Wir waren geschockt, aber wir hatten nicht ein Mal einen Kratzer. Zum Tsunami-Jahrestag erinnerten sich Robert und Monika Sedlacek am Sonntag im Gespräch mit der APA an ihre Flucht vor der Todeswelle. Das Ehepaar aus Wien-Donaustadt hatte vergangenes Jahr in Patong auf der thailändischen Ferieninsel Phuket geurlaubt, wohin es auch zu Weihnachten 2005 wieder zurückgekehrt ist.
run, run, run
Gegen 9.45 Uhr waren Robert und Monika am 26. Dezember 2004 aus dem K-Hotel zum Meer aufgebrochen – und trafen dort auf sehr wenig Wasser. Selbst Schiffe weit draußen seien bald auf dem Trockenen gelegen. Nur wenig später habe Strandboy Lek, den die Sedlaceks seit vielen Jahren kennen, run, run, run geschrien. Er ist unser Lebensretter, so das Ehepaar, das von einer schwarzen Wand sprach, die auf die Küste zugerollt sei.
Wir haben unsere Sachen geschnappt und sind gerannt. Wie wir die Strandstraße überquert haben, wissen wir nicht mehr. Es sei einzig und allein ums Laufen gegangen, erinnerten sich die Wiener. Ich habe mich nur ein Mal umgedreht, sagte Monika Sedlacek. Zu laufen aufgehört hätten sie und ihr Mann erst im Garten des K-Hotels.
Obwohl das Ehepaar die Katastrophe unversehrt überstanden hatte, saß der Schock tief. Die Frau etwa war drei Tage lang nicht zu bewegen, das Hotel zu verlassen. Dazu hatte sie nach eigenen Angaben für einige Zeit keinen Appetit und verbrachte schlaflose Nächte. Das Erlebte bringt man nicht aus dem Kopf, ergänzte ihr Mann, der laut eigener Aussage ein flaues Gefühl im Magen bekommt, wenn ich Tsunami-Berichte sehe.
Rückkehr war selbstverständlich
Dass sie wieder in Phuket urlauben würden, stand für die Sedlaceks schon bei der vorzeitigen Heimreise am 30. Dezember 2004 fest. Das sind wir der Bevölkerung schuldig. An einer Gedenkfeier am Montag, dem Tsunami-Jahrestag, wollten die Wiener auf jeden Fall teilnehmen. Ich muss mich bedanken, dass ich noch lebe, betonte der Mann.
Den 26. Dezember sehen die Sedlaceks nun wie einen zweiten Geburtstag. Dass das Paar seit der Katastrophe ein Patenschaftsprojekt der Caritas unterstützt, sei eine Selbstverständlichkeit.