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“2.865 Tage - Der Fall Peter Heidegger“ als Buch erschienen

Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis das Schicksal des Gmundner Fliesenlegers Peter Heidegger zwischen zwei Buchdeckeln zu finden ist. Der Oberösterreicher saß knapp acht Jahre lang wegen eines Mordes in Haft, den er nachweislich nicht verübt hat.

“2.865 Tage – Der Fall Peter Heidegger“ heißt das Buch aus der Feder des Salzburgers Reinhard Grabher, das vor wenigen Tagen erschienen ist.

Die Causa selbst ist weitgehend bekannt, berichten doch die Medien seit nunmehr über 14 Jahren sehr ausführlich darüber. Am 5. Juli 1993 wurde in Wals die Taxilenkerin Claudia Deubler erschossen. Wenige Tage später wurde Heidegger verhaftet und nach langen Vernehmungen gestand er die Tat. Zwei Wochen später widerrief er dieses Geständnis, dennoch wurde er 1994 wegen Mordes zu 17 Jahren Haft verurteilt. Knapp acht Jahre später wurde er aus der Haft entlassen und 2003 im neu aufgerollten Verfahren wegen erwiesener Unschuld freigesprochen. Heuer wurde in einem dritten Verfahren ein damals noch Jugendlicher wegen des Mordes an Claudia Deubler verurteilt.

Grabher reduziert den Mordfall Deubler ganz bewusst zum Fall Heidegger, die Ereignisse nach seinem Freispruch werden nur noch kurz erwähnt. Nach dem Studium Tausender Seiten von Protokollen und Gerichtsakten und vielen Gesprächen vor allem mit Heidegger und dessen Mutter erzählt der Autor chronologisch und sehr detailliert die Geschichte dieses großen Kriminalfalles Österreichs.

Und gerade die Schilderungen Heideggers sind es, die veranschaulichen, dass es da nicht nur um einen Namen, einen Verurteilten, eine Schlagzeile geht, sondern um einen Menschen, der die ganzen Vorgänge, beabsichtigten oder passierten Ermittlungsfehler auszubaden hatte und dafür so bedeutende Jahre seines Lebens im Gefängnis verbringen musste. Beeindruckend wird auch die Rolle der Mutter gezeigt, die stets von der Unschuld des Sohnes überzeugt war, ihm viel Kraft gab und den Kampf um Gerechtigkeit stets weiterführte, der schließlich doch noch Erfolg brachte.

Und hier liegt auch die Antwort auf jene Frage, die Grabher selbst im Vorwort stellt aber nur unzureichend beantwortet: Wer braucht schon ein Buch über einen Justizirrtum? Der Fall Heidegger hat schonungslos aufgezeigt, wie leichtfertig und unbedacht manche Akteure in der Strafverfolgung vorgehen, nur um rasch eine Tat aufgeklärt zu haben. „Der gegenständliche Akt hat wieder einmal aufgezeigt, wie viel Verantwortung die damit befassten Berufsgruppen (angefangen bei den Ermittlern bis zu den Medien) haben. Ich bin selbst sehr nachdenklich geworden“, meinte heuer im Frühjahr die Richterin Bettina Maxones-Kurkowski während des dritten Prozesses zum Mordfall Deubler, den sie leitete, gegenüber der APA. So gesehen sollte Grabhers Buch Pflichtlektüre in der Aus- und Fortbildung der betroffenen Berufsgruppen sein.

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