf europäischer Ebene, drängte Edtstadler einmal mehr auf einen effizienteren Außengrenzenschutz und Hilfe vor Ort. Nun wolle man sich bei dem Gipfel von unterschiedlichen Seiten ansehen, welche Probleme durch den Zuzug entstünden und was mit jenen passiere, die straffällig geworden seien.

Kurz vehement gegen Abschiebestopp

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat sich am Mittwoch nach dem Ministerrat vehement gegen jegliche Relativierungen nach dem Mord an einer 13-Jährigen in Wien gewandt. Wortmeldungen wie, dass die Eltern ihre Fürsorgepflicht nicht entsprechend wahrgenommen hätten oder die mutmaßlichen Täter traumatisiert gewesen sein könnten, lehne er "zutiefst" ab. Es handle sich um eine unfassbare barbarische Tat, die ihn wütend mache.

Die beiden jungen Männer, die verdächtig sind, stammen aus Afghanistan. Einer von ihnen sollte abgeschoben werden. Dass entsprechende Außerlandesbringungen auch weiter stattfinden werden, garantierte Kurz: "Einen Abschiebestopp nach Afghanistan wird es mit mir nicht geben." Man werde auch mit Entschlossenheit gegen straffällig geworden Asylwerber vorgehen.

Zadic über Brutalität erschüttert

Justizministerin Alma Zadic (Grüne) zeigte sich am Rande ihrer Befragung im Ibiza-Untersuchungsausschuss erschüttert darüber, mit welch unglaublicher Brutalität bei dem Mord vorgegangen worden sei. Die Justiz werde alles daran setzen, den Fall aufzuklären. Aber auch die Asylverfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht müssten schneller und zügiger durchgeführt werden. Die Stelle leide seit Jahren unter Personalmangel.

Kritik von SP-Sicherheitssprecher Einwallner

SP-Sicherheitssprecher Reinhold Einwallner erklärte indes, dass Bluttaten nicht dafür missbraucht werden dürften, politisches Kleingeld zu wechseln. In einer Aussendung verlangte er selbst von Innen-, Justiz- und Finanzministerium, "endlich genügend Ressourcen frei zu machen, um Asyl- und Abschiebebescheide möglichst schnell abarbeiten zu können. Dass beim Bundesverwaltungsgericht Asylverfahren Jahre dauerten, weil das Personal fehle, liege in der Verantwortung der ÖVP.

(APA/Red)

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