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Das sind die schönsten Gemeindebauten Wiens

Der Karl-Marx-Hof ist der schönste Gemeindebau Wiens.
Der Karl-Marx-Hof ist der schönste Gemeindebau Wiens. ©APA (Sujet)
Wir haben die VIENNA.at-User abstimmen lassen, nun steht das Ergebnis fest: Der Karl-Marx-Hof, der Wachauer Hof und das Hundertwasserhaus sind die schönsten Gemeindebauten in ganz Wien. Was die Wohnhäuser so besonders macht, erfahrt ihr hier.

Eindeutiger Sieger unserer Abstimmung ist der Karl-Marx-Hof in Wien-Döbling. Er erhielt 15,85 Prozent aller Stimmen und ist damit der schönste Gemeindebau Wiens. Auf dem zweiten Platz landete mit 8,72 Prozent der Wachauer Hof in Wien-Leopoldstadt, dicht gefolgt vom Hundertwasserhaus in Wien-Landstraße. Doch was macht diese Bauten so besonders? Wir haben uns die Wohnhäuser für euch genauer angesehen.

Der Karl-Marx-Hof

Der Karl-Marx-Hof wurde zwischen 1927 und 1930 in der Heiligenstädter Straße 82-92 errichtet. Hier befand sich einst die “Hagenwiese”, durch die Seitenarme der Donau verliefen. Später diente das Gelände als Kleingartensiedlung, bevor der Bau des Karl-Marx-Hofes begann, der für die Wiener Sozialdemokratie der Zwischenkriegszeit symbolhaften Charakter hatte. Bürgermeister Karl Seitz eröffnete die riesige Wohnanlage des Architekten Karl Ehn am 12. Oktober 1930. Sie sollte das neue Selbstverständnis der Arbeiterschaft demonstrieren.

Immer wieder kam es hier im Laufe der Geschichte zu Kämpfen, wodurch der Karl-Marx-Hof zum wohl berühmtesten Gemeindebau Wiens wurde.

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Namensgeber der Wohnhausanlage war Karl Marx, der als einflussreichster Theoretiker des Kommunismus galt und dessen politischen Schriften die Arbeiterbewegung des 19. und 20. Jahrhunderts prägten. Während der Zeit der Kämpfe wurde der Bau zwei Mal umbenannt, nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt die Anlage jedoch wieder ihren ursprünglichen Namen.

Auf einer Gesamtfläche von 156.000 m² befinden sich 1266 Wohnungen, große begrünte Innenhöfe und eine Reihe von Gemeinschaftseinrichtungen wie eine Mütterberatungsstelle, Zahnklinik, Apotheke, Bücherei, ein Postamt, Jugendheim, zahlreiche Geschäfte, Zentralwäschereien, etc.

Der Wachauer Hof

Der Wachauer Hof in der Jungstraße 15 war nach seiner Errichtung, die zwischen 1923 und 1924 stattfand, mit fünf Geschäftslokalen, zwei Werkstätten, einem Kindergarten und Badeeinrichtungen ausgestattet. Heute gibt es davon nur noch zwei Geschäftslokale und der Kindergarten wurde zu einer Elternberatungsstelle umfunktioniert. Auch ein Allgemeinarzt hat sich hier zwischen den 186 Wohnungen angesiedelt.

VIENNA.at/Jennifer Schindl
VIENNA.at/Jennifer Schindl ©VIENNA.at/Jennifer Schindl

Die für diese Zeit untypische Architektur hat keinen monumentalen Charakter, sondern weist einen eher ländlichen, romantischen Stil auf. Auch der Name des Hofes passt dazu – die Anlage des Architekts Hugo Mayer wurde nach der niederösterreichischen Landschaft Wachau benannt.

Das Hundertwasserhaus

Das Hundertwasserhaus wurde in den Jahren 1983 bis 1985 in der Kegelgasse 36-38 erbaut. Ausschlaggebend für die Umsetzung von Hunderwassers Idee nach einem “Haus für Menschen und Bäume” war eine Empfehlung Bruno Kreiskys an den damaligen Bürgermeister der Stadt Wien Leopold Gratz. Architekt Josef Krawina sollte das Gebäude nach Hundertwassers Vorstellung umsetzen, schied jedoch 1983 aus dem Projekt, wodurch Architekt Peter Pelikan die weitere Planung übernahm. Nach Fertigstellung des Ziegelrohbaus arbeitete Friedrich Stowasser, wie Hundertwasser mit bürgerlichem Namen hieß, ein Jahr lang täglich auf der Baustelle, bis die Wohnhausanlage der Stadt Wien 1985 mit seinen 52 Wohneinheiten und vier Geschäftslokalen fertiggestellt wurde.

Über 200 Bäume und Sträucher zieren die Balkone und Dachterrassen des Hundertwasserhauses. Friedrich Stowasser betonte wiederholt die Wichtigkeit von Individualität. “Beim Haus ist eine individuelle verschiedene, organische Gestaltung der Außenmauer jeder einzelnen Wohneinheit von grundlegender Bedeutung, damit der Bewohner sich auch von außen mit seinem Haus im Haus identifizieren kann. Meine unregelmäßige Gestaltung der Wohneinheiten außen ist nicht denkmalgeschützt, sondern als Vorleistung auf das Fensterrecht jedes einzelnen zu betrachten”, schrieb der Künstler 1985. “Die Wohneinheiten sind rot, blau, gelb, weiß mit dunklem Rand. Die farbigen Wohneinheiten werden durch Keramiklinien begrenzt. Diese äußeren Begrenzungslinien der Wohneinheiten mit Keramikbändern folgen nicht dem rechtwinkligen Rastersystem von Wohnungsböden, Wohnungsdecken und Zwischenmauern innen, sondern täuschen außen eine organische Unregelmäßigkeit vor, die innen (noch) nicht existiert”, erklärte Hundertwasser weiter.

VIENNA.at/Jennifer Schindl
VIENNA.at/Jennifer Schindl ©VIENNA.at/Jennifer Schindl

Auch bei den Fenstern verfolgte der Maler ein ähnliches Konzept: “Ich habe acht Fenstertypen entworfen, die verschieden breit und hoch sind, und sie unregelmäßig in die Wand gesetzt, so daß ein Eindruck entsteht, als ob die Fenster willkürlich tanzen, ohne Rücksicht auf die Innenräume”. Die Repetition immer gleicher Fenster nebeneinander und übereinander wie im Rastersystem verglich Hundertwasser 1990 mit einem Merkmal der Konzentrationslager. “Ein Mann in einem Mietshaus muß die Möglichkeit haben, sich aus seinem Fenster zu beugen und – so weit seine Hände reichen – das Mauerwerk abzukratzen. Und es muß ihm gestattet sein, mit einem langen Pinsel – so weit er reichen kann – alles außen zu bemalen, sodaß man von weitem, von der Straße sehen kann: Dort wohnt ein Mensch, der sich von seinen Nachbarn, den einquartierten versklavten Normmenschen, unterscheidet”, erklärte der Künstler weiter.

Auch im Inneren des Gemeindebaus findet sich Hundertwassers Vorliebe für Unregelmäßigkeit, etwa in den Gängen, den Badezimmern und im Stiegenhaus. “Statt sklavisch Fliesen nebeneinanderzulegen, bildeten die Arbeiter immer freiere Formen. Vom Boden krochen die Fliesen auf die Wand und wurden zu Bildern”, schrieb Friedrich Stowasser 1985.

>> Das Ergebnis der Abstimmung im Detail

(Red.)

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