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„Wenn wir nicht erfolgreich wären, würde gar nichts gehen“

AFBÖ-Präsident Michael Eschlböck
AFBÖ-Präsident Michael Eschlböck ©vienna.at/sportsshooter.at
Für Österreichs Footballsport war der Sieg bei der Heim-Europameisterschaft in Wolfsberg ein Meilenstein. Die AFBÖ-Auswahl gehört damit zu den besten sechs Nationen in Europa. Verbandspräsident Michael Eschlböck sieht im internationalen Erfolg den entscheidenden Faktor für die hierzulande noch relativ exotische Sportart.

Es war ein Triumph. Teilweise nach Belieben hatte Österreichs Team bei der vorwöchigen B-EM Gegner wie Italien, Spanien und Dänemark dominiert, drei klare Siege gefeiert und damit den Aufstieg in die A-Gruppe der europäischen Top-Nationen perfekt gemacht. Kaum war der Jubel in der Wolfsberger Lavanttal-Arena verebbt, wurde im Stadion ein Datum zum beherrschenden Thema: Freitag, 23. Juli 2010.

Vorfreude auf Duell mit Deutschland
An diesem Tag findet in der Commerzbank-Arena in Frankfurt das Eröffnungsspiel der A-Europameisterschaft statt. Gastgeber Deutschland trifft auf Aufsteiger Österreich. Dass die Spieler dem Duell mit der „besten Mannschaft Europas“ (AFBÖ-Präsident Eschlböck) geradezu entgegenfiebern, versteht sich. „Da muss man aufpassen. Aber Headcoach Rick Rhoades wird sie schon vor der Partie wieder auf den Boden bringen und fokussieren. Wir werden den Deutschen eine harte Partie liefern – leicht werden sie es nicht haben“, sagt Eschlböck.

“Es wartet viel Arbeit auf uns”
Neben Österreich und Deutschland gehen bei der A-EM Schweden, Finnland, England und Frankreich an den Start. „Es wartet viel Arbeit auf uns, wenn wir dort nicht untergehen wollen. Wenn wir den Spirit dieses Turniers mitnehmen können, dann werden wir dort nicht Letzter werden“, meint der AFBÖ-Präsident. Dass dem rotweißroten Team vor einem direkten Vergleich mit den Top-Nationen nicht bange sein muss, zeigt ein Blick auf die internationalen Erfolge der heimischen Vereine, die in den letzten Jahren die wichtigsten europäischen Klub-Bewerbe (Eurobowl, EFAF Cup) gewinnen konnten.

Heimische Meisterschaft “stärkste Liga Europas”
Die Erfolge basieren auf einer starken, ausgeglichenen Liga. Die Austrian Football League (AFL) bezeichnet sich gerne als die „stärkste Liga Europas“. Eschlböck sieht den Grund dafür in der Einstellung zum Sport: „Die Professionalität von 90 Prozent der AFL-Spieler ist sehr hoch – obwohl es ein Amateursport ist. Die wollen einfach gut sein.“ Um die Motivation auch nach serienweisen Titelgewinnen aufrecht zu erhalten, seien die US-Legionäre bei den Teams wichtig.

US-Legionäre als Maßstab
Die Anzahl der Legionäre wurde im Vorjahr auf vier pro Team beschränkt, eine weitere Reduktion für die kommende Saison wird derzeit diskutiert, „aber unter drei Legionären pro Team wird es nicht gehen“, sagt Eschlböck. „Es geht darum, sich an der Qualität der Legionäre zu orientieren. Die sind ja ein Maßstab – an jemandem, der besser ist, kann man sich messen.“

Verband erwartet “harte Arbeit”
Mit der rasanten Entwicklung von Österreichs Football auf dem Spielfeld auch von Verbandsseite her Schritt zu halten, ist keine leichte Aufgabe. Dem AFBÖ bleibt kaum Zeit, es geht Schlag auf Schlag: 2010 die Teilnahme an der A-EM in Deutschland, 2011 findet gar die Weltmeisterschaft im eigenen Land statt. „Auf uns wartet harte Arbeit, besonders auch im Hinblick auf die Situation des ORF“, spielt Eschlböck auf das Sparprogramm des öffentlichen Rundfunks an. Bei einer Kürzung oder Streichung des Spartenkanals Sport Plus würde American Football wohl von der Mattscheibe verschwinden.

“Wenn wir nicht erfolgreich wären, würde gar nichts gehen“
Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise treffen vor allem die kleineren Sportverbände und -vereine. Bei den Sponsoren sitzt der Rotstift locker. Die Geldgeber konzentrieren sich auf massentaugliche Events mit starker Medienpräsenz. Gelingt es dem Verband, der Sportart trotzdem einen Wachstumsschub zu geben? „Wir haben viele Ideen, haben aus der Vorbereitung für Wolfsberg viel gelernt.“ Für den Präsidenten ist der Erfolg auf dem Rasen der entscheidende Faktor: „Es ist auch eine Frage des Hypes. Menschen neigen dazu, sich dem Erfolgreichen zuzuwenden“, meint Eschlböck. „Wenn wir nicht erfolgreich wären, würde gar nichts gehen.“

Heim-Weltmeisterschaft “ein anderes Kapitel”
Insofern sei der Sieg bei der B-EM wesentlich für die Zukunft der Sportart in Österreich gewesen, das Abschneiden bei der A-EM werde ähnlich wichtig sein. Die Weltmeisterschaft 2011 dagegen sei „ein anderes Kapitel. Da geht es auf einmal um USA, Kanada, Japan. Da wird es exotisch. Da geht man auch gerne einmal hin als einer, der sich nicht so auskennt, der noch nie bei einem Footballmatch war – denn so oft kommt das nicht nach Europa.“

Martin Ucik

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