Zwei tatverdächtige Personen wurden allerdings nur formal festgenommen: Sie liegen mit lebensgefährlichen Schussverletzungen im Krankenhaus. Ob sie jemals einvernommen werden können, scheint derzeit zweifelhaft.
Zur Vorgeschichte: Am Samstag (27. Mai) war in der Discothek Monte Kristo in Vösendorf die Stimmung am Siedepunkt. Ein brechend volles Lokal, und alle warteten auf den Star des Abends – den serbischen Sänger Sherif. Lokalbesitzer hatte für den Auftritt 7.000 Euro bezahlt. Doch Sherif sang nicht. Muki, Chef des Gürtellokals Estrada erlaubte es nicht. Es ging um unbeglichene Schulden, sagen die Kriminalisten, doch wer wem wie viel Geld schuldete, ist nach wie vor unklar.
Zwei Tage später dann der Racheakt: Vier Männer stürmten ins Cafe Cappuccino, wo sich Muki aufhielt und verlangten von ihm 50.000 Euro für den verpatzten Abend in Vösendorf. Aus einem Wortgefecht wurde eine handfeste Schlägerei, der Schlägerei folgte ein heftiger Schusswechsel.
Vjekoslaw J., einer der vier unerwarteten Besucher, dürfte eine Waffe gezogen haben, wurde aber selbst zum Opfer. Die Ermittler fanden J. später am Boden liegend mit zwei Einschüssen im Brust- und Bauchbereich, Kopfverletzungen sowie mehreren Messerstichen im Gesäßbereich vor. Er hatte eine Pistole bei sich, die aber nicht abgefeuert wurde. Vor dem Lokal befand sich der verletzte Renato T., ebenfalls bewaffnet.
Wer wann auf wen geschossen hat, ist zwar noch Gegenstand fieberhafter Erhebungen, fest steht lediglich, dass T. ebenfalls zwei Einschüsse im Bauch- und Brustbereich aufwies – und dann mit einem Kopfschuss regelrecht hingerichtet wurde. Zudem wurden neun Patronenhülsen sichergestellt, die von den Ermittlern im und vor dem Lokal in der Ottakringer Straße gefunden wurden.
Zwei Tage nach dem Feuergefecht im Cappuccino dann erneut eine Festnahme. Am Donnerstagabend ging den Kriminalisten der Albaner Enver H. ins Netz. Er soll laut Zeugenaussagen insgesamt fünf Mal geschossen haben, auch der Kopfschuss dürfte auf sein Konto gehen. Doch H. gab in seiner Einvernahme an, gar nichts getan zu haben und nur deshalb im Lokal gewesen zu sein, weil er in die Kellnerin verliebt ist.
Neben den beiden Schwerverletzten und Enver H. wurde auch Muki, der Chef vom Cafe Estrada, festgenommen – obwohl er nicht geschossen hat. Die Polizei hofft, den genauen Tathergang in den kommenden Tagen rekonstruieren zu können – anschließend könnte es zu weiteren Festnahmen kommen.