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„Stadt der Moscheen“ vor Sturmangriff

Wegen der zahllosen sunnitischen Gotteshäuser wird sie auch die „Stadt der Moscheen“ genannt. Zu trauriger Berühmtheit gelangte Falluja allerdings, weil die Stadt zum Zentrum des erbitterten Widerstandes gegen die US-Präsenz geworden ist.

Frauen sind auf den Straßen der Stadt 65 Kilometer westlich von Bagdad fast nie zu sehen. Falls sie sich doch zeigen, sind sie entsprechend der strengen Kleidungsvorschriften von Kopf bis Fuß bedeckt. Das Leben der Männer wird ebenfalls von der islamischen Tradition geprägt, die täglich fünf Gebete vorschreibt. Anders als im übrigen Irak wurde in Falluja nie der Verkauf von Alkohol zugelassen. Die Kebab-Restaurants haben Gebetsräume und ein Großteil der männlichen Bevölkerung trägt Bärte als Zeichen strenger Religiosität.

Wie andere Städte im sunnitischen Dreieck um Bagdad profitierten Falluja und seine rund 300.000 Einwohner von der 23 Jahre währenden Herrschaft Saddam Husseins. Der gestürzte Präsident, selbst Sunnite, rekrutierte zahlreiche Offiziere seiner Republikanischen Garde aus dieser Gegend.

Der Hass gegen die US-Besatzung entzündete sich bei der Invasion vor eineinhalb Jahren: Zwei Mal feuerten amerikanische Soldaten in Menschenansammlungen in der Stadt und töteten dabei 18 Zivilpersonen. Die Spannungen stiegen, als die Truppen im Frühjahr zahlreiche Razzien durchführten und dabei in Häuser und Wohnungen eindrangen – für die Einwohner eine grobe Verletzung der Privatsphäre der Frauen. Die Lage eskalierte am 31. März, als Aufständische vier amerikanische Söldner töteten und die Leichen schändeten. Zwei der Amerikaner wurden vom wütenden Mob an einer Brücke aufgehängt. Die US-Streitkräfte reagierten mit einer Belagerung.

Zwar wurde die Abriegelung drei Wochen später aufgehoben und die Kontrolle über die Stadt an eine neu formierte „Falluja-Brigade“ mit Offizieren der aufgelösten irakischen Streitkräfte übergeben. Doch deren Einfluss war von Beginn an gering. Nach US-Angaben ist die Stadt inzwischen zur Operationsbasis für Terroristen wie den jordanischen Extremisten Abu Musab al-Zarqawi geworden. Die Einwohner streiten strikt ab, dass sich Zarqawi bei ihnen versteckt und die Stadt zur Basis von Terroristen wurde. Dass „eine kleine Zahl ausländischer Kämpfer“ in Falluja Unterschlupf gesucht hat, leugnet allerdings niemand.

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